Die Autobiographie des Countrysängers und Schlagerbarden aus Westfalen trägt den Titel „Wer einmal tief im Keller saß“. Das sagt viel aus über die Höhen und Tiefen der Karriere Gunter Gabriels. Er war es, der den deutschsprachigen Schlager im Countrystil etablierte und unzählige Hits für Juliane Werding, Peter Alexander und die Zillertaler Schürzenjäger schrieb, gleichzeitig aber in den 80ern vor dem wirtschaftlichen Ruin stand und künstlerisch erfolglos blieb.
Trotzdem ließ sich der inzwischen 73jährige nicht unterkriegen und legte regelmäßig gefällige Longplayer wie „Straßenhund“, „Gunterwegs“ und „Das ist meine Art“ vor. Einen großen Wunsch erfüllte er sich in der Zusammenarbeit mit Johnny Cashs Sohn John Carter, der für ihn ein Album mit Cash-Songs in deutscher Sprache produzierte („Gabriel singt Cash – Das Tennessee-Projekt“, 2003).
Mir gefallen die aktuellen Projekte des gealterten Barden sehr gut und vor allem sein Album „Sohn aus dem Volk“ hat mich ausgesprochen beindruckt. Umso erschreckender fand ich, dass er sich in die Niederungen des Dschungelcamps begeben musste. Seine Leidensgenossen inklusive des gehässigen Moderatorenduos gehören sicher weit in die australische Einsamkeit, doch dass Gunter Gabriel dies nötig hatte, halte ich für eine menschliche Tragödie.
Zum Glück hat er nach fünf Tagen das Camp verlassen und kann sich nun sorglos diversen Wiederveröffentlichungen seines Frühwerks widmen. Das Album „Ich bin Gunter Gabriel“ ist als Best Of angelegt, enthält aber leider nur Titel aus der Zeit von 1979 bis 1982. Um nicht missverstanden zu werden: Da finden sich klasse Songs, weit weg von jeder Schlagerattitüde, die Gunter Gabriel mit charmant-verlebter Stimme vorträgt. Darunter sind wahre Klassiker wie „Er ist ein Kerl“, „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ und „Komm unter meine Decke“. Außerdem Coverversionen berühmter US-Hits wie „Me And Bobby McGee“ (Freiheit ist ein Abenteuer) und „The Cover Of Rolling Stone“ (Wär ich doch nur ein Rolling Stone).
Schöner wäre es aber, wenn man auch sein Spätwerk entsprechend gewürdigt hätte. Die Songs seiner letzten Alben sind es definitiv wert, ein Ohr zu riskieren. Der Mann hat noch immer was zu sagen.