Gibt es in der A-cappella-Szene eine Ära vor und nach dem Ende der Wise Guys? Eher nicht. Auch wenn die Kölner um Dän Dickopf seit der Jahrtausendwende als Aushängeschild im Vokalpop galten, lag dies doch vor allem daran, dass sie mit einer geschickten Marketingstrategie und sich doch oft sehr ähnlich anhörenden Ohrwürmern aus Däns Feder eine große Fangemeinde um sich scharten, die zum Teil von Konzert zu Konzert reiste.
Dabei gab es auch damals schon Mitbewerber gleichen Kalibers: Die Urgesteine 6-Zylinder (auch heute noch ganz weit vorne in der Live- und Studioperformance), Maybebop um den nimmermüden Dauer-Arrangeur Oliver Gies und Viva Voce, die bis heute frischen Wind in die Szene bringen und vermutlich die besten Stimmen des Genres in ihrer Band vereinen.
Und da sind dann noch BASTA, die dieser Tage ihr neuntes Album auf den Markt bringen. Trotz einiger Besetzungswechsel gibt es seit jeher im Abstand von 2-3 Jahren ein neues Album und ein neues Programm. Und es ist vor allem der unendlich scheinende Ideenreichtum von Hauptsongwriter William Wahl, der jeden dieser Releases zu etwas ganz Besonderem macht.
Zu meiner Schande habe ich es vor zwei Jahren versäumt, das Album „Freizeichen“ zu reviewen. Dabei sind da zwei meiner All-time-favourites zu finden, nämlich der unglaublich geniale Büro-Shanty „Cut, Copy & Paste“ sowie das allen männlichen Musen gewidmete Lied „Jochens“. Wer einmal vom BASTA-Virus infiziert ist, wird dieses Album nicht so schnell aus dem Player nehmen.
Und dann gibt es jetzt – fast exakt zwei Jahre später – schon den nächsten Longplayer „In Farbe“. Wie immer mit einem bunten Allerlei aus musikalischen und chorischen Stilrichtungen. Und mit der üblichen Themenvielfalt, die BASTA auszeichnet. „New York, Rio, Gütersloh“ ist ein Gute-Laune-Titel, der das Leben im Tourbus persifliert. „Zu spät“ erzählt nicht nur die Geschichte von verpassten Gelegenheiten – es stellt das Zuspätkommen auch hervorragend im vokalen Zusammenspiel dar.
„Kranke Männer“ ist der perfekte Rocksong im AC/DC-Stil, nur echt mit per Mund und Mikro eingespielten E-Gitarren-Riffs. Sehr geil. Nach dem Klassiker „Legalize Acappella“ gibt es endlich wieder einen Reggae, der diesmal das wundersame Leben der Senioren beleuchtet: „Reggaeton im Altersheim“. Die Wirrungen der neuen Medienwelt werden in „Ich komm nicht mehr mit“ besungen und „Bitte nicht ihr“ erzählt entsetzt vom perfekten Paar, das sich aus heiterem Himmel scheiden lässt.
Definitiv sind keine Lückenfüller dabei. Jeder Song klingt stark und ist hervorragend durcharrangiert. Egal ob „Schlager“, das die geheime Lieblingsmusik des Berufsschlägers offenlegt, oder „Roboterkätzchen“ mit seinen futuristischen Klängen. Zum Runterkommen gibt es ganz zum Schluss das melancholische „Lass es schneien“, das Kenner der Band schon auf William Wahls Soloalbum hören durften.
Was bleibt zu sagen? BASTA sind die Speerspitze der Szene. Ihre Livekonzerte sind ein Feuerwerk der guten Laune – und jedes Album gehört in die private Sammlung aller Freunde vokaler Popmusik. Auch und vor allem das neue Werk „In Farbe“, das es nun auch live on Tour zu hören gibt.