Paula Hartmann hat ihre Karriere bereits im zarten Altern von sechs Jahren als Schauspielerin begonnen. Damals bekam sie ihre erste Rolle in einem Fernsehfilm. Viele Jahre später erhielt die inzwischen 22jährige Jura-Studentin einen Plattenvertrag bei Four Music und legt jetzt mit „Kleine Feuer“ bereits ihr zweites Album vor.
Paula Hartmann ist eine Künstlerin mit vielen Facetten. Die Musik der 22-Jährigen Berlinerin ist trotz ihrer Verortung im Urban Pop sehr vielschichtig und dicht. Sie erzählt Großstadtgeschichten mit Rap und Dancefloor Beats, die sich wie ein dichtes Netz auf ihren Alltag zwischen Club-Vibes und Chillout-Areas legen.
Es geht um Gespenster in der Geisterstadt und den Tod der Liebe. Um Disney-Träume und schwarze SUVs. Um Mädchen auf dem Klo und den Wunsch nach Heimat. Die Texte sind kryptisch und poetisch zugleich – mit nachvollziehbaren Bildern: „Die letzte noch rauchen, während ich auf dem Dach wie Snoopy lieg.“
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Oft wirkt Paula Hartmann wie eine verlorene Seele, doch ihre Live-Performance strotzt vor Energie. Ihre Stimme mag manchmal etwas piepsig klingen – vor allem ihr Sprechgesang aber hat einen starken Flow. So vermittelt sie eine authentische Atmosphäre des nächtlichen Berlin und beschreibt ihre ganz eigene Reise durch die Nacht.
Das Album ist übrigens nicht im CD-Format erschienen. Mir liegt zur Review die klare Vinyl vor, die mit einem kunstvollen Schwarz-weiß-Portrait der Künstlerin überzeugt. Alles in allem eine deutliche Steigerung zum Debüt. Paula führt den Urban Pop in eine neue Dimension.
Leider kam ich so knapp in Hamburg an, dass ich die Opening Show im Stage Operettenhaus verpasst habe. Ohnehin dauert es jedes Jahr aufs Neue seine Zeit, bis man sich im Gewimmel auf dem Heiligengeistfeld und dem Spielbudenplatz zurecht gefunden hat. Hamburg wird in diesen Tagen jedes Mal zu einer Stadt voller Musik. Die Karte mit den Clubs und Spielstätten ist auf der App übersichtlich angeordnet, doch trotzdem kann das schon in eine ordentlich Rennerei ausarten. Zwischen Elbphilharmonie und Indra gibt es immerhin fast 500 Konzerte von gut 400 Künstler*innen aus 46 Nationen. Da kann man leicht den Überblick verlieren und sich trotz der Nutzung von S- und U-Bahnen die Schuhsohlen durchlaufen. Aber es lohnt sich! Schon am ersten Abend konnte ich mit Brockhoff endlich eine Künstlerin sehen, die schon lange auf meine Liste stand. Und auch die übrigen Acts waren absolut sehenswert.
Ich startete meine Runde im Imperial Theater bei Annahstasia. Die Künstlerin aus Los Angeles hatte sich in der Kulisse des Krimi-Theaters platziert, wo normalerweise Stücke von Edgar Wallace gespielt werden. Eine gemütliche Wohnzimmer-Atmosphäre also vor großer Bücherwand. Annahstasia Enuke war allein mit Gitarre auf der Bühne. Ihr meditativer Songwriter-Folk erinnerte bisweilen an Tracy Chapman und war sehr melancholisch, bisweilen gar (im absolut positiven Sinne) weinerlich. Für sie war es – nach eigenen Worten – der Bühnentest für ihr kommendes Album: „Wenn die Songs euch gefallen, kommen sie drauf“. Annahstasia sang von Träumen, von New York und vom Freundlichsein. Das Stück „Power“ interpretierte sie komplett a cappella und überzeugte mit ihrer großartigen Stimme.
In der St. Pauli-Kirche gab es das musikalische Projekt von Moritz Krämer und Francesco Wilking unter dem Namen Artur & Vanessa. Die Musik war ebenso ungewöhnlich wie das Ambiente des Konzertraums. In der evangelischen Kirche hatte man hinten eine ordentliche Bar aufgebaut. „Refugees Welcome“ gehört wohl auch zum Credo des Gotteshauses, was ich sehr sympathisch fand. Die große akustisch ausgerichtete Band erzählte mit einfühlsamen Lyrics und sehr entspanntem Sound die konzeptionell angelegte Geschichte von Artur und seinen großen Plänen: Er will mit Vanessa einen Freizeitpark für alle gründen, denen ein neues Leben vorschwebt. Die Geschichte wurde grandios umgesetzt – mit Musikern an Violine und Querflöte, Saxofon und Trompete. Es gab verschiedene Sänger*innen und mehrstimmigen Gesang. Absolut passend für die Location. Und die Story zwischen Naivität und Leichtigkeit ist es absolut wert, auf diese Art erzählt zu werden. Indiepop vom Feinsten!
Für Brockhoff ging es dann in den Bahnhof Pauli. Der Club ist einer U-Bahnstation nachempfunden und wie geschaffen für eine organisch starke Performance. Die Sängerin aus Hamburg wird bald ihre zweite EP herausbringen. Laut und rockig lieferte die Band starke Riffs und Lina Brockhoff sang dazu mit melodischer Stimme. Absolut grandios, welche Power sie in ihren Auftritt legte. Das Publikum feierte vom ersten Song an und ließ sich auch von einer Ballade wie „Japanese Garden“ (inspiriert vom Hamburger Park „Planten un Blomen“) nur kurzzeitig zur Ruhe bringen. Das Heimspiel ist definitiv gelungen und sie hat das Festival im Sturm erobert.
Auf dem Spielbudenplatz gab es dann open air die elektronischen Klänge von Aera Tiret. Absolut groovy in ihrem extravaganten Mix, aber auf Dauer dann doch zu eintönig. So zog es mich eher zurück ins Imperial Theater, wo Sophie May inzwischen auf der Bühne war. Mit ihrem Folkpop ist die 23jährige Sängerin währen Corona zum Tik Tok Star avanciert. Die melancholischen Songwriter-Stücke lieferte sie allein an der Gitarre. Es gab den grandiosen Coversong „I Wish I Was A Single Girl Again“ und einen sehr skurrilen eigenen Text, der von einem Traum handelt, in dem Sophie ihren Bruder küsst. Musikalisch erinnerte sie mich an die guten Tage von Kate Nash. Dabei sang sie mit sehr feiner und melodischer Stimme.
Paula Hartmann hatte mittags schon für einen Secret Gig und zur Präsentation ihrer neuen Single einige „Schwarze SUVs“ auf die Reeperbahn gebracht. Ein Auftritt der so furios war wie ihre Performance nach Mitternacht im Mojo Club. Die Musik der 22-Jährigen Berlinerin ist trotz ihrer Verortung im Urban Pop sehr vielschichtig und dicht. Sie erzählt Großstadtgeschichten mit Rap und Dancefloor Beats. Zurecht wurde sie hier von Amazon Music als Breakthrough Artist präsentiert. Das Publikum feierte sie vom ersten Song an gewaltig ab. Sie trat ohne Band auf – der Sound kam vom DJ Pult – doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Sie lieferte aggressive Songs („Du hast uns kaputt gemacht“) und emotionale Ansprachen zu einer Zeit, in der es ihr nicht so gut ging. Paula Hartmann ist es schon mit wenigen Veröffentlichungen gelungen, sich vom deutschen Einheitspop zu emanzipieren: Ausgehend von ihrer Debütsingle „Nie verliebt“ zeichnet sie mit ihrer Musik und mit ihren Texten ein in sich geschlossenes Bild vom Durcheinander der Gefühle, der Sehnsucht nach Liebe und Nächten im Rausch. Damit war sie im Mojo goldrichtig.
Und es ist natürlich nicht nur die Reeperbahn. Jährlich Ende September wird Hamburg seit vielen Jahren zur Musikhauptstadt der Welt. Das merke ich allein schon durch die Frequenz an Promoter*innen, die mir Auftritte ihrer Acts ans Herz legen oder ganz allgemein darauf hinweisen, dass sie in Hamburg zu finden sein werden. Kein Wunder, denn das Reeperbahn Festival ist nicht nur das vermutlich größte Clubfestival der Welt (diesmal mit 40.000 Besuchern und über 400 Konzerten in unzähligen Locations) sondern auch Dreh- und Angelpunkt der Musikindustrie mit einer großen Menge an Fachbesucher*innen, die das Event als große Messe wahrnehmen und neben den Events auch an Vorträgen sowie Diskussionen verschiedenster Art teilnehmen. Das alles in einer Branche, die es so nötig hat wie nie.
Das Reeperbahn Festival hat sogar in den Jahren stattgefunden, als alles still gelegen hat. Klar musste man in den letzten beiden Jahren die Besucherzahl zurückfahren. Das ausgeklügelte Hygienekonzept war aber vorbildlich, wurde europaweit viel beachtet und später auch kopiert. Jetzt ist wieder Normalität eingekehrt. Und das Renommee des Festivals sorgte im Jahr 2022 vier Tage lang dafür, dass die Clubs nicht – wie so oft im Moment – mit gähnender Leere glänzten sondern aus allen Nähten platzten.
Okay. Das konnte auch mal nervig sein, wenn die Schlange zu lang war, um noch mit guten Chancen zum gewünschten Konzert eingelassen zu werden. Doch die Menschen waren gelassen. Man blieb entspannt und stillte seinen Konzerthunger am Ende einfach da, wo noch Platz war. Notfalls open air auf dem Heiliggeistfeld oder dem Spielbudenplatz, wobei letzterer sogar dem Publikum ohne Bändchen offen stand, also den Menschen, die einfach ein wenig Festivalluft atmen wollten. Auf jeden Fall ein feiner Zug der Veranstalter!
Zum Programm und den Highlights:
Die größten Überraschungen gab es gleich zu Beginn. Ich nenne mal Kraftklub, die als Überraschungsgäste des Festivals dezent die komplette Reeperbahn mit ihrer Bühne blockiert haben und dann auch drastisch eskaliert sind. Gastauftritte von Casper und Bill Kaulitz inklusive.
Vorher hatte schon das „Opening“ im Stage Operettenhaus für Furore gesorgt, als plötzlich Udo Lindenberg, der frisch gebackenen Ehrenbürger der Hansestadt, auf der Bühne stand. Den hatte nämlich Jan Delay bei seinem Opening-Auftritt kurzerhand im Schlepptau. Überhaupt war das Opening ein Megaevent mit Momenten zum Jubeln, zum Träumen und zum Innehalten. Abgesehen von den oben genannten Herren war die Eröffnung dabei übrigens fest in Frauenhand. Somit setzte das RBF durchaus ein Zeichen, war doch in den letzten Monaten viel Kritik an männerlastigen Events wie „Rock am Ring“ laut geworden. In Hamburg hatte man fast das Gefühl, Carolin Kebekus hätte das Booking übernommen – so viele weibliche Acts waren zu finden.
Die Frauenpower startete mit der wundervollen Ellie Goulding, die neben ihren Songs auch eine bewegende Rede zum Zustand der (Musik)Welt hielt. Natürlich konnte man den Ukraine-Krieg nicht verschweigen. So trat die Rapperin Alyona Alyona auf, die 2019 den ANCHOR Award gewonnen hatte und leitete über zu einer bewegenden Rede von Natalia Klitschko, die in ihrer Keynote von den Auswirkungen des Krieges auf die Kultur berichtete, aber auch von der Stärke, die ein unterdrücktes Land im kulturellen Austausch gewinnt. Es folgten Performances von Zoe Wees, dem Cast des Musicals „Hamilton“, das in Kürze ebenda im Operettenhaus starten wird, und von besagtem fulminantem Duo Jan & Udo.
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Gerade aus dem Veranstaltungssaal getreten, konnte man dann Kraftklub mitten auf der extra gesperrten Reeperbahn entdecken. Was für eine Show, die allen Menschen rundum sagte: „Wir sind hier. Das Festival ist gestartet.“ Da passte ein Song wie „Ich kann nicht singen“ natürlich wie die Faust aufs Auge. Nicht schön, aber selten, war die Devise. Oder besser: Authentisch, rau und bodenständig. Zu „Wenn du mich küsst“ erschien plötzlich Casper als Feature-Gast auf der Bühne und später gab sich auch Bill Kaulitz von Tokio Hotel die Ehre, der ein Teil der ANCHOR-Jury 2022 war.
Jetzt konnte das Festival richtig losgehen und Highlight reihte sich an Highlight.
Da wäre ClockClock, definitiv die Band der Stunde. Mit „Brooklyn“ (einem Feature bei Glockenbach) und seinem Megahit „Sorry“ sprengt der Pfälzer Bojan Kalajdzic momentan jede Radioplaylist. Im glanzvollen Spiegelzelt zeigte er zudem eine große Nähe zum Publikum und legte einen absolut sympathischen Set hin.
Anaïs, deutsche Nachwuchskünstlerin mit belgischen Wurzeln, stellte den Mojo Club auf den Kopf. Sie traf in Klang und Text einen emotionalen Nerv, den andere oft genug verfehlen. Eine echte Powerfrau mit betörender Präsenz.
Der britische Rapper Loyle Carner gab schließlich das offizielle Eröffnungskonzert des Festivals im STAGE Operettenhaus vor 1.200 Zuschauern. Neben den Konzerten in der Elbphilharmonie sicher das größte Einzel-Event des Festivals.
Zum Abkühlen gab es dann mittwochs noch Charles Watson im Bahnhof Pauli. Solche Clubkonzerte sind das Salz in der Festivalsuppe. Dieser Mann der leisen Töne war ganz allein mit Gitarre auf der Bühne und lieferte einen melancholischen Abschluss des Mittwochs.
Tags drauf gaben sich die Schweden von Mando Diao im Saturn, dem großen CD-Laden am Hauptbahnhof. die Ehre und lieferten einen kleinen Acoustic Gig zu zweit. Auch wenn Gustaf Norén nicht mehr dabei ist, macht Björn Dixgård doch einen klasse Job am Mikro. Seine tiefe Stimme ging durch Mark und Bein. Es gab neue Stücke wie „Stop The Train“ und zum krönenden Abschluss den Superhit „Dance With Somebody“ in einer genial reduzierten Version.
Sebastian Madsen ist ja neuerdings solo unterwegs und veröffentlicht in Kürze sein Debüt. Gebucht wurde er als Ersatz für einen ausgefallen Act erst zwei Tage zuvor. Um so besser war seine Performance. Multiinstrumentalistin Anne de Wolff begleitete ihn und seine Band. Es gab Songs wie „Sei du selbst“, das normalerweise von Drangsal gefeatured wird, und „Baby, ich liebe dich“ in einer schönen Version für Klavier und Violine.
Annie Chops ist mir schon 2021 äußerst positiv aufgefallen. Und diesmal legte sie noch einen Zahn zu! Open Air auf der Spielbude verzauberte sie ihr Publikum mit einer fulminanten One-Woman-Show. Gitarre und Loop Station waren am Start – dazu eine mitreißende Performance. Annie ist leidenschaftliche Straßenmusikerin. Und so machte sie halt die Bühne zu ihrer Straße und brachte die Reeperbahn zum Tanzen. Von Soul bis Hip Hop war alles dabei und es gab erstmals zwei deutschsprachige Stücke: „Eins durch zwei“ und „Verlieben zählt nicht“. Stand ihr gut!
Danach feierten KLAN im Bahnhof Pauli einen ordentlichen Abriss mit fettem Sound. Stimmung, Spaß und gute Laune vor vollem Haus. Stefan und Michael Heinrich haben es vom Kirchenchor über das Straßenmusikerdasein bis zum profilierten Musikerduo geschafft und man muss sie im Auge behalten. Das Duo ist gekommen, um zu bleiben.
Zu nächtlicher Stunde ging es in die St. Michaelis Kirche, den berühmten „Hamburger Michel“. Dort spielte die Band HUNDREDS mit dem Ensemble Berlin Strings. Die Atmosphäre in diesen heiligen Hallen ist ohnehin immer ganz besonders. Die Akteure erzeugten einen wundervollen Sound zwischen atmosphärischem Elektropop und knallharten Techno Beats. Das hat der ehrwürdige Michel vermutlich noch nicht oft erlebt.
Auch freitags gab es nach einigen kleineren Konzerten wieder ein Highlight im Michel: Manuel Bittorf aka Betterov hatte sich eine illustre Schar von Gästen eingeladen. Neben einem klassischen Ensemble gab es an den Vocals auch Novaa, Paula Hartmann, Fil Bo Riva und den sensationellen Olli Schulz. Vor allem die gefühlvollen Momente schlugen voll durch. Olli Schulz stimmte extra für Manuels Papa, der großer Springsteen-Fan ist, „No Surrender“ an. Und zum Schluss traf er mit „Als Musik noch richtig groß war“ den Nerv aller Anwesenden.
Dann ging es zu dem ersten von zwei Konzerten in die Elbphilharmonie. Was für ein Haus, was für eine Kulisse, was für ein Sound! Die britische Soul und R&B Künstlerin Joy Crookes, die gerne mal mit Amy Winehouse verglichen wird, legte einen gefühlvollen Set hin und war stets in gutem Kontakt zum Publikum, das durchweg an ihren Lippen hing. Sie trat selbstbewusst, aber gar nicht divenhaft mit großer Band auf, konnte aber ganz zum Schluss allein am Piano die meisten Herzen für sich gewinnen.
Tags drauf waren es die belgischen Klangkünstler Warhaus, die die Elbphilharmonie beseelten. Maarten Devoldere hat mit seiner rauchigen Stimme, die stets ein wenig an Nick Cave erinnert, früher schon der Band Balthazar vorgestanden. Jetzt gab er dem Bandprojekt Warhaus ein Gesicht, das mit endlosen Klangcollagen und verspielten Instrumentalpassagen überzeugte. Zum Ende hin gab es per Loop-Verstärkung ein Soundgemälde epischen Ausmaßes, bei dem Künstler und Publikum nur die Luft anhalten konnten, bevor riesiger Jubel losbrach.
Damit ging für mich ein phänomenales Festival zu Ende. Ich will aber nicht die Berliner Künstlerin Wilhelmine unerwähnt lasen, die zuvor im Club „Uebel und gefährlich“ ein einstündiges Konzert gab. Ihre anfängliche Unsicherheit überspielte sie mit viel Energie und war mega sympathisch. Songs wie „Komm wie du bist“, „Meine Liebe“ und „Das Mädchen mit der Latzhose“ zeugten von Popmusik, die etwas sagen möchte. Durch authentische Ansagen gelang ihr das mit Bravour.
Das Reeperbahn Festival lebt von seiner Vielfalt. Ironischer Schlager, Pop, Soul, Indie auf der einen Seite, Alternative Rock, Rap und Metal auf der anderen. Für jeden ist etwas dabei und Überraschungen gibt es viele. Vermutlich kann sich jeder Besucher seine eigene Geschichte von Highlights und Neuentdeckungen spinnen – und das ist gut so. Das Herz der Musikwelt schlägt jeden September für vier Tage in Hamburg. Vom 20.09.2023 bis 23.09.2023 ist es wieder soweit. „Early Bird Tickets sind“ bereits erhältlich!
Die Reeperbahn Festival Session von Betterov & Friends fand im Hamburger Michel statt. Manuel Bittorf aka Betterov hatte sich eine illustre Schar von Gästen eingeladen. Neben einem klassischen Ensemble gab es an den Vocals auch Novaa, Paula Hartmann, Fil Bo Riva und den sensationellen Olli Schulz.
Retromäßig wie die Märchen-Hörspiele meiner Kindheit kommt das Cover von „Nie verliebt“, dem Debütalbum der Schauspielerin und Musikerin Paula Hartmann. Dann gibt es aber keine einschläfernde Erzählerstimme, sondern elektronische Klänge zur Stimme von Paula, die ihre erzählenden Lyrics mit expliziten Texten vorträgt.
Paula Hartmann ist eine Künstlerin voller Facetten. Die 20-jährige Berlinerin entdeckte bereits im Alter von sechs Jahren ihre Faszination für die Welt der Schauspielerei, ganz ohne das Zutun der eigenen Eltern. Die Mutter Bänkerin, der Vater Arzt. Ihre Tochter Paula sucht dagegen schon früh das Rampenlicht in anderen Welten, sei es bei großen TV-Produktionen oder bei der Mini-Playbackshow im Urlaub. Und sie fühlt sich wohl in dieser Welt, lernt aber auch ihre herausfordernden Seiten kennen: „Unterbewusst war mir aber bei jedem besuchten Konzert klar, dass ich irgendwann mit meiner eigenen Musik auf einer Bühne stehen muss“, reflektiert die mittlerweile in Hamburg lebende Sängerin.
Der Umzug von der größten in die zweitgrößte deutsche Großstadt löste Hemmungen. Hier lernt sie Freunde kennen, mit denen sie ihre Leidenschaft ausleben kann, macht bald nur noch Musik, schreibt und singt für deren Hip-Hop Tracks und lernt so irgendwann den Musikproduzenten Biztram kennen. Seither arbeiten die beiden akribisch an ihrem Debütalbum und kombinieren musikalisch verschiedene Welten: Von Oldschool Hip-Hop Samples bis hin zu modernen Trap Elementen, die von eingängigen Popmelodien mit Auto-Tune Charakteristik zusammengehalten werden, Paula Hartmanns Musik offenbart so viele Seiten wie sie selbst.
Dabei ist Paula Hartmann schon mit wenigen Veröffentlichungen bereits gelungen sich vom deutschen Einheitspop zu emanzipieren: Ausgehend von ihrer Debütsingle „Nie verliebt“, gefolgt von „Truman Show Boot“ bis hin zu der Doppel-Track Veröffentlichung „Fahr uns nach Hause“ zeichnet Paula mit ihrer Musik und mit ihren Texten ein in sich geschlossenes Bild vom Durcheinander der Gefühle, der Sehnsucht nach Liebe und Nächten im Rausch. „Wir sind jung was soll uns schon passieren?“ fragt Paula- und der Zuhörer fragt sich unweigerlich wieviel Trotz und wieviel Zweifel in dieser Frage steckt, ehe er bemerkt, wie tief er sich bereits in dieses Labyrinth gewagt hat.
Die Texte erzählen moderne Märchen in der Großstadt. Paulas Stimme steht stets im Vordergrund und ist sehr emotional. Häufig im Sprechgesang oder mit Autotune versehen schafft sie eine heimelige Atmosphäre und liefert dreißig kurzweilige Minuten, in denen sie auch mit Duettpartner Casper voll Stärke auftreten kann.
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