Maria Grund arbeitet viele Jahre als Drehbuchautorin in London und New York, bevor sie in ihre schwedische Heimat zurückkehrte und 2021 mit „Fuchsmädchen“ ihren ersten Thriller veröffentlichte. Mit „Rotwild“ setzt sie die Reihe um die beiden ungleichen Ermittlerinnen Sanna und Eir nun fort.
Bei vielen Krimireihen ist es nicht so relevant ist, in welcher Reihenfolge die einzelnen Romane gelesen werden, da sich die Rahmenhandlung zwar fortsetzt, die jeweiligen Fälle aber in sich abgeschlossen sind und in folgenden Büchern kaum thematisiert werden. „Rotwild“ allerdings sollte auf keinen Fall vor dem Vorgänger gelesen werden, wenn man sich als Leser nicht die Spannung verderben will! Auch wenn es in der drei Jahre nach „Fuchsmädchen“ spielenden Handlung um einen neuen Mordfall geht, wird immer wieder Bezug auf die Geschehnisse im ersten Roman genommen und es werden auch wichtige Details verraten. Dies macht auch Sinn, da die Ereignisse für die Rahmenhandlung eine große Rolle spielen und vor allem die psychische Verfassung der Kommissarin Sanna immer noch beeinflussen.
Diese hat sich aus der Mordkommission eigentlich zurückgezogen auf ein ruhiges Polizeirevier auf dem Land. Als sie jedoch einem Notruf nachgeht und auf einer verlassenen Farm mitten im Wald einen unbekleideten und schwerverletzten jungen Mann findet, der kurz darauf stirbt, ist es mit der Ruhe vorbei. Sanna wird von ihrer ehemaligen Partnerin Eir und dem neuen Chef in die Ermittlungen mit einbezogen, die immer weitere Kreise ziehen. In den Wäldern der Insel verbergen sich nicht nur geheime Bunker, nicht registrierte Anwesen und weitere Tote, auch das Opfer selbst hatte wohl einiges zu verbergen. Und nicht zuletzt werfen die vergangenen Mordfälle ihre Schatten auch auf die gegenwärtigen Ereignisse.
Maria Grund versteht es, ihre Leser in den Bann zu ziehen und sowohl Spannung aufzubauen als auch eine intensive Beziehung zu ihren Hauptfiguren zu schaffen. Die Handlung wird nicht rückblickend, sondern in der Gegenwartsform erzählt, so dass wir uns immer mitten im Geschehen befinden. Ein interessantes Stilmittel ist auch, dass die Romane weder zeitlich noch räumlich genau verortet sind. Es ist immer nur von der Insel oder der Stadt die Rede, nur die Namen der Figuren lassen den Schluss zu, dass wir uns irgendwo in Schweden befinden. Es werden vage Andeutungen auf Unruhen und Kriege auf dem Festland gemacht, was natürlich auf die aktuelle Gegenwart zutrifft, aber auch in eine unbestimmte Zukunft deuten könnte.
Fans des Genres wird „Rotwild“ genauso wie „Fuchsmädchen“ begeistern, da hier alle Zutaten eines guten Thrillers auf erfrischend neue Art gemischt werden. Zudem hat Maria Grund mit Sanna und Eir zwei vielschichtige, starke Frauenfiguren erschaffen, deren Geschichte man gerne weiterverfolgt. Es bleibt also zu hoffen, dass noch viele spannende Fälle auf der Insel folgen werden!