Mit ihrem aktuellen Album „Kompass zur Sonne“ haben In Extremo im Mai ihr 13. Studioalbum veröffentlicht und direkt Platz 1 der Albumcharts erobert. Jetzt legt die Band eine „Extended Version“ des Albums nach und bringt ein Doppelalbum mit insgesamt 32 Songs (inkl. Livealbum) auf den Markt. Dazu gibt es den neuen Song „Ewig sein“ als Single.
“Kompass zur Sonne” gehört definitiv zu den stärksten Werken der Band. Das Album liefert ein optimistisches Motto in wirren Zeiten. Schmissige Refrains, dazu Dudelsack, Leier und Schalmei zu bisweilen harten Gitarrenriffs. So lassen wir uns gern Geschichten erzählen über „Troja“ und das „Narrenschiff“. Eine Überraschung ist sicherlich „Wer kann segeln ohne Wind“ – ein schwedisches Traditional, das stilecht vom Amon Amarths Johann Hegg eingegrowlt wird.
Neben den 14 Songs der ursprünglichen Ausgabe vom Mai wird mit dem wunderbar brachialen Rockstück „Ewig sein“ ein völlig neuer Song präsentiert, der sich flott und eingängig in die Tracklist einfügt. Von „Wer kann segeln ohne Wind“ gibt es zusätzlich eine Variante ohne den Vokalbeitrag von Johan Hegg und bei der ergreifenden Klavier-Version von „Schenk nochmal ein“ greift niemand geringeres als Götz Alsmann in die Tasten.
Die größte Freude dürfte den Fans aber die Bonus-CD bereiten, denn sie enthält den kompletten In Extremo-Auftritt beim „Wacken World Wide“-Festival, das Ende Juli, Anfang August 2020 wegen der Corona-Pandemie online als Live-Stream über die Bühne gehen musste. Auch wenn kein Publikum dabei sein durfte, legte die Band doch einen begeisternden Gig hin.
Was ich etwas nervig finde: Man hat beim Livealbum wie in einer zweitklassigen Pro7-Show ein jubelndes Publikum vom Band eingespielt. Das sorgt zwar für Live-Feeling am CD-Player, entspricht aber nicht der objektiven Wahrheit. In Zeiten der Pandemie muss es auch mal ungewöhnliche Livealben geben – ohne Publikum – so wie beispielsweise Nick Cave das vorgemacht hat. In Extremo tun sich und ihren Fans hier keinen Gefallen, finde ich. Aber zur Ehrenrettung sei gesagt: Wenn man die Hintergründe nicht kennt, hört sich das Publikum sehr echt an.