Der Konzertsommer geht weiter – die Waldbühne Hardt wurde von waschechten Freibeutern gekapert. Mr Hurley und die Pulveraffen enterte die Bühne am Donnerstag vor gut gefüllten Reihen.
Wer wollte nicht schon mal ein Pirat werden? Vier Geschwister aus Osnabrück haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sind seit 2009 mit deutschsprachigem Folkrock unterwegs. Die Besonderheit daran: Das Piratenthema zieht sich durch das gesamte Programm. Von der Kleidung hin zum Auftreten bis zu den Texten, das Quintett lebt das Piratenleben. Dabei sind sie vor allem auch in der Mittelalterszene beliebt, aber auch bei Musikfestivals gern gesehene Gäste. Entsprechend findet man auch beim Konzert in Wuppertal nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum einige Piraten und Piratinnen. Schwarze Kleidung und Metal-Bandshirts – oder entsprechendem Merchandise der Pulveraffen – dominieren das restliche Bild der Gäste, die kurz vor dem Wochenende gut gelaunt den Untergang feiern.
Die Gute-Laune-Songs, die direkt zum Mittanzen einladen, drehen sich natürlich viel um alle möglichen Piraten-Klischees: Der Genuss von Alkohol in Form von Schnaps, Teeren, Federn, Kielholen und Plankenputzen, Schätze suchen und brandschatzen. Doch auch wenn all dies wie jede Menge Klamauk klingt, der eben einfach dazu gehört und für viele den Charme der Band ausmacht, so lohnt es sich doch, bei einigen Texten genauer hinzuhören. Denn Mr Hurley (Gitarre, Gesang), Buckteeth Bannock (Akkordeon, Klavier, Gesang), der einäugige Morgan (Schlagwerk, Gesang) und Pegleg Peggy (Bass, Gesang) beschäftigen sich auch mit gesellschaftskritischen Themen. In „Der Gouverneur“ etwa lässt Mr Hurley das Piratenleben hinter sich, um stattdessen Karriere in der Politik zu machen, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass er als armer, aber glücklicher Pirat wohl doch besser dran ist. Pegleg Peggy hatte auf dem jüngst erschienen Album „Seemannsgrab“ ihr Solo-Gesangsdebüt. Auf „Mann über Bord“ singt die Bassistin über den grassierenden Sexismus, der schließlich nicht nur auf dem Piratenschiff, sondern auch im richtigen Leben um sich greift und dem es sich entgegenzustellen gilt. Ähnlich wird auch gegen Rassismus Position bezogen.
Nichtsdestotrotz überwiegt aber ein derber (Piraten-)Humor, der in Liedern mündet, die man leicht mitsingen kann und der genau das richtige Angebot fürs kleine Wochenende am Donnerstag darstellt. Musikalisch solide, wenn auch ohne größere Überraschungen, liefern Mr Hurley und die Pulveraffen ein pfeffi-getränktes Programm ab.
Wenngleich das gastronomische Angebot den Rum oder den auf der Bühne ausgeschenkten Pfefferminzschnaps vermissen lässt, so hilft doch auch das Bier ganz gut dabei, (soweit es die Vorschriften zulassen) gemeinsam ein piratiges Konzerterlebnis zu schaffen. Mitsingende Menschen, die, in Teilen blau wie das Meer, auch mal eine kleine Duo-Tanzeinlage vor der Bühne einlegen und textsicher zumindest für einen Abend die See nach Wuppertal holen.
Und solange es sich bei dieser See nicht erneut um eine Flutkatastrophe handelt, heißt man dies auch gern willkommen. Die Veranstalter haben sich jedenfalls dazu entschieden, über die hiesige kostenlose Stadtzeitung 25 Tickets für diesen Abend gratis an Flutopfer und Helfer zu vergeben.