Seine enorme Medienpräsenz, ein Händchen für gute Melodien und das untrügliche Gespür dafür, auch aus belanglosen Songs große Hymen zu machen – das ist es, was Mark Forster ausmacht. Dabei hat er natürlich ganz klein angefangen: als Sidekick von Kurt Krömer, als Publikumsliebling bei SWR 3 (mit dem Song „Auf dem Weg“), im Background von Sido. Inzwischen füllt er selbst die größten Hallen – doch ein Nummer-1-Album blieb ihm bislang verweht. Vielleicht sind die Melodien dann auf das erste Hören doch zu sperrig? Die Single „Einmal“ beispielsweise wird gewohnt hymnisch vorgetragen, aber der leicht hysterisch vorgetragene Chorus kann schon sehr nervig sein.
Der Opener „Comeback“ und der Titelsong „Liebe“ sind groß arrangierte Songs, die live vermutlich gut funktionieren werden, aber einige Hördurchläufe brauchen, um eine gewisse Eingängigkeit zu erreichen. Erstes Highlight ist für mich die Ballade „Was du nicht tust“. Wieder mit ungewöhnlichem Background-Gesang (von einer Kinderstimme), aber sehr melodisch und mit melancholischem Text.
Was schnell spürbar wird: Mark Forster will uns kein homogenes Album abliefern sondern sich stilistisch möglichst weit ausbreiten. „194 Länder“ ist von den rhythmischen und weltmusikalischen Elementen her perfekt auf den Text zugeschnitten, der die global offene Welt mit der einzigen großen Liebe in Verbindung setzt. Bei „Danke Danke“ revanchiert sich Sido für die Kollaborationen der Vergangenheit und „Nimmerland“ bietet ebenfalls sanften Rap, der nicht nur textlich an Cro erinnert.
„Genau wie du“ ist – wenn ich den Text richtig interpretiere – Marks Bruder gewidmet und damit das Pendant zum Song „Nathalie“. Der Sänger hat alle Lyrics selbst verfasst und augenscheinlich viel Autobiographisches mit rein gepackt. Große Poesie sollte man nicht erwarten, aber eine hohe Authentizität ist allemal gegeben.
Das Album bleibt bei mir hinter den hohen Erwartungen zurück, die „Bauch und Kopf“ und vor allem „Tape“ geweckt haben. Mark Forster hat nichts wirklich Neues zu bieten. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Im Prinzip legt er ein weiteres solides Studioalbum vor, das seine Fans begeistern und verdientermaßen viel Airplay bekommen wird. Im Sommer geht es auf Open Air-Tour. Und da werden die Songs beweisen können, wie sie vor der großen Masse bestehen.