Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Quentin Tarantino nicht nur Filme für Freaks und Nerds fabriziert, sondern auch selbst zu dieser besonderen Gattung von Cineasten gehört. Die neun Filme (wenn man „Kill Bill“ als ein Werk ansieht), bei denen er bisher Regie geführt hat, sind absoluter Kult. Er verneigt sich vor den Genres, zitiert und erfindet neu. Sein aktueller Film „One Upon a Time in Hollywood“ wurde zu einer Hommage an die wilden Zeiten von Hollywood und stellt die Geschichte auf den Kopf. Erstmals gab es auch einen Roman zum Film, den Tarantino selbst verfasst hat und der noch tiefer in die Figuren und die Story einsteigt.
Ein Jahr später erschien sein zweites Buch mit dem Titel „Cinema Speculation“. Wer jetzt einen neuen großen Roman erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Vielmehr handelt es sich um ein umfangreiches Sekundärwerk, das sich mit den Filmen der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts beschäftigt – also mit dem Jahrzehnt, das seine Kindheit und Jugend prägte, in dem seine Liebe zum Kino sich Bahn gebrochen hat.
Das Buch dreht sich um die wichtigsten amerikanischen Filme, die er alle zum ersten Mal als junger Kinobesucher gesehen hat. Man reist mit dem Filmemacher in die Vergangenheit, liest von ihm als jungem Mann in Los Angeles und erfährt hautnah, wie die Filme ihn beeinflusst haben. Damit ist das Buch zugleich Biografie, historischer Abriss und ein Werk aus Filmkritik sowie theoretischen Abhandlungen.
Dabei sollte eins klar sein: „Cinema Speculation“ lässt sich nicht als Roman lesen. Dazu ist der Inhalt einfach zu trocken. Am besten funktioniert das Werk, wenn man sich ebenfalls für Filmhistorie interessiert und Quentins Meinung hören will. Trotzdem ist das Buch keineswegs langweilig. Immerhin spricht der Meister selbst, erzählt aus seinem Leben und gibt treffsichere Analysen von Erfolgen und Misserfolgen.
Im Prinzip könnte das Buch ein cooles Nachschlagewerk für Cineasten sein, aber leider fehlt ein Inhaltsverzeichnis der Filme und auch Fotos sind Fehlanzeige. So bleibt es am Ende doch ein Werk für Die-hard-Fans. Die werden sich aber durchaus in dieser Kino-Bibel wiederfinden.