Schon 2014 ließ das Musikprojekt Silverpark in der Folk- und Folk-Rock-Gemeinde aufhorchen. Die in München ansässige Formation um Claus Lehner präsentierte einen außergewöhnlich entspannten, dazu nur schwer einzuordnenden Sound. Auch wenn sich Silverpark-Songs mit nahezu jeder Note auf die Traditionen des Folk und Singer/Songwriter-Genres beziehen, greift der Begriff „retro“ deutlich zu kurz. So fließen in das Klangbild des Acts stets auch angesagte Klangfarben und Vibes ein.
Nach längerer Tonträgerpause meldet sich Silverpark-Mastermind Claus Lehner jetzt zurück: Mit „Endless Sleep“, Single-Vorbote des im Herbst erscheinenden Albums. Schon nach den ersten Takten wird klar, dass Lehner die kreative Schaffenspause genutzt hat, um seine Musik noch weiter zu entschlacken: Alles was keine echte musikalische oder inhaltliche Relevanz besitzt – wurde gestrichen. Rigoros und ersatzlos. Das Ergebnis ist die packende Essenz eines Folk-Songs, der in seiner düsteren Ästhetik wie eine schwarze Perle schimmert.
Wie viele Spuren Produzent Alex Klier für den Track angelegt hat, ist nicht bekannt. Doch: es ist keine zu viel – und sicher keine zu wenig. Der nahezu im Zeitlupentempo angelegte Song erinnert nicht nur wegen Lehners dunkel gefärbter, lakonisch intonierenden Stimme an Leonard Cohen. Auch der fein gesetzte Chor-Gesang, die filigranen Gitarren-Fills und der mit poetischen Metaphern angereicherte Text lassen unweigerlich an die 2016 verstorbene Singer-Songwriter-Ikone denken.
Ähnlichkeiten mit der Musik-Legende werden ohnehin weder kaschiert noch geleugnet. Im Gegenteil: „Er war in meinem Leben das ultimative Vorbild“, sagt Claus Lehner. Nicht nur in Bezug auf die Musik, sondern auch wie Cohen die Dinge des Lebens bewertet hat – und wie er seine Beobachtungen in Liedern und Gedichten reflektiert habe. „Endless Sleep“ knüpft hier an. Es ist ein Song, den man sich allemal auf Cohen-Meisterwerke wie „Songs Of Love And Hate“ oder „New Skin For The Old Ceremony“ vorstellen könnte. Schon alleine deshalb, weil der Track – wie bei Cohen üblich – gleichermaßen todtraurig und berührend schön ist. „Wir alle werden früher oder später in den endlosen Schlaf fallen“, sagt Lehner, „vorher aber sollten wir die uns wichtigen Dinge regeln.“ Selten wurde das auffordernde „Carpe Diem“ so fein- und gefühlvoll verhandelt, wie in diesem knapp vierminütigen Musikstück.