Erst lässt Peter Heppner sich sechs Jahre Zeit für sein neues Soloalbum – dann veröffentlicht er plötzlich zwei recht unterschiedliche Werke (was vielleicht der Grund ist, warum es kein Doppelalbum wurde). Mutig ist dieses Vorgehen allemal, wobei es nicht verwundert, hat der charismatische New Wave-Pionier doch nie der allgemeinen Erwartungshaltung entsprochen.
1967 geboren begründete er 1987 die Kultband Wolfsheim. Synthiepop und Dark Wave waren die Aushängeschilder des Duos. das sich in der Szene einen großen Namen machte und in der Reunion 2003 mit „Casting Shadows“ ein verspätetes Nummer 1-Album vorlegte. Der populäre Durchbruch für Heppner kam allerdings erst 1998, als er gemeinsam mit Joachim Witt den Song „Die Flut“ veröffentlichte.
2018 haben sich die beiden Musiklegenden nun endlich wieder zusammengefunden, um gemeinsam einen neuen Song aufzunehmen – diesmal allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: gastierte Heppner damals noch auf Witts Album, so ist der Hamburger diesmal der „Gastgeber“. Die Single „Was bleibt?“, die sich dem Thema „Vergänglichkeit“ widmet, ist ein Titel von „Confessions & Doubts“.
„Tanzzwang“ ist – wie der Name schon vermuten lässt – ein Dancealbum. Die Produktion der einzelnen Tracks hat Heppner in die Hände von elf verschiedenen Produzenten gelegt. Das könnte Gift für ein Album sein, wäre da nicht Heppners herausragende Stimme, die eine Homogenität gewährleistet und das Album zusammenhält. Apoptygma Berzerk haben den Remix von „All Is Shadow“ zu verantworten und allein das ist ein Knaller. „Im Nebel“ vertont ein Gedicht von Hermann Hesse und gehört zu den atmosphärischen Highlights des Albums. In „Once Again“ verbreitet Christopher von Deylen den typischen epischen Schiller-Style.
Das Pop-Album „Confessions & Doubts“ zeigt Heppner von seiner besten, nämlich der düster-schweren Seite. Melancholisch, dunkel und intensiv erklingen die Melodien. Die Einflüsse sind zum Teil klar erkennbar: „Herz (Metropolis)“ ist inspiriert von dem Stummfilm aus dem Jahr 1927. „Theresienstadt: Hinter der Mauer“ erinnert an das Musical „Die Kinder der toten Stadt“, an dem Heppner beteiligt war und das eine Episode aus dem Ghetto Theresienstadt erzählt wird.
Mir persönlich gefällt das düstere Popalbum besser als die Remix-Versionen, aber beide Scheiben haben ihre Highlights. Für Komplettisten gibt es übrigens eine Box, in der neben beiden Alben auch die Remix-Songs in ihrer Ur-Version enthalten sind.