„Everyone is paranoid” erklingt es mantrahaft aus den Boxen des kleinen Saals im Dortmunder FZW als zwei schräge Vögel die Bühne betreten. Drummer Ashton Bird macht noch ein paar Liegestütze auf offener Bühne, während sein Bruder Caleb die fünfsaitige Gitarre brummen lässt. Wahrscheinlich würde ihm auch ein dreisaitiges Instrument genügen, denn er bevorzugt die tiefen Töne. Schon beim Opener „People” dröhnt es so gewaltig aus seinen Amps, dass sich niemand der vielleicht 150 Zuschauer mehr fragt, wo denn der Bassist verlorengegangen sei. Den Bird-Brüdern reicht ein Bass-Verstärker, durch den das Gitarrensignal zusätzlich geschliffen wird. Und sollte das mal nicht genug sein, stimmt Caleb die Gitarre eben noch ein paar Halbtöne nach unten.
Dass zwei Instrumente völlig ausreichen können, ist natürlich auch ein Verdienst von Ashton an den Drums. Schon nach dem zweiten Stück „Weight” entledigt er sich seines so ausgeleierten wie störenden Oberteils. Klischeefreie Tatoos wie „sweet” über der einen und „sour” über der anderen Brustwarze offenbaren sich in kleiner Schrift nur den besten Augen. Wild treibt Ashton „Psychorain” voran, das aber hauptsächlich vom knabenhaften Doppelgesang der Brüder lebt. Der Gegensatz von wuchtigen Riffs und zerbrechlich wirkenden Stimmen ist das herausstechende Merkmal des Stonerrocks à la Tweak Bird. Ein weiteres ist die Kürze der Songs, die live gespielt zwar hier und da durch Jams gestreckt werden, ansonsten aber Mühe haben, die Zwei-Minuten-Schallmauer zu durchbrechen.
Die psychedelische Seite der beiden Wahl-Kalifornier bringt vor allem „The Future” vom Album „Tweak Bird” hervor. Mit „Lights in Lines” wird ein weiterer Kracher dieses Albums zum Besten gegeben. Ansonsten besteht das Set fast ausschließlich aus Songs des aktuellen Werks „Undercover Crops” welches vom Melvins Drummer Dale Crover produziert wurde (hier gibt’s das Review). Dass die Tweak Birds also schon die Melvins als Support Act begleitet haben liegt nahe. Etwas überraschender dagegen ist die Tasache, dass sie diese Rolle auch schon für die Progrocker von Tool 2009 eingenommen haben. Ashton und Caleb haben große Fürsprecher, die in ihnen ein recht einzigartiges Phänomen entdeckt haben. Vergleiche mit anderen Bands bleiben nämlich schon im Ansatz stecken.
Mit „Pigeons” wird auch mal ein Gang runter geschaltet und zusammen mit dem anschließenden Jam entwickelt es sich zum längsten Stück des Abends. Dieser ist nicht nur musikalisch interessant, sondern auch äußerst unterhaltsam. Ashton übernimmt den Job des Teilzeit-Standup-Comedians. Dialoge wie „Here we go” (Ashton) – „Here we go, too” (Caleb) vor dem tollen „Bunch Of Brains” sind einfach amüsant. Nach 50 Minuten voller Hingabe verlassen die beiden die Bühne. Bis zur Zugabe dauert es lange und sie scheint tatsächlich spontan zu sein. Zumindest soll der Handtuch-Turban auf Calebs Kopf dies vermitteln. Stand er schon halb unter der Dusche? Als Bonus gibt es ein schönes Cover der T.Rex-Hitsingle „Children Of The Revolution”. Jetzt aber wirklich ab unter die Dusche ihr zwei und vielen Dank für die kurzweilige Unterhaltung!