Bisher war mir Hape Kerkeling als Schlagersänger eher in Gestalt der alternden Diva Uschi Blum bekannt. Ebenso unvergessen wie deren Performaces sind der Ulksong „Hurz“ und seine wundervolle Interpretation skurriler letzter Plätze im Eurovision Song Contest, die er im Programm „Wieder auf Tour“ zum besten gab. Was soll man also erwarten, wenn der Star aus Recklinghausen ein komplettes neues Album auf den Markt bringt? Ulk oder Ernsthaftigkeit?
In den letzten Jahren war es recht ruhig um Kerkeling als Komiker. Seinen Abschied von der Bühne hat er sehr offensiv propagiert. Stattdessen gab es Bucherfolge wie „Ich bin dann mal weg“, „Der Junge muss an die frische Luft“ und ganz aktuell „Pfoten vom Tisch!“. Trotz der Ernsthaftigkeit in den autobiographischen Werken kommt auch das Material zum Schmunzeln nie zu kurz. Da mag man durchaus Parallelen zum Album „Mal unter uns…“ ziehen, das auf dem Cover als „das persönlichste Album seines Lebens“ beworben wird.
Und tatsächlich ist es ein ziemlich ernsthaftes Schlageralbum geworden, mit oftmals biografischen und nachdenklichen Songs. Man nehme nur „Der Weg nach Haus“, das sich ziemlich deutlich auf Hapes Reise auf dem Jakobsweg bezieht. Oder „Ich leb den Traum“, der zurück auf ein bewegtes Leben blickt und vielleicht den Grund liefert, warum Kerkelings Abschied aus der Medienwelt doch nicht so endgültig war (nach dem Album wird es in Kürze auch eine Doku-Reihe „Hape und die 7 Zwergstaaten“ bei VOX geben).
Natürlich gibt es nicht nur Nachdenkliches. Das beschwingte „Sexy wenn ich tanz“ kommt mit großem Augenzwinkern daher und die Hommage an „Gudrun“ klingt auch eher parodistisch. Ernsthaft wird es dann wieder in Lovesongs wie „Darf ich dann zu dir“ und vor allem „Amsterdam“, in dem authentisch und unaufgeregt die Homosexualität zum Thema gemacht wird.
Apropos Holland: Die Originalsongs, die dem Album zugrunde liegen, stammen aus den Niederlanden und Hape hat sie mit deutschen Texten versehen. Da schließt sich doch der Kreis zu seinem legendären Auftritt 1991 als Königin Beatrix.
In den 14 Songs reflektiert Hape Kerkeling das Leben, die Liebe und Vieles, was nicht nur ihn, sondern auch seine Fans bewegt. Es sind ehrliche und beseelte Schlager, die er da singt. Vielleicht werden wir ihn bald als Hape auf Florians Schlagerbühnen sehen – und nicht als Uschi Blum.