Axel Rudi Pell ist inzwischen 61 Jahre alt und macht seit über 30 Jahren mit wachsendem Erfolg als Bandleader Musik, nachdem seine erste Formation STEELER 1989 das Zeitliche segnete. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Regelmäßigkeit er alle zwei Jahre ein neues Studioalbum raus haut. Die letzten Werke schafften es dann auch erstmals in die Top 10 der Albumcharts, obwohl sie eher melodisch als hart rockend klangen.
Die ersten Video-Releases „Survive“ und „Down The Streets“ zeigten die Band in Topform und mit klirrenden Gitarrenriffs. Das ließ das Herz jedes Hardrock-Fans höher schlagen und selbst die Ballade „Gone With The Wind“ hat ihre epischen und hymnischen Momente. Der titelgebende Longtrack „XXIII“ ist mit orchestralem Bombast zu pathetischen Vocals vielleicht die größte Überraschung des Albums.
Johnny Gioeli macht am Mikro wieder eine Top-Figur und auch die übrigen Bandmitglieder der vergangenen Jahre wie Bassist Volker Krawczak, Keyboarder Ferdy Doernberg und Drummer Bobby Rondinelli stehen dem alten Recken aus Bochum zur Seite.
Stilistisch gibt es keine Innovationen – das hat aber auch niemand ernsthaft erwartet – doch textlich wendet sich Pell, der früher oft obskuren Fantasy-Motiven frönte, deutlich der Gegenwart zu. Der kryptische Albumtitel „Lost XXIII“ soll nämlich nicht etwa auf das 23. Studioalbum hindeuten (dann hätte sich der Meister auch vermutlich um zwei verzählt), sondern er sagt selbst, dass die XXIII für den 23. Buchstaben des Alphabets steht und somit eine Entklausulierung des Titels sinngemäß „Lost World“ bedeuten würde, was sich auf den Zustand unserer Erde bezieht.
„Gone With The Wind“ erzählt als traurige Ballade die wahre Geschichte eines Hundes, der am Bahnhof auf die Rückkehr seines verstorbenen Herrchens wartet. „Down The Streets“ berichtet vom täglichen Überlebenskampf von Drogenabhängigen und „Survive“ macht die kritische Situation unseres Planeten zwischen Pandemie und Kriegstreiberei sehr deutlich zum Thema.
„Freight Train“ und „Follow The Beast“ sind zwei bemerkenswerte Metalkracher. Da werden Erinnerungen an die seligen 80er wach. Der Titeltrack umschließt das komplette Album und macht es damit zu einem tragfähigen Konzeptwerk. Am Anfang die Ouvertüre, am Ende das epische Fazit. Kurz vor Schluss gibt es mit „The Rise Of Ankhoor“ ein knackiges Instrumental, das in seiner Eigenständigkeit zu begeistern weiß.
Man fragt sich, wo dem umtriebigen Gitarristen alle zwei Jahre die neuen Ideen herkommen. Denn auch wenn das Album keine musikalischen Überraschungen bietet, so ist es doch solide Kost aus deutschen Landen. Fans der gewohnten Ausrichtung aus Melodic Rock und straightem Metal werden das zu schätzen wissen.
AXEL RUDI PELL Tour 2022/23:
2022
07.09. Bochum – Zeche
08.09. Bremen – Aladin
09.09. Dresden – Tante Ju
13.09. AT-Wien – Szene
16.09. Memmingen – Kaminwerk
17.09. CH-Pratteln – Z7
20.09. Aschaffenburg – Colos-Saal
21.09. Nürnberg – Hirsch
23.09. Erfurt – Central
24.09. Stuttgart – LKA Longhorn
25.09. Bochum – Zeche
2023
24.04. Köln – Essigfabrik
25.04. Saarbrücken – Garage
28.04. Singen – Stadthalle
29.04. CH-Bern – Bierhübeli
01.05. München – Backstage
02.05. Langen – Neue Stadthalle
03.05. Berlin – Huxleys
09.05. Hamburg – Fabrik (Neu)
10.05. Hannover – Capitol
11.05. Karlsruhe – Substage
12.05. Leipzig – Hellraiser
14.05. Bochum – Zeche