Es ist schon das achte Studioalbum, das die norddeutsche Sängerin Isgaard Marke hier unter dem Titel „Human“ veröffentlicht. Der breiten Masse wurde sie als Gesangsstimme beim Danceprojekt Schiller bekannt. Unter Freunden des Progressive Rock ist sie seit langem ein Geheimtipp. Die klassisch ausgebildete Sängerin wandelt zwischen New Age und Artpop. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Lebensgefährten Jens Lueck, der einen Großteil der Instrumente spielt.
„Human“ hat zwar keine fortlaufende Story, ist aber dennoch ein Konzeptalbum zum Thema Menschlichkeit. Im Mittelpunkt aller zehn Songs steht der Mensch mit seinen Widersprüchen. Dabei sind die letzten drei Stücke (zusammengefasst unter dem Titel „Borders“) ein echter Longtrack, wie ihn Progfans lieben: Ein sanfter Start mit folkigen Klängen eröffnet den 15minüter, der sich beständig weiter entwickelt, Atmosphäre schafft und vom exzellenten Gitarrenspiel Jan Petersens (Ex-Sylvan) lebt. Besonders stark wird es, wenn sich Isgaard und Jens Lueck an den Vocals abwechseln und ihre jeweils eigene Stimmfarbe ins musikalische Geschehen einbringen.
„Borders“ ist der Dreh- und Angelpunkt des Konzepts. Im ersten Teil „Awakening“ wird die ungehinderte Ausbreitung des Homo Sapiens von Afrika aus über den ganzen Globus beschrieben. Teil 2 „Fractioning“ erzählt von der Blockbildung und Abschottung, initiiert durch Angst und übertriebenes Konkurrenzdenken. Und schließlich zeigt Teil 3 „In The Cage“ eine Welt, die von Überwachung und Mauern geprägt einem Käfig gleicht.
„Wir leben in bewegten Zeiten, die das Album maßgeblich beeinflusst haben, vor allem, wenn man sich die Zerbrechlichkeit des Menschen und unseres Planeten vor Augen führt“, erklärt Isgaard dazu. Auch die anderen Songs haben starke Aussagen: So thematisiert „Black Swan“ die Ausgrenzung von Andersartigkeit, „Frozen Hearts“ erzählt von einer durch den Krieg in Syrien traumatisierten Generation oder „Your World Is Broken“ von den Narben einer zerbrochenen Kindheit.
Musikalisch gibt es wundervolle Pianolinien, die perfekt zu Isgaards Stimme passen, die oft so zerbrechlich wirkt. Starke Gitarren wechseln sich ab mit orchestralen Passagen. Manchmal auch in Form einer Rockoper, die gut zu Isgaards Stimme passt, dann wieder klassisch im Stil von iamthemorning.
Das Album ist facettenreich spannend, immer konsequent und geprägt von einer breiten Palette an Stimmfarben. Und die dynamischen Songstrukturen nehmen den Hörer mit auf eine emotionale Reise.