Nach der Veröffentlichung seines aktuellen Studioalbums „Paranormal“ (2017) – einem der erfolgreichsten Alben des Schock-Rockers mit den höchsten Chartplatzierungen weltweit – tourte die amerikanische Legende mit einer atemberaubenden Show um die ganze Welt, begleitet von der (nach eigenen Worten) besten Band, die Alice Cooper je hatte.
Nach einem ganzen Jahr on the road, endete die „Paranormal Tour“ am 7. Dezember 2017 im weltbekannten Olympia in Paris. Einem Theater, das im wahrsten Sinne ikonisch ist. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1888 ist die Stätte über mehr als 130 Jahre Zeuge des Wandels der Entertainment- und Pop-Kultur und beherbergte Größen von Édith Piaf bis hin zu Johnny Hallyday, den Beatles und nun Alice Cooper!
Die 90-minütige Rockshow bietet eine Reise durch Alice Coopers zeitlose Kreationen: Klassiker wie „Poison“, „School’s Out“ oder auch „No More Mr. Nice Guy“ wechseln sich mit Alice Cooper-Schätzen wie „Pain”, „Woman of Mass Destruction” und auch „Paranoiac Personality” ab, der ersten Single des Albums „Paranormal”.
Was mir von Anfang an positiv auffällt, ist die unglaubliche Energie, die dieses Livealbum vermittelt. Natürlich ahnt man als Zuhörer, dass diese Show die üblichen Zutaten eines Alice-Cooper-Events mit sich bringt: nämlich die Theatralik und die Dramaturgie aus Horror-Elementen und düsterem Gehabe. Doch da erkenne ich auch zwei Seiten bei diesem Release. CD 1 widmet sich eher den Rocksongs, die zum Teil gar nicht zu den großen Hits des Schockrockers gehören, die hier aber stilvoll und aggressiv ans Publikum gebracht werden. Es sind vor allem die harten und schnellen Titel mit ihrem rauen Sound und starken Solo-Einlagen der Instrumentalisten.
Erst mit „Feed My Frankenstein“ auf CD 2 beginnt die gewohnte Schockrock-Show, die auch eingespielte Showelemente, Stimmen aus dem Off und vermutlich das übliche Gehabe mit Zwangsjacke, Guillotine oder Zeitmaschine enthält. Dass man diese Elemente auf dem CD-Release nicht sehen, sondern nur erahnen kann, tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Der Protagonist ist in seinen Ansagen sehr zurückhaltend. Stattdessen hört man aber immer wieder das anfeuernde Publikum, das mit französischem Akzent „Alice, Alice“ skandiert. Der Sound ist überzeugend und die Liveband wirklich fantastisch.
Auch die Aufmachung gefällt mir sehr gut, angefangen von dem Cover, das Alice Cooper in einem durchaus intimen Moment (nämlich beim Auftragen der Bühnenschminke) zeigt. Der Digipack enthält kein Booklet, sondern ist stilecht wie eine alte Doppel-LP aufgemacht. Infos zu Konzert sowie Songs erhält man auf den Innenseiten und die Silberlinge stecken stilecht in zusätzlichen Papierhüllen. Für mich ist diese CD der perfekte Live-Release eines der besten Bühnen-Charismatiker, die ich kenne. Vielleicht sogar sein bestes Livealbum bisher.