Lange genug hat Tim Bendzko sich als ironischer Weltretter versucht, nach seiner eigenen Sprache gesucht und voll Melancholie sein Menschsein neu definiert. Das vierte Album ist noch persönlicher geworden und schwankt zwischen Selbstzweifeln und neuer Lebenslust. So verwundert es nicht, dass der Gute im Selbstporträt des Albumcovers sehr geschafft wirkt.
Seine Melancholie hat sich der Berliner erhalten. Ebenso die verspielten Koloraturen in der Melodielinie. Doch die Songs wurden mit Beats und elektronischen Spielereien aufgepeppt. Das ist ungewohnt für den Deutschpoeten, aber es steht ihm sehr gut.
Die Lyrics, die von Getriebenheit im Guten und unerwiderter Liebe handeln, von einem bedingungslosen wie rastlosen Herz, verbreiten Magie. Was wohl auch daran liegt, dass Bendzko nicht mit Alibi-Zeilen um sich schmeißt sondern aus einer sprachlichen Vielfalt schöpft.
Reflektieren bedeutet für ihn auch zu zweifeln. „Fehler prägen mich, mach mehr als genug“, singt er in „Hoch“. Der Song „Laut“ beschreibt eindrucksvoll die Macht der Musik und „Leise“ ist ein durch und durch biographisches Werk voller authentischer Gefühle.
Zwei starke Kollaborationen finden sich in der Tracklist: Kool Savas bereichert „Nicht genug“ und das Streben nach dem immer Größeren, Milow trägt eine englische Strophe zum Text von „Freier Fall“ bei, das den Weg in eine neue Lebensphase beschreibt.
Mit „Filter“ macht Tim Bendko musikalisch einen Schritt nach vorn, ohne sich dabei untreu zu werden. Gut so!