Wie aus dem Nichts ist George Ezra im Jahr 2014 aufgetaucht – und haut uns gleich einen Megahit wie „Budapest“ um die Ohren. Der Songwriter aus dem englischen Bristol entstammt einer Lehrerfamilie und machte Karriere, als er einen Song bei „BBC Introducing“ einstellte und schließlich von diversen Radiosendern gespielt wurde. Schon ein Jahr später folgte ein Auftritt beim Glastonbury Festival und es erschienen zwei EPs. Die erste enthielt den Song „Budapest“, der somit seinen Siegeszug um die Welt antreten durfte und George Ezra quasi über Nacht zum Shooting Star des Jahres machte.
Das Debütalbum „Wanted On Voyage“ schaffte im Juli 2014 den Spitzenplatz der britischen Charts und schlug auch auf dem Kontinent ordentlich ein. Für den Nachfolger „Staying at Tamara’s“ hat Ezra sich fast vier Jahre Zeit gelassen – und er hat gut daran getan. So wurde das Album nicht zum Abklatsch seines Vorgängers mit immer wiederkehrenden Ausfügen des Sängers in die höheren Tonlagen, sondern er hat ein ganz neues Werk geschaffen, das seine Mischung aus Country und Folk gekonnt in die Gegenwart führt.
Das Debüt lebte von der Über-Single „Budapest“. Der Nachfolger aber funktioniert als Ganzes und macht klar, dass hier keine Eintagsfliege am Werk ist. Auch hier gibt es mit „Paradise“ eine wunderschöne und eingängige Single, die schon von vielen Vertretern des Formatradios gespielt wird, doch auch die übrigen Tracks entfalten ihre Wirkung, die vor allem aus seiner tiefen, sonoren Stimme und den Klängen der akustischen Gitarre entsteht.
„Pretty Shining People“ liefert noch einen leicht sarkastischen Start, doch danach folgen einige fröhliche Pophymnen mit Charakter. George Ezra erzählt seine Geschichten – und vor allem der charismatische Wechsel von der Brust- in die Kopfstimme, den er so gern vollzieht, lassen diese lebendig werden. Er könnte immer noch als Straßenmusiker durch die Welt ziehen, doch anscheinend haben die Briten bemerkt, dass auch ihnen ein authentischer Singer/Songwriter zusteht und sie das Geschehen nicht auf ewig Milow und Passenger überlassen dürfen.
Ezra jedenfalls hat den Sprung geschafft und liefert ein Album ab, das ebenso fröhlich wie gefühlvoll ist, ebenso achtsam wie energisch. Damit kann man nun endgültig die wärmere Jahreszeit einläuten.