Bei „Star Search“ ist sie in jungen Jahren noch an ihrem Lampenfieber gescheitert. Ihr erstes englischsprachiges Album veröffentlichte Clara Güll im Jahr 2010, doch es verfehlte den Weg in die Charts. Ein Cover von „Am Tag als Conny Kramer starb“ ebnete den Weg zur deutschsprachigen Musik – und seitdem ist die 25jährige Sängerin aus Lahnstein ganz weit vorne, was schöne melancholische Popmusik angeht. Sie nennt sich nun Clara Louise und veröffentlichte kürzlich das zweite Album unter diesem Namen.
So funktioniert das also bei einem „Selfmade-Artist“. Inzwischen ist Clara Louise von Rheinland-Pfalz nach Salzburg gezogen. Mit „Die guten Zeiten“ könnte sie aus der Ferne endlich den Durchbruch schaffen.
Es ist eines der wunderbarsten und vielseitigsten deutschsprachigen Popalben unserer Zeit, dessen klanglich-stilistisches Spektrum von verspielt-sommerlichem Feelgood-Pop über behutsam-zauberhafte Folkeinflüsse bis hin zu sehnsuchtsvollen Oldschool-Soul reicht. „Es sind zwölf sehr ehrliche, authentische, gefühlvolle und liebevoll gestaltete Songs“, schwärmt Clara Lousie. „Ich hoffe, dass sie inspirieren und bewegen. Es steckt sehr viel Leidenschaft und Herzblut darin und ich hoffe, dass man das hören und vor allem auch spüren kann.“
Auf der einen Seite gibt es optimistische Songs, die dem Hörer Mut machen: „Aufstehen“ ist als Opener so ziemlich der schnellste und aufrüttelndste Song des Album. „Bis wir bei uns sind“ überzeugt mit Textzeilen wie „So lange wir laufen, schiebt uns der Wind“. Auf der anderen Seite aber erleben wir viel Melancholie und Gänsehaut erzeugende Sanftheit – mit dem Höhepunkt „Montag“ ganz zum Schluss. Oder einen Song wie „Leben ohne dich“, der die traurige Erkenntnis „Das ist ein Leben ohne Sorgen“ enthält – und die vielleicht autobiographische Zeile „Sie singt nur noch traurige Lieder“. Die meisten Titel berühren das Herz in ihrer Traurigkeit und sind zugleich trostvoll.
„‘Die guten Zeiten‘ ist für mich eine Momentaufnahme der letzten zwei Jahre. Alles, was ich so erlebt habe und worüber ich nachgedacht habe“, erläutert die junge Singer-Songwriterin. „Es hat etwas sehr Befreiendes, Dinge aufzuschreiben, sie loszulassen und auszudrücken. Oft lernt man sich beim Songschreiben auch irgendwie kennen und versteht die eigenen Gedanken besser. Musik spielt schon mein Leben lang eine große Rolle und bedeutet für mich, dass ich mich ausdrücken kann, aber auch, dass ich abtauchen in eine andere Welt kann und mich aus dem Alltag herausziehen.“
Das ist ein Effekt, den auch vor dem Zuhörer nicht Halt macht: Clara Louises Songs betören mit zauberhafter Leichtigkeit, wohltuender Natürlichkeit und einem großartigen Gespür für Melodie und Poesie. Nachdenklichkeit und entwaffnende Ehrlichkeit der jungen Songwriterin sind bewundernswert. Und der optimistische Albumtitel gibt Grund zur Hoffnung.