Nachdem im Zuge der hochwertigen Phil Collins-Retrospektive „Take A Look At Me Now“ bereits sämtliche Studioalben in Extended Versions veröffentlicht wurden, erscheinen nun zwei Live-Klassiker des Ausnahme-Songwriters / Sängers / Drummers in remasterten Versionen: „Serious Hits…Live!“ und „A Hot Night In Paris“ wurden am 1. Februar 2019 auf CD, in digitalen Formaten und als Vinyl veröffentlicht.
„Serious Hits…Live!“ gehört seit der Veröffentlichung im Jahr 1990 zu den erfolgreichsten Livealben aller Zeiten. In England erreichte es Platz 2 der Charts und hielt sich drei Monate lang in den Top 10. Es wurde dort mit vierfachem Platin ausgezeichnet und verkaufte sich 1,2 Millionen Mal. In Deutschland ist es bis heute eines der meistverkauften Musikalben und (neben „Westernhagen Live!“) das meistverkaufte Livealbum aller Zeiten.
Der Mitschnitt fängt nicht ein Konzert ein, sondern wurde an verschiedenen Orten der „Serious Hits! Tour“ aufgenommen. Das tut dem Liveerlebnis allerdings keinen Abbruch. Phil Collins war 1990 auf dem Höhepunkt seiner Karriere und in Topform. Die Setlist reiht Hit an Hit. Ich bin überzeugt, dass jeder Otto-Normal-Radiohörer mindestens 70 Prozent der Titel ohne Zögern mitsingen kann. Die Soundqualität war beim Original schon hervorragend – ich kann ehrlich kaum einen Unterschied feststellen. Schade auch, dass die Tracklist nicht erweitert wurde. Es hätte doch Sinn gemacht, beispielsweise die Titel der DVD auf eine Bonus-CD zu packen. Aber es hat nicht sollen sein.
Als Kontrast bietet „A Hot Night In Paris“ von 1999 jazzige Instrumental-Performances von ausgewählten Songs aus seiner Solokarriere und aus seiner Arbeit mit Genesis. Die Phil Collins Big Band, die der Meister himself als Bandleader und Drummer auf die Beine stellte, ist überdies mit einigen ausgewählten Coverversionen zu hören, etwa Miles Davis‘ „Milestones“ und eine ausgiebige Jam-Session auf „Pick Up The Pieces“ von der Average White Band. Das Album schaffte es auf Platz 3 der UK-Jazz-Charts. Obwohl es sich gut 1 Million mal verkaufte (vermutlich weil der Name Phil Collins drauf stand), war es weit von den 22 Millionen des Vorgänger-Livealbums entfernt. Und auch die allgemeine Chartrelevanz ist vernachlässigbar.
Das Album funktioniert, wenn man sich drauf einlässt. Collins zeigt auch als Jazzmusiker musikalische Klasse, wenn man sich von Anfang an bewusst ist, dass er nicht singen wird – sonst wartet man vergeblich auf die Einsätze und betätigt sich bestenfalls in gepflegtem Jazz-Karaoke. In der remasterten Version erscheint „A Hot Night In Paris“ nun zum ersten Mal auf Vinyl. Für Komplettisten also allemal interessant.