Swingende Weihnachtsshow mit Tom Gaebel
Tom Gaebel ist wahrscheinlich der letzte große Gentleman unter den Sängern dieser Republik. Er macht eine Musik, die an Zeiten erinnert, als Männer noch richtige Männer waren und mit Anzug plus Krawatte vor dem Mikro standen. Frank Sinatra, der nicht ganz zufällig auch Tom Gaebels großes Vorbild ist, war so ein Typ. Oder Dean Martin. In der einen Hand den Whiskey, in der anderen die Zigarette.
Eigentlich wollte er Posaune und Schlagzeug studieren – doch abgeschlossen hat er schließlich im Jazzgesang. Seit Anfang des Jahrtausends konnte er sich Zug um Zug einen Spitzenplatz in der deutschen Musikszene erarbeiten. 2007 änderte er seinen Namen von Tom Gäbel in Tom Gaebel, um auch international zu punkten. „Dr. Swing“ (wie ihn seine Fans nennen) hat inzwischen unzählige Alben veröffentlicht und zählt zu den Besten seines Faches – als Entertainer, Big-Band-Leader und Crooner. Am vergangenen Montag gastierte er mit seiner Weihnachtsshow in der nahezu ausverkauften Gebläsehalle Neunkirchen.
Seit dem überragenden Erfolg der ersten „Swinging Christmas Show“ im Jahre 2010 zählen die jährlichen Weihnachts-Specials zu Gaebels persönlichen Highlights in seinem Konzertkalender. Und diesmal hatte er sogar ein brandneues Album mit weiteren festlichen Titeln mitgebracht.
Den Beginn der Show markierte aber Eberhard Schilling, scheidender Unterhaltungschef von SR3. Der Radiosender präsentierte das Konzert, das an Weihnachten im Radioprogramm gesendet wird – und Schilling stimmte als Weihnachtsmann verkleidet auf die Show ein, was zum Running Gag der Veranstaltung wurde. Die Bühne war festlich geschmückt und mit einer großen LCD-Leinwand versehen.
Tom Gaebel und seine formidable Liveband starteten mit „Santa Claus Is Comin‘ to Town“ und „Rudolph the Red Nosed Reindeer“. Zwei Klassiker zum Start, doch es gab auch stimmungsvolle Eigengewächse des Songwriters wie „A Christmas to Remember“ und „Komm wir geh’n zusammen“. Der Entertainer ging hervorragend auf sein Publikum ein und betätigte sich mehrfach als Wunscherfüller. Alle Anwesenden hatten die Möglichkeit, Wünsche auf Karten zu schreiben und in Toms Kiste zu werfen. Das war mehr als nur ein Gag, denn er griff regelmäßig zu den Karten und erfüllte zufällig ausgewählte Wünsche.
So kam es zu einigen Kuriositäten: Ein Tanz mit Erika wurde gewährt. Vier Damen durften es sich an der Bar gemütlich machen, die am Bühnenrand aufgebaut war. „My Way“ wurde als Wunschsong interpretiert, später am Abend auch „Goldfinger“ und sogar Leonard Cohens „Hallelujah“, allerdings mit einem sehr launischen deutschen Quatsch-Text. Egal. Alle hatten ihren Spaß. Es kam zu Selfies mit einem Geburtstagskind und Tom konnte sich köstlich amüsieren, wenn die Bühnengäste schurstracks und grußlos an ihm vorbei zur Bar marschierten. Seine Reaktion darauf war bisweilen comedyreif. Manchmal bewegten sich die Ansagen an der Grenze zum Klamauk, doch der Entertainer bewahrte Haltung und trug letztendlich stets zu einer lockeren Bühnenatmosphäre bei.
Songs wie „Feliz Navidad“ und ein swingendes „Last Christmas“ waren natürlich unvermeidlich, doch es gab auch Überraschungen wie eine Countryversion von „Merry Christmas Everyone“ (Shakin Stevens), ein Rock’n’Roll-Medley um „Jingle Bell Rock“ und „Silver Bells“ mit Scat-Einlage. Zum Dschungelbuch-Schlager „Ich wär so gern wie du“ bewiesen alle Instrumentalisten ihre chorischen Qualitäten. Das war äußerst grandios.
Sehr stimmungsvoll fand ich Toms neue Version von „Driving Home for Christmas“ und die beiden Zugaben „All I Want for Christmas is You“ sowie das als Pianoballade dargebotene „Have Yourself a Merry Little Christmas“. Gaebel ist einfach ein grandioser Crooner und ganz in seinem Element, wenn er stimmlich glänzen kann. Hinzu kamen seine Showmaster-Qualitäten, welche die mehr als zweistündige Show zum kurzweiligen Vergnügen machte. Er kündigte an, auf jeden Fall wieder nach Neunkirchen zu kommen – und wurde mit lautem Jubel und Standing Ovations entlassen,