Maria Menas aktuelles Album „Growing Pains“ gehört zu den Veröffentlichungen im Jahr 2015, auf die ich mich ganz besonders gefreut habe. Die junge Norwegerin hat mich bereits 2007 mit ihrer Hit-Single „Just Hold Me“ verzaubert und seitdem sowohl auf CD als auch live immer wieder begeistert. Für ihr fünftes in Deutschland erscheinendes Studioalbum hat sich Maria Mena zwei Jahre Zeit gelassen, und wieder ist es sehr autobiographisch geworden. In diesem Zeitraum ist viel passiert, denn sie hatte ihre Scheidung zu verarbeiten. Und sie hat mehr getan als das: „Growing Pains“ ist ein Konzeptalbum geworden, dass diese schwierige Phase komplett durchlebt und Marias Gefühlswelt ehrlich und reflektiert widerspiegelt.
Das Album startet mit dem Verzweiflungsschrei „Good God“. Was habe ich nur getan? Es folgt eine Achterbahn der Gefühle, auf der die Songwriterin zu verarbeiten sucht, was mit ihr geschieht. Da ist die neue Freundin des Ex-Manns, die Maria ihm gönnt, aber die sie nicht sehen will. „I Don’t Wanna See You With Her“. In „Good And Bad“ und „You Deserve Better“ geht sie sehr fair mit ihrem Verflossenen um. Sucht die Schuld für das Scheitern ebenso bei sich wie bei ihm. In philosophischen Ausbrüchen geht es um das Betäuben von Gefühlen („Not Sober“) und um das Angekommensein ganz unten („Bend Till I Break“).
Jetzt könnte man sagen, so viel Emotionalität ist schwer zu ertragen. Tatsächlich kann das Album Menschen mit Liebeskummer vermutlich sehr nach unten ziehen. Doch die Aussage bleibt schlussendlich positiv. „Growing Pains“ ist doppeldeutig zu sehen: Da sind die stetig wachsenden Schmerzen. Doch der Ausdruck meint auch Wachstumsschmerzen – die Schmerzen, die beispielsweise ein Kind beim Großwerden durchstehen muss, um gestärkt daraus hervor zu gehen.
Es ist ein durch und durch magisches Album. Musikalisch insgesamt ruhiger als der elektronisch angehauchte Vorgänger, unglaublich emotional und eindringlich. Es gibt auch hier elektronische Momente – doch ausschließlich im Dienst der Sache. Ein fetter Beat wird eingesetzt, um Gefühle in Form eines Herzschlags zu verstärken. Oder eine kurzfristig verfremdete Stimme betont den Schmerz. Doch diese Effekte werden nie zum Selbstzweck.
Mit jedem Song erzählt Maria ihre persönliche Geschichte weiter. Die Arrangements weben verträumte Klangteppiche und lassen tief in ihre Seele blicken. Und alle Songs sind Treffer. Nichts ist belanglos oder zum Auffüllen von Lücken. Maria hat etwas zu sagen und zieht ihr Ding konsequent durch. Sie verwirrt und fordert den Hörer dabei gelegentlich, versöhnt aber immer wieder mit wunderbaren Melodien und ihrem einfach zauberhaften Gesang. „Growing Pains“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie gerade schwierige persönliche Erlebnisse ungeheure kreative Energie freisetzen können. Wer mit 29 Jahren schon seine Lebensgeschichte mit entwaffnender Offenheit in solch fantastische Musik verwandeln kann, verdient Respekt und Bewunderung. Meine Empfehlung für diese Scheibe lautet eindeutig: Kaufen, von vorne bis hinten hören und eine Weile im CD-Player lassen! Maria Mena wird euch verzaubern.
https://www.youtube.com/watch?v=4JbNmFV0dAM&feature=youtu.be