Sein größtes Dilemma beschreibt James Blunt im zwölften Song des neuen Albums: der Track mit dem Titel „2005“ erzählt von dem Wendepunkt im Leben des britischen Sängers, als er den Hit „You’re Beautiful“ auf Platz 1 der britischen Charts und im Anschluss weltweit in den Hitparaden platzieren konnte. Nach seinen Worten ist alles, was er seitdem tut, sich für diesen Hit zu entschuldigen. Das klingt etwas hart – aber vermutlich ist es tatsächlich so, dass er seitdem diesem Ausnahmesong hinterher läuft, der ihn zum Superstar gemacht hat.
Sein fünftes Album trägt den Titel „The Afterlove“ und es ist wieder voller eingängiger Balladen und gefühlvoller Popsongs. Das ist James Blunts große Stärke. Und natürlich könnte fast jeder dieser Titel ein Radiohit werden – oft fehlt nur der gewisse Funke oder die Tatsache, zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Story am richtigen Ort zu sein. Bei James Blunt war es sicher auch seine Vergangenheit als Elite-Soldat, die ihn 2005 weltweit in die Schlagzeilen brachte. Eine solche Story ist aber nun irgendwann ausgelutscht.
Die ersten Singles hießen „Love Me Better“, „Time Of Our Lives“ sowie „Make Me Better“, das er gemeinsam mit seinem guten Freund Ed Sheeran schrieb. Alles respektable und hervorragend produzierte Songs, die sehr solide aber auch austauschbar klingen. „Bartender“ ist da schon etwas Besonderes: Hier schlüpft Blunt auch im Video in die Rolle des Protagonisten. Eine Tätigkeit, die ihm vertraut sein dürfte, schließlich ist er Besitzer eines privaten Nachtclubs auf Ibiza.
Wie bereits bei den vergangenen Alben, arbeitete James Blunt auf seinem fünften Album mit hochkarätigen Songwritern und Musikern zusammen, darunter Ed Sheeran, Ryan Tedder, Amy Wadge (Ed Sheeran, Shannon Saunders), Johnny McDaid (Example, Biffy Clyro), Stephan Moccio (Miley Cyrus, The Weeknd) und MoZella (Miley Cyrus, One Direction). Das bürgt für Qualität und diese wird definitiv geboten.
Die Brit Awards und Echos stehen sicher im Schrank. Blunti singt weiterhin seine atmosphärischen Lovesongs und wird in Kürze auf Welttournee die Frauenherzen allerorten betören. Er bietet eine solide Leistung und „The Afterlove“ ist ein starkes Album – die Vielfalt des Kollegen und Freundes Ed Sheeran erreicht er aber bei weitem nicht.