Wenn man dieses geniale Cover sieht, wünscht man sich umgehend, es im großen Vinylformat in Händen zu halten. Das ist der Stoff, aus dem wundervolle Alben sind – und Pet Needs machen es vor: Der Opener „Outline“ dröhnt als gewaltiges Soundgewitter aus den Boxen und ich werde an alte Helden wie die Beastie Boys und die Bloodhound Gang erinnert. So geht tanzbarer Punk mit hohem Spaßfaktor.
Pet Needs wurden geboren, als Gitarrist George auf dem Sofa seines Bruders Johnny in Colchester landete, nachdem er einen Job in einer Tankstelle in den Midlands für die schillernden Lichter von Nord-Essex aufgegeben hatte. Sie hatten keinen Plan. Aber sie hatten Gitarren. Sie komponierten eine Reihe von Anti-Hymnen, inspiriert von katastrophalen Vorstellungsgesprächen, Selbstzerstörung und Flussfahrten in aufblasbaren Kajaks, die ihr bisheriges Leben bestimmt hatten, und erregten mit ihren eigenwilligen Texten und ihrer überschwänglichen Energie schon bald die nötige Aufmerksamkeit. Mit ihrer explosiven Live-Performance bei den Camden Rocks konnten sie Frank Turner für sich gewinnen, der später das Album mischte und masterte.
Wie alle anderen Bands auch, waren Pet Needs im Jahr 2020 gezwungen von der Straße zu gehen, nahmen dies aber als Zeichen, um ihr lang erwartetes Debüt fertigzustellen. „Fractured Party Music“ ist ein aktueller Schlag gegen die Apathie, der die moderne Unzufriedenheit mit Spott über Verstellung, künstlerischen Ehrgeiz versus kommerziellen Erfolg und Geschichten über Kreativität und Scheitern auf den Punkt bringt. Frank Turner hat die Kollision der frenetischen Energie, die sie in den Monaten ohne Liveshows konserviert haben, für sich nutzbar gemacht. Rausgekommen ist ein Studioalbum mit kreischenden Rückkopplungen und zynisch-bissigen Texten, die selbst den schwersten „Lockdown-Kater“ beseitigen können.
Die aggressiven Vocals sind kaum zu bändigen und das Quartett strotzt nur so vor Kreativität. Die laute Party wird zur Demo gegen unhaltbare Zustände. Ein Streichholz könnte die Chose zum Explodieren bringen, doch dann gibt es auch nachdenkliche Momente mit melancholischem Unterbau. Zwischen düster und melodisch, zwischen Zerstörung und moderner Frische machen Pet Needs den Punk wieder tanzbar. „Fractured Party Music“ ist der Soundtrack für die erste große Sause nach dem Lockdown.