Die Parallelen zwischen Lina Larissa Strahl und Miley Cyrus sind unverkennbar. Beide wurden per Schauspielkarriere berühmt und sie mussten erst einmal lernen, diese Rolle abzulegen, um auf eigenen Füßen zu stehen und eigenständig erfolgreich zu sein. Mit dem Sieg beim KiKA-Wettbewerb „Dein Song“ 2013 hatte Lina bereits die musikalische Grundlage zu ihrer Karriere gelegt – und sie muss auch nicht so provokant sein wie Miley. Der Song „Rebellen“ haut zwar ordentlich rein und ruft zum Schwimmen gegen den Strom auf – von Eskapaden à la Miley ist die deutsche Künstlerin aus Niedersachsen allerdings weit entfernt.
Spannender ist da schon ihre neue Single „Hype“, die ein durchaus autobiographisches Licht auf Linas Karriere wirft. Es geht darum, seinen Platz in der Welt und auf der Bühne zu finden – und nicht wie ein Feuerwerkskörper im Himmel zu verglühen, während auf dem Boden schon die Asche zusammen gekehrt wird. Ein nachdenkliches Bild, das viel davon vermittelt, was in der jungen Sängerin vorgeht.
Mit „R3bellin“ hat Lina ein sehr tanzbares und gut produziertes Album vorgelegt. Fast nur schnelle Nummern – und sie singt mit charismatischer Stimme, die inzwischen weit von der süßen Bibi Blocksberg entfernt ist. Manchmal kommt es zu elektronischen Verfremdungen, was aber okay ist. Und die erzählenden Momente gefallen mir gut, beispielsweise in „Ohne dich“ als Monolog des Selbstbelügens. Ebenso besticht „Limit“ mit erzählendem Gesang.
Dabei wird es nur selten ruhig. Selbst die Ballade „Bescheuertes Herz“ ist bisweilen energisch laut, im Gegenzug bringt „Everest“ ein wenig Ruhe ins Album. Ebenso wie die abschließenden Highlights „Süß (Ich kann nichts dafür)“ und „Küss mich (+)“. Hingegen erinnern elektronische Songs wie „Glüh Birne“ und „Game Over“ gerne mal an die seligen Wir sind Helden oder gar an The Prodigy – und treiben damit die Tanzbarkeit auf die Spitze. Bei „Wir waren hier“ sehe ich Parallelen zu Max Giesinger, der einen Titel gleichen Namens auf seinem neuen Album hat: Es geht um das Leben im Jetzt und das Hinterlassen von Spuren.
Um nochmal auf „Hype“ zurückzukommen, das von einem Interview-Auszug eingeleitet wird. „Mit meinem Album rebelliere ich generell nicht gegen etwas, sondern für etwas! Ich möchte gerade den Jüngeren da draußen zeigen, dass zu viel Social Media ungesund ist. Macht Euch nicht von Kommentaren, Followern und Likes abhängig. Macht das Handy auch mal aus. Vertraut auf Euch selbst!“ Ein energisches Statement der jungen Künstlerin. Bleibt zu hoffen, dass sie einige Teenies mit auf diesen Weg nehmen kann. Es wäre ja schon mal ein Vorteil, wenn diese das ganze Album hören statt nur einzelne Songs zu streamen…