Wer die 80er Jahre nicht komplett verschlafen hat (oder noch zu jung war, um Abende und Vorabende vor dem Fernseher zu verbringen) kennt vermutlich alle Melodien, die auf dem Album von Jay Alexander zu hören sind. TV-Serien wie „Das Traumschiff“, „Derrick“ oder „Die Schwarzwaldklinik“ haben dem Publikum unvergessene Momente einer glanzvollen Fernsehepoche beschert. Und auch die markanten Erkennungsmelodien konnten sich längst zu heimischem Kulturgut entwickeln. Auf seinem neuen Album widmet sich Jay Alexander den Filmmusiken der beliebtesten deutschen Kultserien, die der Tenor erstmals mit Texten versehen ließ und mit seiner prägnanten Stimme wieder auferstehen lässt.
Der vokale Teil schwankt zwischen anspruchsvollem Schlager und Opernarie. Da ist Jay Alexander genau der Richtige. Die Texte sind nicht etwa tiefgründig, aber auch nicht zu platt. Thematisch passen sie sehr gut zu den Serien und geben den Melodien – die oft mit Bildern in unserem Kopf verknüpft sind – eine kleine Geschichte mit.
Gemeinsam mit der Vogtland Philharmonie Greiz Reichenbach und den Kai Müller Chören verwandelt er das Intro zu „Diese Drombuschs“ in ein luftig-leichtes Liebeslied mit Operettenflair. Mit seiner bombastisch arrangierten Version von „Derrick“ schaut er dem gleichnamigen Polizeikommissar über die Schultern und begleitet den „Landarzt“ auf Hausbesuch in die idyllischen Weiten Norddeutschlands. Vom malerischen Ostseestrand führt ihn sein Fernweh erst auf das Romantik-Deck des „Traumschiffs“, von dem der Tenor von einem Shanty-Chor begleitet auf ein Kreuzfahrtschiff aus der ostdeutschen Produktion „Zur See“ überwechselt – der seinerzeit populärsten Fernsehserie der DDR.
„Keine Fragen“ ist die wunderschöne James Last-Melodie zum Oldie „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ und „Phantasien“ treibt mir mit Klaus Doldingers „Flug auf dem Glücksdrachen“ wahrhaft kleine Glückstränchen in die Augen. Die deutschen Texte wissen zu gefallen, aber auch den originalen Song „You Never Walk Alone“ zur Serie „Freunde fürs Leben“ interpretiert Alexander sehr authentisch.
Die Idee zu diesem Album ist schon genial und Textdichterin Johanna v. Wilsdorf, die für die meisten Lyrics verantwortlich ist, hat einen ordentlichen Job gemacht. Jay Alexanders Stimme passt gut zu den Elementen zwischen Melancholie und Dramatik. „Serienhits“ ist mal wieder eine spannender Solo-Release des Künstlers, der auch hier ganz gut ohne seinen Gegenpol Marc Marshall zu bestehen weiß.