International gefeierte A-cappella-Bands wie Naturally 7 und Pentatonix sind vor allem bekannt für ihre Virtuosität. Da werden auch mal musikalische Wandlungen durchgemacht. Naturally 7 beispielsweise glänzten früher durch ausgiebige, ziemlich verkopfte Jazz-Spielereien. Inzwischen haben sie sich aber ordentlich eingesungenen Pop- und Rockhymnen der letzten Jahrzehnte zugewandt und echte Songstrukturen für sich entdeckt. Pentatonix hingegen waren früher bekannt dafür, Klassikern neues Leben einzuhauchen und nostalgische Gefühle zu bedienen. Ihr neues Album aber trägt den Titel „PTX Presents: Top Pop, Vol. I“ und sprintet damit voll in die Gegenwart.
Schon die Auskopplung „Havana“ ist der Hammer. Ein unvermeidlicher Ohrwurm im Original von Camila Cabello – und der wird hier in eine neue musikalische Dimension geführt. Ich muss nicht dazu sagen, dass Pentatonix im Normalfall keine Instrumente verwenden und alle Klänge mit Mund und Mikros erzeugen. So lassen sie auch hier in glänzender Form den Swing der 30er Jahre wieder aufleben.
Ed Sheeran wird gleich zweimal gecovert, nämlich mit der Ballade „Perfect“ und in einem Mash-Up, das „Shape Of You“ auf magische Art und Weise mit dem Song „Despacito“ verknüpft. Wer hätte hier eine Verwandtschaft vermutet? Pentatonix stellen sie locker her.
Im Umfeld der Band hat sich was getan: Grammy Gewinnerin Kirsten Maldonado – einzige Sängerin der Gruppe – hatte am 2. Februar ihr Broadway Debüt im Musical „Kinky Boots“, bleibt der Gruppe aber treu. Matt Sallee, der die Gruppe bereits auf der letzten Christmas Tour begleitete, wurde nun auch als offizielles Mitglied verkündet, nachdem letztes Jahr Avi Kaplan das Quintett verlassen hatte.
Musikalisch aber ist alles beim Alten. Die fünf Stimmen klingen und harmonieren perfekt. Ein unbedarfter Zuhörer muss schon die Ohren spitzen um zu erkennen, dass hier keine Instrumente verwendet werden – so perfekt wirkt alles. Und die Songauswahl ist mal wieder berauschend. Vor allem weil einige Überraschungen dabei sind wie „Finesse“, „Feel It Still“ und „Issues“. Alles Songs, die sonst noch nirgendwo den Weg ins a-cappella-Repertoire gefunden haben.