Klavierkabarett auf höchstem Niveau in der Europahalle Trier
Bodo Wartke begeistert seit über 25 Jahren mit seinem virtuosen Klavierspiel und wortgewandten Texten. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. Seine Lieder sind immer am Puls der Zeit, so auch bei seinem aktuellen Programm „Wandelmut“, mit dem er am 19. Oktober 2024 in der ausverkauften Europahalle Trier gastierte.
Schon der Titel beweist nicht nur Bodos Talent für Wortspiele, sondern auch sein Gespür für Politik und Gesellschaft – denn hier wäre etwas mehr Mut für notwendigen Wandel und ein Umdenken in vielen Bereichen durchaus wünschenswert. Da spricht der Künstler deutlich einige Missstände an und lässt den Humor manchmal außen vor.
Der kommt ansonsten aber keineswegs zu kurz. Schließlich ist Bodo ein Meister darin, den ganz normalen Alltagswahnsinn in Lieder zu fassen. Der Opener „Sind Sie nicht…?“ befasst sich selbstironisch mit den Schattenseiten des Ruhmes und den Nachteilen, die es mit sich bringt, sowohl Harry Potter als auch Edward Snowden ähnlich zu sehen. „1 ½ Minuten“ erklärt schlüssig, warum sich Bodos Lieder nicht fürs Fernsehen eignen.
Und dann kommt der Part für die YouTube- und TikTok-Generation. Die kurzen Stücke von Bodo Wartke haben ihn nämlich inzwischen zum weltweiten Phänomen der schnellen Sprache gemacht. Viele werden vermutlich schon in den sozialen Medien über seine Zungenbrecher-Versionen von „Der dicke Dachdecker“ und „Barbaras Rhabarberbar“ gestolpert sein. Wer nicht – dringend mal reinhören:
Aber noch viel wichtiger finde ich den Song „Nicht in meinem Namen“, der die Ungerechtigkeiten und Missetaten diverser Weltreligionen mit deutlichen Worten aus der Sicht des jeweiligen Gottes benennt und anprangert. Das führte zu stehender Ovation mancher Zuschauer*innen noch in der ersten Konzerthälfte.
Eine ganz besondere Herausforderung ist „Der neue Job“ mit einem egoistischen kleinen Chef und nur mit Hilfe der fähigen Kollegin überhaupt zu schaffen. Dieser neue Job als Vater hat Bodo noch zu weiteren Liedern inspiriert. In „Liederwandel“ erzählt er von einem ganz normalen Tag mir seinem Sohn und macht gleichzeitig eine musikalische Reise durch einige seiner beliebtesten Stücke. Und wo er dann schon mal bei sich selbst geklaut hat, macht er gleich noch bei Beethoven weiter und erfindet einen stimmigen Text zu dessen Klassiker „Für Elise“. Als i-Tüpfelchen gibt es schließlich eine Swingversion von Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“.
Wunderbar gelungen ist auch der „Gangsterschlager“, mit dem der Kabarettist eine Brücke zwischen den eigentlich unvereinbaren Genres Schlager (in Form von „Atemlos“) und dem berühmt-berüchtigten Gangsterrap schlägt. Aber neben diesen humorvollen Stücken gab es mit „Das Land, in dem ich leben will“ noch ein weiteres wichtiges Stück mit utopischem Text, das ein Weckruf für alle Demokrat*innen sein sollte.
Insgesamt dauerte das wortgewaltige Musikprogramm ganze zwei Stunden plus Pause. Im Zugabenteil lieferte Bodo einige spannende Coververionen, beispielsweise Nina Chubas Luxus-Satire „Wildberry Lillet“, wobei Bodo den Text weitgehend im Original beließ, aber die Titelzeile durch „Ich bin bei der FDP“ ersetzte. Als kurze Piano-Version gab es „You’re My Heart, You’re My Soul“ und zum Schluss Michael Jacksons „Bad“ als Schlaflied für den Sohn mit deutschem Text: „Ins Bett“.
Dahin sollte sich auch das begeisterte Publikum um 22.30 Uhr aufmachen, nachdem die Standing Ovations abgeebbt waren. Viele werden im nächsten Jahr (11.10.2025) wieder erscheinen, denn dann gibt es in der Europahalle das nächste Programm „Wunderpunkt“. Tickets sind schon erhältlich und ich spreche gern im voraus meine absolute Empfehlung aus!