Der Albumtitel ist so bezeichnend, wie er nur sein kann: Die Rockband Brenner hat sich dem allgemeinen deutschen Kulturgut aus der Ecke von Dieter Thomas Heck und Florian Silbereisen angenommen und selbiges in ein rockiges Gewand gepackt. Das Ergebnis ist viel besser anzuhören, als man im ersten Moment denkt: Es gibt bekannte Texte und Melodien, die jeder mitsingen kann, und das Ganze wird veredelt durch raue Vocals und starke Gitarrenriffs.
Als Brenner 2019 an den Start gingen, waren sie zweifelsohne Deutschlands älteste Newcomerband. Ein absoluter Vorteil, wie sich schnell herausstellen sollte. Denn die Band aus vier gestandenen Musikern nutzt ihre jahrelangen Erfahrungen gepaart mit musikalischem Handwerk und der Gabe, emotionalen Tiefgang zu zulassen. Und nun meldet sich der charismatische Vierer mit seinem zweiten Album zurück – voller Coverversionen, die man nicht unbedingt erwartet hätte.
Sänger/Gitarrist Martin Goldenbaum und seine Männer – Bassist Volker Schlag, Gitarrist Marc Beierstedt sowie Schlagzeuger Mario Enrico Oliva – liefern uns ein komplettes Album lang „Rockschlager“. Es ist eine Verneigung vor einem seit Jahrzehnten gefeierten Genre. Eine fulminante Reise durch die Schlagergeschichte von den frühen Siebzigern bis ins Hier und Jetzt.
Natürlich gibt es das nicht zum ersten Mal im Deutschrock-Metier, doch selten in solcher Konsequenz wie hier. Partyfreundliche Musik, eine Stimme wie bei den Toten Hosen am Lagerfeuer, solide Gitarrensoli, Refrains zum Mitgrölen. Zum Teil sind die bekannten Songs entstaubt, auf ihren Kern reduziert und dann ganz neu aufgebaut. Da stört es auch nicht, wenn der Pophit „Forever Young“ einen neuen (deutschen) Text bekommt.
Auch bekennende Hardrocker werden die Titel zumindest im Refrain mitsingen können. Mich erinnert das an Meister Guildo Horn, der bei seinen Livekonzerten die altbekannten Hits gerne mal mir Rockklassikern mischt und das Publikum ob der Kompüatibilität zum Staunen bringt. So funktioniert das auch hier – und die Tracklist ist fast schon legendär:
- 1 Wunder gibt es immer wieder
- 2 Der Himmel brennt
- 3 Dann geh doch
- 4 Für immer jung
- 5 Tränen lügen nicht
- 6 Am Tag als Conny Kramer starb
- 7 Wenn ein Mensch lebt
- 8 Ich liebe das Leben
- 9 Amsterdam
- 10 Die Gefühle sind frei
- 11 Mendocino
- 12 Willst du mit mir gehen
Na, wer hat schon mindestens fünf Ohrwürmer gleichzeitig? Selbst die ostdeutsche Sozialisation wird mit dem Puhdys-Kulthit „Wenn ein Mensch lebt“ nicht ausgespart. Dabei singt Rocklegende „Maschine“ den Titel sogar mit Martin im Duett. Katja Ebstein, Vicky Leandros, Juliane Werding – das ist kein modernes Trallala sondern Kult im Quadrat. Wer die nächste Party ordentlich aufmischen will, liegt hier absolut richtig.