Keine Angst: auch wenn der britische Sänger und Songwriter Charlie Winston seinem neuen Album den Titel „Square 1“ verpasst hat (back at square one = wieder ganz am Anfang), fängt der 40-jährige Sänger, Songwriter, Musiker und Produzent musikalisch nicht wieder bei Adam und Eva an. Denn als Ausgangssituation für Winstons fünften Longplayer stand nicht etwa eine grundgereinigte Tabula-Rasa-Situation, wie es der Titel suggeriert, sondern vielmehr eine neue und frische Gesamt-Herangehensweise.
„Ich habe mich auf viele Dinge rückbesonnen, die ich an Musik am meisten mag“, erklärt Charlie. „Das hat zu einem ehrlicheren Approach an die Songs geführt und wir haben uns dadurch zurück auf das Startfeld (= square one) begeben. Ich hatte die Möglichkeit, Tabla-, Kora- und Marimba-Sounds einzubringen, Instrumente, die in der Musik von Künstlern vorkommen, die ich liebe, und auch in Songs, die in mir früh die Neugier auf Musik weckten.“
Dennoch – oder gerade deshalb – ist „Square 1“ ein sehr entspanntes Album geworden, das vor allem im ersten Teil zum Zurücklehnen einlädt. So widmet sich „The Weekend“ den Freuden des Wochenendes. Erst zum Ende hin kehren Melancholie und Nachdenklichkeit in unerwarteter Eindringlichkeit ein. So das lediglich von Vocals und Piano getragene „Airport“, das vom Schicksal eines Flüchtlings erzählt, und die intensiven Tracks „Losing Touch“ und „Lost In Memory“.
Charlie Winston war lange als Einzelkämpfer unterwegs – hatte alles selbst in der Hand, was sein Songwriting und die Produktion angeht. Inzwischen verlässt er sich zunehmend auf Kollaborationen und tut gut daran. „Until Tomorrow“ beispielsweise erklingt (geschrieben gemeinsam mit Fink) sehr inspiriert aus den Boxen. Was sich Winston definitiv erhalten hat, ist seine wundersame Mischung aus Folk und World Music, gewürzt mit kleinen Prisen Reggae und Funk. Das Ergebnis kann mitnehmen und verzaubern zugleich.