Konstantin und der Soundtrack seines Lebens
Wenn man die aktuellen Liveprogramme von Konstantin Wecker betrachtet, scheint schon ein wenig Vergangenheitsbewältigung darin zu liegen. Aber keine Sorge – es sieht nicht so aus, als wolle sich der 77jährige in naher Zukunft zur Ruhe setzen. Er tut nur schon mal viel dafür, dass sein Erbe auch über die nächsten Jahrzehnte weiter lebt. So hat er 2013 das Plattenlabel Sturm & Klang veröffentlicht, in dem nicht nur seine eigenen Alben erscheinen, sondern auch Werke befreundeter Künstler*innen, die mit ihm auf einer Wellenlänge sind. Tamara Banez, Miriam Hanika, Sarah Straub; Simon Stadler und Jan Degenhardt, um nur einige zu nennen.
Das aktuelle Programm „Lieder meines Lebens“ ist eine schöne Zeitreise durch Weckers Schaffen, wobei er die immer noch aktuellen politischen Songs mit neuen Stücken anreichert und seiner Poesie sowie den (von manchen linken Fans oft verpönten) romantischen Liebesliedern gegenüberstellt. Diese Konzerte sind stark und ergreifend – so spielt Konstantin eine alte Aufnahme von sich im Duett mit seinem Vater, und er lässt auch Hannes Waders „Es ist an der Zeit“ in seiner ganzen Dramatik neu erklingen.
Manchmal vergisst man darüber, was Konstantin Wecker noch alles gemacht hat – vor allem als Komponist und Interpret von Filmmusik. Das er schon immer ein Faible für Orchester und Sinfonien hatte, konnte man in der Vergangenheit leicht erkennen. Er selbst oder Jo Barnikel an Flügel und Piano, Fanny Kammerlander am Cello, solche Mitstreiter*innen sind gesetzt. Und dann war er ja auch mit der Bayerischen Philharmonie auf Tour.
Das Kammerorchester dieser Philharmonie ist jetzt wieder mit im Boot, wenn „Der Soundtrack meines Lebens“ aufgeführt wird. Damit sind die vielen Werke gemeint, die er zu Filmen und Serien beigetragen hat. Die neue Konzerttour durch Deutschland, Österreich und der Schweiz ist für Konstantin Wecker eine echte Herzensangelegenheit. Auf der Bühne präsentiert der Münchner Musiker, Liedermacher, Poet und Filmkomponist den vielfältigen und opulenten Sound seiner großartigen Filmmusiken.
Wecker verneigt sich mit seinem Bühnenprogramm „Der Soundtrack meines Lebens“ zugleich vor berühmten Schauspieler*innen und Regisseur*innen der letzten 45 Jahre. Denn seine Kompositionen sind Teil der deutschen Filmgeschichte. Die wenigsten wissen bis heute, wie bedeutend der Münchner Musiker als Filmkomponist ist. Konstantin Wecker hat in den letzten Jahrzehnten dutzende Kinofilme, Serien und beliebte Fernsehfilme mit seiner Musik und seinen Kompositionen und unverwechselbaren Melodien geprägt. Wer kann die Titelmusik der Münchner Kultserie „Kir Royal“ von Helmut Dietl über den Klatsch-Reporter Baby Schimmerlos nicht mitpfeifen oder hat den Sound von „Schtonk“, einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilmsatiren aller Zeiten, nicht im Ohr, wenn er oder sie sich an die Groteske über die gefälschten Hitlertagebücher erinnert?
Am Anfang des neuen Projekts stand eine Vision. Die Idee für einen großen Galaabend mit einer Auswahl seiner Filmmusiken und Lieder mit Orchester und vielen Bildern. Doch das Konzert am 4. Juli 2023 in der großen Musik-Arena auf dem Sommer-Tollwood-Festival begeisterte nicht nur das Publikum und die vielen Stars aus dem Umfeld der Filme – auch in Konstantin reifte die Idee für eine komplette Tour mit diesem Programm. Für alle, die nicht dabei sein konnten, ist er hier auf zwei CDs live festgehalten.
Da Konstantin bei der Liederliste möglichst chronologisch vorgeht und zwischen durch auch viele Anekdoten zu berichten hat, darf man sich ganz zu Anfang schon auf das schlüpfrige „Beim Jodeln juckt die Lederhose“ freuen. Dann wird es aber gleich hochwertiger mit „Schwestern oder die Balance des Glücks“ und „Die weiße Rose“. Viele Stücke wie das Titelstück des letztgenannten und „Es könnte schon gehen“ kennt man bereits aus dem Soloprogramm – und sie werden dort ebenso gefeiert wie jetzt von den anwesenden Mario Adorf und Friedrich von Thun.
Ron Williams ist als Gast mit dabei für „Hello Mr. Frieden“ und Elmira Karakhanova, eine russische Opernsängerin, liefert grandiose Melodien. Viele der Arrangements für den Abend stammen von Jo Barnikel. Am Ende der ersten CD ist man dann bei „Schtonk“ angelangt. Auf CD 2 folgen unter anderem die Fernsehreihe über die Ärzte Dr. Schwarz und Dr. Martin, der Film „Mit fünfzig küssen Männer anders“ und viele weitere Stücke, die Wecker mit kurzweiligen Erzählungen versieht. Die Mischung aus Ansagen und Musik funktioniert perfekt – er ist nun mal auch ein großartiger Entertainer.
Es gibt Stücke von Liesl Karlstadt und Karl Valentin – sowie ganz zum Schluss noch Konstantins ureigene Poesie mit „Jeder Augenblick ist ewig“. So beendet der „Morricone von der Isar“ einen wundervollen Konzertabend, den man dann ab Herbst in unterschiedlichen Konzerthallen live erleben darf. Absolut empfehlenswert!
Konstantin Wecker live 2024 – Der Soundtrack meines Lebens
05.10.2024 – München, Circus Krone
07.10.2024 – Berlin, Philharmonie
08.10.2024 – Dresden, Kulturpalast
22.10.2024 – Düsseldorf, Tonhalle
23.10.2024 – Köln, Philharmonie
24.10.2024 – Dortmund, Konzerthaus
02.11.2024 – Bremen, Die Glocke
03.11.2024 – Hamburg, Laeiszhalle
04.11.2024 – Hannover, Theater am Aegi
12.11.2024 – Leipzig, Gewandhaus
02.12.2024 – Freiburg, Konzerthaus
03.12.2024 – Stuttgart, Liederhalle
08.12.2024 – Wien, Konzerthaus
10.12.2024 – Frankfurt a. Main, Alte Oper