Soll keiner sagen, er hätte nicht gewusst, was ihn erwartet: Kylie Minogue – die Queen of Pop aus Australien – nennt ihr neustes Album „Disco“. Damit war klar, dass es eine Zeitreise in die Glitzerwelt der 80er und vor allem 90er Jahre geben wird. Wer sich gerne in der Welt von Daft Punk oder Giorgio Moroder bewegt und das Drehen der Discokugel als ultimative Aufforderung zur Bewegung ansieht, liegt hier schon mal gut.
Ganz klar, Kylie hat das Rad nicht neu erfunden. Der Opener „Magic“ gibt mit einer schönen Melodie und treibendem Beat die Richtung vor. Dabei bleibt es dann auch im Allgemeinen. Oft hört man gar nicht, wo ein Song endet und der andere beginnt. Wer sich aber darauf einlässt – und die Tracks einzeln anwählt – entdeckt Songperlen wie „Say Something“ und „Last Chance“. Auch ein Stückchen Selbstironie spielt mit. „Where Does The DJ Go?“ und „Dance Floor Darling“ nehmen das Genre zumindest inhaltlich auf die Schippe.
Für „Disco“ arbeitete Kylie sowohl mit einer Reihe neuer als auch bereits bekannter Namen zusammen, darunter Sky Adams, der an sechs Songs des Albums mitwirkte. Des Weiteren steuerten unter anderem Teemu Brunila, Biff Stannard, Lisle Campbell, Jon Green, Troy Miller und Ph. D kreativen Input zum Album bei. Das Besondere an den Recordings war, dass größtenteils mitten während des Lockdowns aufgenommen wurde. Alle Beteiligten arbeiteten und nahmen jeweils von einem anderen Ort aus auf, was auch dazu führte, dass Kylie die Vocals auf einigen der Tracks zu Hause selbst produzierte.
Vor zwei Jahren schien Kylie auf der Suche nach sich selbst. „Golden“ war zwar poppig genug, um nicht aus dem Rahmen zu fallen, lieferte aber einen ungewöhnlichen Nashville-Sound, der ihr viele neue Fans bescherte. Der pandemische Sommer, der viele Künstler ins introvertierte Songwriting führte, bewirke bei Kylie das Gegenteil: Sie fand den Weg zurück zum Dancefloor und liefert ein astreines glamouröses Partyalbum.
Kylie ist ohne Frage und immer noch Kult. Als Person sammelt sie sowieso einen Sympathiepunkt nach dem anderen. Wenn dann noch ein solides und nostalgisches neues Album heraus kommt, hat sie alles richtig gemacht – mal wieder. Was jetzt noch zum Glück fehlt ist die Öffnung der Tanzflure und Konzertbühnen.