Regenbögen scheinen angesagt zu sein. Kein Wunder, wenn der Sommer wie ein ausgedehnter April auf uns wirkt. Neben „Regenbogen“ von Vanessa Mai erschien nämlich gleichzeitig auch das Album „Rainbow“ der Pop-Amazone Kesha. Und das ist alles andere als brav, wie das nackte Hinterteil auf dem Cover zugleich deutlich macht.
Die Songwriterin aus Kalifornien ließ ganze fünf Jahre auf ihr neues Album warten. 2010 galt sie mit „Animal“ als heißeste Newcomerin des Jahres. Dem Nachfolger „Warrior“ (2012) war nicht so viel Erfolg beschieden – obwohl das Werk grundsolide war und ihren kämpferischen Weg unbeirrt fortsetzte. Keshas Lebenslauf klingt ungewöhnlich: die Mutter Punkrocksängerin, eine arme Jugend – und sie soll sich mal unbefugt ins Haus von Prince geschlichen haben, um ihm ein Demo in die Hand zu drücken. Der Song „Tik Tok“ wurde spätestens dann zur Legende, als die Macher der „Simpsons“ ihn für ihren Vorspann verwendeten und für einen YouTube-Hit allererster Kult-Klasse sorgten.
Auch auf dem dritten Album bleibt der typische Kesha-Sound erhalten, obwohl die elektronischen Verzerrungen stark nachgelassen haben und man ihre Stimme deutlich hört. Insgesamt ist es etwas ruhiger geworden und Uptempo-Beats, langsamere Songs sowie Balladen beherrschen weite Teile des Albums. Gut so! Dance, Soul – sogar etwas Countrymusik im Duett mit Dolly Parton werden geboten.
Beeindruckend finde ich schon den starken Beginn mit „Bastards“ als akustische Gitarrenballade. Die Eagles of Death Metal begleiten Kesha bei „Let ´em talk“ und „Boogie Feet“. Es gibt Soul-Nummern wie „Woman“ und ein rockiges „Finding You“. Die sonst so typischen Elektro-Elemente finden sich nur noch selten, beispielsweise in „Hymn“.
Kesha war lange Zeit in den Schlagzeilen, weil sie ihren Ex-Produzenten Dr. Luke der sexuellen Belästigung anklagte. Das hat juristische Auseinandersetzungen nach sich gezogen und vermutlich viel Kraft gekostet. Jetzt kann Kesha sich wieder ihrer wahren Leidenschaft, der Musik, zuwenden. Und „Rainbow“ ist ein guter Neuanfang.