Am 16. Dezember ist das zweite Album „Primetime Entertainment“ der unzähmbaren Punks aus Essex auf Vinyl erschienen. Grund genug, dem neuen Album der Pet Needs zum Jahresende noch eine Review zu gönnen.
Der Grundstock des Quartetts wurde gelegt, als Gitarrist George auf dem Sofa seines Bruders Johnny in Colchester landete, nachdem er einen Job in einer Tankstelle in den Midlands für die schillernden Lichter von Nord-Essex aufgegeben hatte. Sie hatten keinen Plan, aber sie hatten Gitarren. Und damit und mit ihrem ersten Album “Fractured Party Music” konnten sie vollends überzeugen (HIER unsre Review).
Im April waren sie dann mit Frank Turner auf Tour – und hätten ihm fast (aber nur fast) die Show gestohlen. Selten habe ich einen solchen Leadsänger wie Johnny Marriott gesehen, der nicht für den Bruchteil einer Sekunde stillstehen kann und seine ganzen Emotionen rundum in energetische Vocals und eine unendliche Agilität umsetzt.
Auch auf dem zweiten Werk innerhalb von gerade mal 18 Monaten preschen sie von Anfang an gehörig nach vorne. „Lost Again“ ist der perfekte Punk-Opener mit Attitüde. Hymnisch und melodisch geht es weiter. Der Gesang charismatisch, die Gitarren schrill. Frank Turner war wieder als Produzent beteiligt, was man dem Album durchaus anmerkt.
Und es gibt auch Überraschungen, wartet der fünfminütige Titelsong doch mit einer melancholischen Grundhaltung und Streicherklängen auf. In Tracks wie „Ibiza in Winter“ geht es um Johnnys Versuche, kreativ und positiv zu bleiben und sich um sich selbst zu kümmern. In „Spirals“, dem vielleicht härtesten Song, schreit er sich förmlich die Seele aus dem Leib: “I can’t handle myself, I can’t manage this band”. Und dann sind „Tried and Failed“ und „Fear for the Whole Damn World“ fast selbsterklärend.
Das Schreiben des Albums, das sich mit Gefühlen wie Angst, Müdigkeit, Adrenalin, Versagen und Entschlossenheit auseinandersetzt, erwies sich für den Frontmann ungewollt als eine tiefgreifende psychologische Entdeckungsreise. Wie Johnny sagt: „Es ist ein sehr persönliches Album. Es handelt davon, dass ich ziemlich selbstzerstörerisch bin, und davon, dass ich erkannt habe, dass ich mich selbst verbessern muss. Ich dachte, ich würde eine Platte schreiben, die vom Feiern handelt, aber die wahre Bedeutung wurde mir erst klar, als wir uns hinsetzten und das Album von Anfang bis Ende anhörten.“
Auch das zweite Album trieft vor Leidenschaft für die Musik. Wie Phoenix aus der Asche entstand aus den Selbstzweifeln des Frontmanns ein Album, mit dem sie die Punkwelt im Sturm erobern können. Von diesem Quartett werden wir hoffentlich noch viel hören.