In 2018 und 2020 hat Kate Louisa bereits mit zwei starken EP-Veröffentlichungen auf sich aufmerksam gemacht. „Schwerer Rucksack“ enthielt wunderschöne Balladen, vorgetragen mit ausdrucksstarker Stimme – ihr Markenzeichen (lest HIER die Review). Auf „Fühlt sich gut an“ wurde das Repertoire um einige Uptempo-Nummern ohne falsche Melancholie erweitert (HIER unser Beitrag). Jetzt erscheint endlich ihr Debüt beim Label Großstadtmusik und es bietet 15 Songs aus eben diesen Zutaten.
In ihren ehrlichen Texten auf eingängigen Melodien erzählt uns die Hamburger Sängerin von ihrer mit Stolpersteinen gepflasterten Vergangenheit. Jeder der Pop-Songs in deutscher Sprache beleuchtet die Schattenseiten von Kates Geschichte. Doch gleichzeitig immer mit der Aussicht, dass man aus schweren Zeiten wieder rauskommen kann. Aber nicht etwa mit klischeebehaftetem Pathos und brüchigem Timbre, sondern mit offener, klarer Stimme und positiver Botschaft.
Darum geht es in diesem Album – um Freiheit. Die Freiheit zu träumen. Zu fühlen. Zu lieben. Zu zweifeln. Die Freiheit, aus sich selbst heraus zu lernen und sich zu befreien. Kate Louisas Musik gibt Kraft, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Zu verändern. Zu verbessern. Zu vergeben, nicht nur Anderen, sondern auch sich selbst. „Wir alle tragen unseren Rucksack und fühlen uns so oft damit alleine. Aber das sind wir nicht. Trost findet sich im Austausch und dafür lege ich meine Seele offen.“ Es ist der Rucksack, den Kate Louisa seit ihrer ersten EP mit sich trägt – und das ist der Grund, warum Kate ihre Geschichte erzählt.
Die ersten Stücke wie „Marie“, „Kleine Luke“ und „Crazy schönes Life“ sind schnelle Tanzstücke mit elektronischer Ausrichtung. Songs, die Mut machen und die optimistische Seite betonen. Doch ruhige Titel wie „Slowly“ und „Morgens um 5“ lassen auch die Melancholie einziehen ohne in Selbstmitleid zu zerfließen.
„Wenn sie kommt“ steht thematisch im Mittelpunkt des Albums. Vielmehr kann man nicht von sich preisgeben. Kate Louisa singt von der Angst, die sie immer wieder heimsucht. „Die Angst ist ’ne Bitch. Bis heute kämpfe ich mit ihr, gleichzeitig habe ich einen Weg gefunden mit ihr zu leben.“ Diesen Weg erkennt man in dem Song, der die Angst zunächst wie eine alte Bekannte beschreibt, der man auf der Straße begegnet. Ebenso aufrichtig geht Kate Louisa mit ihren Depressionen um, die sie in „Einmal im Jahr“ besingt: „Einmal im Jahr geh ich in die Dunkelheit und da lieg ich in meinem Zelt aus Salz.“
„Kannst du mich lieben?“ kommt als eindringlicher Song um die Ecke, mit dem sie ihre rebellische Art thematisiert. Der Titelsong „Alle diese Jahre“ erzählt von Schulwechseln, Umzügen und der Zerrissenheit zwischen den getrennten Eltern. Positiver ausgerichtet ist „Mum & Dad“ der Liebe zu den Eltern gewidmet, aber es ist auch ein Song der Ablösung.
Die ersten Gehversuche als Musikerin wagte Kate mit zwölf. Sie schrieb Songs und sang mit Rolf Zuckowski im Hamburger Stadtpark. Später studierte sie Popmusik in Hamburg und nahm am renommierten Popkurs der Hochschule für Musik und Theater teil. „Alle diese Jahre“ ist ein Debüt, das viel Erfahrung und Lebensweisheit in sich trägt, ein ehrliches Album, das einen emotional packt und nach dem Hören mit ganz viel Mut und Lust aufs Leben losschickt.