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Powerwolf 01.05.2014 Strandbad / Losheim am See

Powerwolf beim „Hexentanz“ vor heimischem Publikum in Losheim am See

Bereits zum neunten Mal trafen sich die Hexen Anfang Mai im Saarland zum „Hexentanz Festival“. Während das Ereignis anfangs noch am Bostalsee stattfand, ist man inzwischen zum Strandbad am Losheimer See umgezogen. Ein perfektes Gelände mit guter Infrastruktur zum Parken, nahe gelegenem Campingplatz und sehr idyllisch mit Blick auf den See gelegen.

Ursprünglich waren der erste Tag („Walpurgisschlacht“) und das darauf folgende Festival („Hexentanz“) getrennte Ereignisse. Inzwischen sieht man das nicht mehr so eng und betrachtet die drei Tage als großes Festival, das sich vor allem den Bereichen Mittelalterrock, Metal und allgemein der schwarzen Szene widmet. Entsprechend waren die Zuschauer auch diesmal vor allem dunkel gewandet und zum Teil mit mittelalterlichen Accessoires ausgestattet. Der Besuch des vor dem Festivalgelände gelegenen Mittelaltermarktes ist sowieso Pflicht.

Ich konnte leider nur am ersten Tag teilnehmen, bekam dabei aber gleich drei Highlights zu sehen. Der 1. Mai war ein wettermäßig durchwachsener Tag und so machte ich mich mit dicken Jacken und Regenschirm bewaffnet auf zum Festivalgelände. Dort hörte aber ausgerechnet zum Start der Band Eisregen das Regenwetter auf und man konnte die Dark Metaller aus Thüringen mit ihren morbiden Texten entspannt genießen. Zwei ihrer Alben sind indiziert und allgemein kritisiert man sie aufgrund ihrer Texte, die in den Horror- und Splatter-Bereich ragen. Bis auf die düstere Growl-Stimme von Sänger Michael „Blutkehle“ Roth konnte ich aber beim Auftritt in Losheim nichts Bedrohliches ausmachen. Eisregen legten einen kraftvollen Auftritt hin und zeigten sich der begeisterten Zuschauermenge würdig.

Dann allerdings wurde das allgegenwärtige Schwarz von rosaroten Einsprengseln durchbrochen. Die knallfarbige Happy-Metal-Macht J.B.O. eroberte die Bühne und man merkte dem biergeschwängerten Publikum an, dass jetzt Party angesagt war. Die Fun-Metaller aus Erlangen strotzen immer wieder vor Ideen, die einerseits ein breites musikalisches Spektrum mit Comedy-Elementen ad absurdum führen, andererseits aber auch gerade den parodierten musikalischen Bereichen Ehrerbietung zollen. Wie das funktioniert, weiß jeder, der schon mal ein Album des skandalumwitterten Orchesters gehört hat. Die Setlist in Losheim spannte den Bogen durch die Bandgeschichte. Da fanden sich Hits wie „I Don’t Like Metal“ und „Dio In Rio“ (auch noch hörbar, wenn man um den tragischen Tod des sympathischen Shouters weiß, da es eindeutig eine Hommage und keine Verblödelung darstellt). Die Backstreet Boys erklangen im Metalgewand und die Band machte sich zum „Verteidiger des Blödsinns“.

Am besten sind J.B.O. mit ihren unsterblichen Coverversionen, die sie sich längst zu Eigen gemacht haben, seien es „Bolle“ oder der Partykracher „Ein Fest“. Stets finden sich harte Gitarrenriffs und verdammt viel Spaß auf der Bühne. Selbst vor Kalauern wie dem im Hinblick auf den Headliner hinaus geblödelten „Bauerwolf sucht Frau“ schreckten die Erlanger nicht zurück. Man konnte vielleicht nicht über jeden Scherz lachen, doch die Mannen aus dem bayrischen Norden brachten ihre Parodien und den musikalischen Slapstick so sympathisch an den Zuhörer, dass man letztlich immer ein Schmunzeln auf den Lippen hatte. Metalfans, die sich selbst nicht so bierernst nehmen, kommen an J.B.O. nicht vorbei. Das ist seit 25 Jahren so und wird vermutlich noch lange so bleiben.

Zum Abschluss des Maifeiertages enterten die Lokalmatadore Powerwolf die Bühne. Gab es seit Nicole 1982 überhaupt noch andere saarländische Künstler, die den Spitzenplatz der deutschen Albumcharts eroberten? Ich glaube nicht. Powerwolf gelang dies 2013 mit ihrem aktuellen Album „Preacher Of The Night“. Die Band wurde in Saarbrücken gegründet und man lief zur Höchstform auf, als man den rumänischen Sänger Attila Dorn als Frontmann verpflichtete. Was seitdem aus den Boxen dröhnt, ist Powermetal vom Feinsten. Markenzeichen ist aber die sakrale Anmutung der Songs, die sich in weiten Teilen an spirituellen Klängen orientieren, auch mal Orgelmelodien nutzen und neben englischen sowie deutschen Texten auch auf Latein erklingen. Etwas Gregorianik, rumänische Sagen-Andeutungen – Wölfe, Vampire und Blut. Mit diesen Elementen spielte die Band auch in Losheim sehr erfolgreich und brachte eine gigantische Show mit viel Pyrotechnik auf die Bühne. Hier wird der Prophet im eigenen Land noch geehrt und die Saarländer feierten ihre Helden bis tief in die Nacht ab. Ein gelungener Abschluss für den ersten Festivaltag.

Der Vorverkauf für das „Hexentanz Festival 2015“, dem Jubiläumsfest, startet direkt nach Ende der diesjährigen Ausgabe. Frühe Vögel können sich ab Montag das Frühbucher Kombi Ticket inklusive „Ich bin dabei“-Shirt (limitiert auf 250 Stück) sichern.

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