In meiner Review zum aktuellen Album „Luna“ kamen Faun nicht so gut weg. Das mag daran liegen, dass die Ausrichtung mir insgesamt zu poppig ist und das Ergebnis auf CD dann doch recht steril wirkt. Ganz anders sieht das aber bei der Liveumsetzung aus. Das muss ich neidlos zugestehen. Es macht großen Spaß, die sechs Musiker und ihre Gäste auf der Bühne zu erleben und den Umgang mit Stimmen und unterschiedlichsten Instrumenten zu bewundern. Hier spielt das Ambiente eine wichtige Rolle.
Die Europahalle in Trier war bestuhlt. Das ist auch für Faun nicht unbedingt Standard. Sie waren es in der Vergangenheit schon gewohnt, vor tanzendem Publikum zu spielen, das zum Teil speziell in mittelalterliche Kostüme gewandet war. Die balladeske Ausrichtung des neuen Albums bringt es aber mit sich, dass es im „Luna“-Programm viele ruhige Passagen gibt und auch das virtuose Spiel auf diversen außergewöhnlichen Instrumenten eine stärkere Aufmerksamkeit des Publikums fordert. Hinzu kommen Show-Elemente wie zwei Bauchtänzerinnen, die man ebenfalls lieber in Ruhe genießt.
Davon ließ sich das Trierer Publikum aber nicht abhalten, trotzdem in großen Teilen tänzerisch tätig zu werden. Leadsänger Oliver Satyr Pade hatte ja schon zu Beginn darauf hingewiesen, dass die Bewegung in den Gängen, zwischen den Stühlen und sogar auf den Stühlen durchaus erlaubt sei. Letzteres traute sich dann doch niemand, das Gedränge aber in den Gängen wurde zum Ende des Konzerts hin immer stärker.
Die Europahalle in Trier war bis in die letzten Reihen gefüllt und das Bühnenbild versprach einen stimmungsvollen Abend. Ich muss allerdings sagen, dass mich die Dauer-Nebelschwaden, die von der Decke rieselten, im optischen Genuss stark einschränkten. Es tat anfangs sicher gut, etwas mystisches Ambiente zu erzeugen, doch wenn dieses dann zum finalen Zustand wird und man viel vom Geschehen auf der Bühne nur schemenhaft erahnt, ist das ein großes Manko.
Musikalisch war der Abend jedoch spitzenmäßig. Klanglich sehr sauber und in der instrumentellen Ausrichtung äußerst vielseitig. Es begann mit Paukenschlägen, die den Saal zunächst in Dunkelheit hüllten. Dann betraten die Bandmitglieder nach und nach die Bühne und der erste Song vom aktuellen Werk erklang. Das spielte natürlich eine große Rolle und spiegelte sich ständig im Bühnenbild. Egal, ob das Albumcover im Hintergrund erschien, eine Tänzerin sich mit großen Mondsymbolen bewegte oder eine weitere Künstlerin einen illuminierten Ausdruckstanz vor der LCD-Wand aufführte, die deren Bewegungen scheinbar aufnahm und so ein perfektes symbiotisches Geschehen aus Bewegung und technischen Spielereien erzeugte.
Als Gäste hatten Faun sich die Cellistin Maya Fridmann und den Multi-Instrumentalisten Efrén López geladen. Letzterer kann über 60 verschiedene Instrumente spielen, beschränkte sich aber an diesem Abend auf drei, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Zumindest sorgte er mit seinem virtuosen Spiel für sehr fremdländische, zumeist orientalische Klänge. Vor allem in der zweiten Konzerthälfte gab es ausufernde Solo-Stücke von Stephan Groth an der Drehleier und Rüdiger Maul an diversen Perkussionsinstrumenten.
Das Publikum nahm die ruhigen Songs andächtig auf und feierte die lauteren Stücke ordentlich mit. Am Ende gab es stehende Ovationen und ein begeistertes Abfeiern der Protagonisten. Die erste Zugabe lautete „Wenn wir uns wiedersehen“ – und damit hatte man den Nerv der Trierer gut getroffen. Auch für mich bekommt die Musik von Faun nach der Liveperformance eine neue Wertigkeit.
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Hier gibt es unsere Faun Konzertfotos der Tour 2015 aus der Europahalle Trier vom 18.04.2015