In seinem Song „Wolle“ stellt Reinhard Mey sich vor, wie Wolfgang Petry nach dem selbstgewählten Ende der musikalischen Karriere in seiner Finca sitzt, einen Mojito trinkt, glücklich auf sein Leben zurück blickt und alles hinter sich lässt. Dabei scheint er aber eine wichtige Sache vergessen zu haben: Wer einmal Bühnenluft geschnuppert hat, der kann es einfach nicht lassen.
Wolfgang Petry unterstützte seinen Sohn Achim (der selbstbewusst den gleichen Künstler-Nachnamen benutzt), brachte ein Album mit neuen Versionen der alten Hits heraus und dann gab es tatsächlich ein brandneues Album, das prompt auf Platz 1 der Charts einstieg.
Was das mit der Pete Wolf Band zu tun hat? Nun ja – der Bandname lässt schon drauf schließen und die Stimme des Sängers kommt einem doch irgendwie bekannt vor, ohne dass man sie wirklich einordnen kann. Wolfgang Petry singt jetzt nämlich ordentlichen AOR – richtigen Erwachsenenrock mit Oldie-Attitüde. Er singt auf Englisch und macht moderne Pop-/Rock/Blues-Musik mit einem leichten Country-Touch, die sofort ins Ohr geht.
Fürs neue Repertoire hat er sich Klassiker des Genres ausgesucht, von denen „You Raise Me Up“ der bekannteste sein dürfte. Und auch aktuelles Material findet sich darunter wie Joe Bonamassas „Different Shades Of Blue“. Der einzige neue Song „Getting Old“ handelt davon, wie es mit dem Älterwerden aussieht („How will I be when I am 84“).
Optisch hat Wolle sich gewandelt, indem er statt Schnauzer einen Dreitagebart trägt, die wilde Mähne durch eine „Schippekapp“ ersetzt und auf das Meer an Freundschaftsarmbändern verzichtet. Und musikalisch sind die Veränderungen durchaus überraschend, denn Pete Wolf singt in verschiedenen Tonlagen, klingt hoch und tief sehr sicher und zeigt, wie er auch dieses Genre beherrschen kann.
Er selbst sagt dazu: „Ich habe wahnsinnigen Spaß an Musik, egal ob deutsch, englisch oder eine andere Sprache oder an Musikrichtungen. Jetzt habe ich mir einen Traum erfüllt und mir die Freiheit genommen mein erstes englisches Album zu machen. Ich liebe seit vielen Jahrzehnten diese Musikrichtung und wollte das immer mal machen. Bis jetzt war aber noch nicht die richtige Zeit dafür. Die Songs habe ich aus meiner Sammlung herausgesucht und sie jetzt auf meine Art gemacht.“
Das Album ist sehr gut geworden und (Achtung!) es hat absolut nichts mit den früheren Hits von Wolfgang Petry zu tun. Er ist hier konsequent vom Schlager-Rock zum Blues-Rock gewechselt. Und das hört sich ebenso unerwartet wie hervorragend an.