Vor einer Woche konnte ich das Konzert der Mighty Oaks beim Reeperbahn Festival erleben und war hellauf begeistert. Der Amerikaner Ian Hooper, der Engländer Craig Saunders und der Italiener Claudio Donzelli haben sich vor über zehn Jahren in Hamburg gefunden und seitdem ganz dem Folk verschrieben. Sie wollten unbedingt wieder im kleinen Krimi-Theater „Imperial“ spielen, weil dort beim RBF ihr großer Durchbruch begann. „Seid ihr sicher?“, fragten die Veranstalter. „Ja.“ Allerdings, wie Ian später zugab, hatte man das Theater größer in Erinnerung. Für die Anwesenden war es ein Fest: Ian mit launigen Ansagen auf deutsch. Der harmonische Satzgesang im Trio. Alte und neue Hits, perfekt vorgetragen. Das 2024er Album „High Times“ ist gerade erschienen und führt das Trio definitiv in neue musikalische Höhen.
In gut 36 Minuten Albumlänge finden sich kraftvolle Hymnen und entspannt-filigrane Folksongs in polyphonen Arrangements. „High Times“ ist ein reduziertes, ohne Effekthascherei produziertes Album, das zum Zurücklehnen und Mitwippen anregt. Die Stimme von Ian Hopper kann schon mal dominant sein, entfaltet ihre beste Wirkung aber im Zusammenspiel mit Gitarrenpicking und in der Dreistimmigkeit, wie beim betörenden Titelsong.
Bei „Forgive & Forget“ sorgen orchestrale Einspieler für romantische Klänge. „Endless Summer“ spiegelt die Sehnsucht nach den endlosen, unbeschwerten Tagen des Sommers wider und ist geprägt von den charakteristischen Harmoniegesängen und akustischen Arrangements der Band. Es ist ein Lied über all die unbeschwerten, heißen Sommernächte, von denen man sich wünscht, sie würden niemals enden, und darüber, mit Freunden auszugehen und Erinnerungen zu sammeln.
Mit „Your Scars“ (feat. Philine Sonny) gibt es einen eindrucksvollen Song, der sich auf eindringliche Weise mit psychischer Gesundheit auseinandersetzt. Der Track thematisiert das Stigma rund um Depressionen und Angstzustände und reflektiert die Schwierigkeit, unsichtbare Leiden sichtbar zu machen. „Ein gebrochener Arm ist ein sichtbarer Grund für einen Gips, aber Angstzustände und Depressionen bleiben oft verborgen, bis sie körperlich spürbar werden“, so Sänger Ian Hopper.
„Go To Hell“ ist ein kraftvoller Song über das Erwachsenwerden und die Selbstfindung. Es ist eine aufrichtige Hymne über die Suche nach sich selbst und dass das manchmal eine ganz schön lange Reise sein kann. Vielleicht sogar eine, die nie aufhört. Aber das ist okay, wenn man auf dem Weg glücklich und zufrieden ist – und wenn das jemandem nicht gefällt, dann kann er gerne “zur Hölle fahren”.
Die akustische Grundausrichtung und die jederzeit vorherrschende Melancholie machen „High Times“ zum atmosphärischen Herbst-Highlight. Absolute Empfehlung!
Mighty Oaks kündigen für Oktober 2024 weitere Live-Shows an:
01.10. Dresden, Kulturpalast
02.10. Jena, Volkshaus
03.10. Prague, Palac Akropolis
04.10. München, Prinzregententheater
06.10. Zurich, Theater 11
07.10. Augsburg, Parktheater
08.10. Füssen, Festspielhaus
10.10. Linz, Posthof Linz
11.10. St. Pölten, Festspielhaus
13.10. Erlangen, Heinrich Lades Halle
14.10. Leipzig, Haus Auensee
15.10. Berlin, Theater des Westens
16.10. Neubrandenburg, Konzertkirche
18.10. Amsterdam, Zonnehuis
19.10. Darmstadt, Staatstheater
20.10. Stuttgart, Hegel Saal
21.10. Mannheim, Capitol
23.10. Bochum, Christuskirche
24.10. Köln, Philharmonie
26.10. Osnabrück, Rosenhof
27.10. Bremen, Schlachthof
28.10. Rostock, MOYA
29.10. Hamburg, Laeiszhalle