Irgendwie tut es schon weh, wenn man mit ansehen muss, wie sich Annemarie Eilfeld gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten im „Sommerhaus der Stars“ zum Affen machen muss. Hat sie das wirklich nötig? Bei den ganzen D- und E-Promis dort war sie doch die einzige, die eine wirkliche Karriere vorzuweisen hat, zumindest im heute so alltäglichen Castinggeschehen.
2004 war sie in der Endrunde von „Star Search“, fünf Jahre später bei DSDS. Und das war natürlich Fluch und Segen zugleich. Der Bekanntheitsgrad stieg und die Masse an Fans war nicht zu unterschätzen, gleichzeitig verstehen es aber Dieter Bohlen und RTL aus dem EffEff, talentierte Künstler in den Boden zu stampfewn und ihnen jede Eigenständigkeit zu nehmen.
Im Anschluss war die Sängerin auf der Suche nach ihrer Nische im Musikgeschäft. Will heißen: im Spannungsfeld zwischen Schlager und möglichst exzentrischem Pop. Beides hat sie versucht – beim Schlager ist sie hängen geblieben. Und das passt auch, denn sie hat eine wirklich hervorragende Stimme, die ohne technische Unterstützung auskommt.
Heutzutage bedeutet Schlager aber leider auch die ewige Eintönigkeit des Discofox und der Dancefloor-Beats. Seit 2015 ist kein eigenes Album erschienen und das aktuelle Werk ist zum Teil auch Aufguss älterer Hits. Die Zusammenstellung hat aber durchaus Charme, geht ins Ohr und ist überaus tanzbar.
Annemarie hat den Titelsong zum Album mit einem einzigen Ziel geschrieben und komponiert: Mut machen! „Das Lied richtet sich an alle großen und kleinen Träumer und soll zeigen, dass Nichts unmöglich ist. Egal wer ihr seid, wo ihr herkommt oder was ihr in eurer Vergangenheit gemacht und erlebt habt“. Diese Message kann sie durchaus authentisch vermitteln.
Darüber hinaus arbeitet sie mit renommierten Songwritern und einem DJ, die ihr das Material auf den Leib schneidern. Die unsägliche P!nk-Coverversion „Es geht vorbei“ (im Original: „Try“) will ich jetzt mal außer Acht lassen. Der Rest hat durchweg Disco- und Schlagerradio-Potential.
Neben den neuen Songs gibt es die älteren Hits „Dein Herz ist eine Geisterstadt“, „Barfuß durch Berlin“ und „Wir sind Helden“ neu aufbereitet. Vier Remixe ihrer aktuellen Singles, komplettieren das Album.
Annemarie Eilfeld musste während ihrer Zeit bei „Deutschland sucht den Superstar“ viel ungerechtfertigte Kritik einstecken und hat sich trotzdem nie unterkriegen lassen. Ihr Durchhaltewillen hat sich ausgezahlt. Mittlerweile ist sie seit vielen Jahren als erfolgreiche und starke Frau im deutschen Schlager unterwegs und hat mit ihren zahlreichen Hits für einige Ohrwürmer gesorgt. Die neue CD setzt diesen Weg unbeirrt fort und ist zugleich gelungene Standortbestimmung.
Was mir noch fehlt: Einige Balladen und Akustik-Versionen. Das kann sie sich mit ihrer Stimme nämlich durchaus leisten. Darüber hinaus ist die Plattenfirma ziemlich lieblos mit der CD umgegangen. Ein echtes Booklet mit Songtexten und Hintergründen hätte man sich dann doch gewünscht.