HipHop Klassiker im Jazz und Swing Format – kann das funktionieren? Eher nicht. Doch Phil Ohleyer und Chris Dunker machen mit ihrem neuen Projekt Goldmeister deutlich, was in der Musik alles möglich ist. Die beiden großen Einflüsse und Inspirationen ihrer Musik, nämlich die Goldenen Zwanziger und Grandmaster Flash, haben Goldmeister schon im Bandnamen zusammengefasst. Und diese Idee zieht sich durch das ganze Album, das geprägt ist von Dixieland, Oldtime Jazz, Swing und Lounge-Musik.
Mit ihrer Band Phoenix West machen die beiden Protagonisten als „Stimme des Ruhrgebiets“ schon länger zusammen Musik. Doch hier wagen sie etwas völlig Neues. Es gibt Titel von den Fanta 4, Fettes Brot, Culcha Candela, Peter Fox, Xavier Naidoo, Udo Lindenberg und Jan Delay in ganz neuem Stil – mit entspannten Rhythmen und Bläser-Arrangements. Damit liefern sie uns eine Zeitreise der ganz besonderen Art.
Schon Ende 2016 gab es erste Ausflüge in die Swing-Ecke. In diversen Sessions in Chris‘ Herrenzimmer entstand zunächst als Jux die Idee, Swing oder alte Dixie-Titel mit deutschen Texten zu mischen – und sie phrasierten diese in Rap-Manier. Dazu stießen dann aus der Hamburger Musikszene die Ragtime Bandits und der Pianisten Lutz Krajenski. Das neue Projekt nahm schneller als gedacht Gestalt an. Bereits der Name Goldmeister deutet auf die zwei Hauptkomponenten hin, die in ihrem hochgradig tanzbodenkompatiblen Mix stecken. Die Goldenen Zwanziger Jahre und der HipHop, der in den USA unter anderem von Grandmaster Flash aus der Taufe gehoben wurde. Was lag also näher, als verschiedene Zustände von Oldtime Jazz der Goldenen Zwanziger mit dem Rap deutscher Prägung von heute zu verkuppeln?
Das Ergebnis fühlt sich an, als hätten Goldmeister ein Elixier gefunden, das seit mindestens zwanzig Jahren auf der Hand liegt, aber niemand zu greifen wagte. Denn wie von Zauberhand verbinden sich die Songs aus der Feder bekannter Rap- und HipHop-Künstler nebst einer Eigenschöpfung „Ihr Tattoo“ mit fröhlichen Breitseiten von Brass, Banjo und Klavier zu einem ebenso organischen wie virulenten Future-Mix der gehobenen Art. Kurz vor der Schwelle der Zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts gilt es, aus dem Füllhorn verschiedener Traditionen progressiver Tanzmusik den Partysound der Zukunft zu formulieren. Goldmeister hat diesen Sound gefunden.
Freut euch auf ein plötzlich sehr gleichgültiges „Sie ist weg“, auf ein entspanntes „Hamma!“, ein absolut beschwingtes „Jein!“ und die basslastige Bläserversion von Udo Lindenbergs „Cello“, die auch im Original nichts mit HipHop zu tun hat. Sehr gehaltvoll – ein durch und durch überraschendes Album.