Alexander Knappe ist 1985 in Cottbus geboren und seine Karriere begann im Sport: Leichtathletik in der Gruppe von Robert Harting, Sportschule von Hertha BSC – doch ein Kreuzbandriss machte alle Hoffnungen im Profisport zunichte. Zum Glück gab es noch ein zweites Hobby-Standbein, nämlich den Gesang. Mit Vorliebe Songs von Xavier Naidoo und Usher. Tatsächlich nahm er am Casting eines lokalen Radiosenders teil und gewann. Schon damals gab es erste Aufnahmen, doch der große Durchbruch erfolgte bei der Sendung „X-Factor“. Er stieg während der Finalshows aus (was vielleicht nicht blöd war), verband diesen Ausstieg jedoch mit einer Lüge (was dann doch blöd war). Seiner Karriere hat diese Casting-Soap zum Glück nicht geschadet. Bisher erschienen zwei Studioalben und gemeinsam mit dem philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus nahm er nun ein Livealbum auf.
In Zeiten, in denen man befürchten muss, dass Musik bald auch aus Wasserhähnen rinnt, in denen sich das Musikerlebnis zu einem Dauerrauschen zwischen Kaufhäusern und endlosen Playlisten verflüssigt, wo Lieder mit Minimalverweildauer „durchgeskippt“ werden und es kaum noch eine Flucht vor der Flüchtigkeit des Hochgeschwindigkeitskonsums mehr gibt, sind die echten emotionalen Musikmomente seltener geworden. In diesem ständig verfügbaren digitalen Überangebot von Musik, in dem eine Masse von Veröffentlichungen um mediale Aufmerksamkeit ringt, fällt dem Konzerterlebnis hingegen eine besondere Bedeutung zu: ein nicht wiederholbarer, einzigartiger Moment.
Das Livealbum „Musik an. Welt aus.“ bietet eine ganze Sammlung dieser Momente zum Nachempfinden, mitgeschnitten am 10. Oktober 2013. Das Konzept ist überaus erfolgreich und bescherte Knappe eine orchestrale Konzerttournee, die noch weiter fortdauert. Die Melodien erklingen oft melancholisch und nachdenklich. Der orchestrale Sound vertieft diese Stimmung noch weiter. Stimmlich sind Ähnlichkeiten mit Xavier Naidoo nicht von der Hand zu weisen, was aber auch kein Wunder ist bei den vielen jungen Songpoeten, die sich an diesem Vorbild orientieren.
Auf „Musik an. Welt aus.“ sind die Höhepunkte einer einzigartigen Konzertreihe zu sehen, zu hören und nachzuerleben. Die eindrucksvolle, 55-minütige Dokumentation „Durch meine Augen“ mit Backstage-Material und Interviews erzählt zudem die Entstehungsgeschichte. CD und DVD bieten viele Gänsehautmomente. Das orchestrale Konzept ist voll aufgegangen. Während die Studio-Alben noch etwas halbherzig klangen, entfaltet Knappe im symphonischen Ambiente seine volle Wirkung. Stark!