Im vergangenen Jahr konnte man Valentina Mér noch als Support von Maria Mena bewundern. Und das passte hervorragend, denn obwohl die Sängerin aus Offenburg stammt, hat sie doch einen sehr skandinavischen Touch in ihrer Stimme. Verträumt und elfengleich – so will ich das mal nennen.
Die Biographie der jungen Sängerin liest sich folgendermaßen: Valentina Mér wird in Offenburg als Tochter einer musikalischen Familie geboren. Der Vater ist Sänger und Bassist und musiziert gemeinsam mit Valentinas Onkel und Tante – Valentina ist bei den Proben dabei und erprobt bei kleinen Auftritten der Familienband ihr gesangliches Talent, das sie in aller Stille weiterentwickelt.
Eine Reise nach Australien bringt die entscheidende Veränderung: Valentina entdeckt nicht nur das Songwriting, sondern lernt auch die Mitarbeiterin eines deutschen Musikmanagements kennen, das u. a. Philipp Poisel betreut. Zurück zu Hause, wird aus dieser zufälligen Begegnung eine Zusammenarbeit. Valentina nimmt ihre ersten Songs auf und spielt bald darauf einige umjubelte Konzerte zum Beispiel im Vorprogramm von TVOG-Gewinnerin Ivy Quainoo.
Zwei EPs gab es seitdem. Doch wer sich das Debütalbum zulegt, verpasst nichts, denn alle bisher veröffentlichten Songs sind hier mit vertreten. Und die haben es in sich! „Als ich Giant schrieb, dachte ich an jemanden, der mir sehr wichtig ist. Ich wollte ausdrücken, wie ein Mensch für einen anderen ein Riese sein kann, weil er ihn trägt und die Welt aus einer neuen Perspektive sehen lässt. Die Musik ist für mich irgendwie dasselbe – ein Riese, auf dessen Schultern ich viel weiter gucken kann als unten auf der Erde“, sagt Valentina. Genau so klingen ihre Lieder: voll Sehnsucht, Zartheit und Melancholie.
„Paperheart“ gibt einen weiteren Einblick in Valentinas Seele. Am Anfang stehen verschwiegene, sonderbar zerkratzte Piano-Akkorde, die den Weg für einen überraschend treibenden Beat ebnen, bis hymnische Chöre den Song zum Refrain öffnen. „Ich wollte, dass das Lied atmen kann und Platz hat. Der Chorus hat gar keine Worte, aber ich habe das Gefühl alles zu sagen, was ich sagen will.“ Dann explodiert das Lied in einem Rausch, ein Schlagzeug drängt und treibt, die See peitscht und tobt, aber die Protagonistin und ihr Papierherz sind sicher, geschützt, geborgen.
Ihre Wahnsinnsstimme geht direkt unter die Haut und sie bewegt sich stilsicher an der Schnittstelle zwischen Melancholie und zartem Pop. Die Songwriterin lässt sich primär von Reisen, Literatur und Musik inspirieren – kein Wunder also, dass ihre Songs so träumerisch daher kommen. Zwölf erstaunlich zu Herzen gehende Titel enthält das musikalisch recht homogen gehaltene Album.
Das tiefe Gefühl, der weite Blick: Mit Valentina Mér betritt eine Künstlerin die Bühne, deren Zerbrechlichkeit, Authentizität und künstlerischer Wille zu einer außergewöhnlichen Musik führen, die tief berührt und nicht nur hierzulande musikverliebte Menschen aufhorchen lassen wird.