Die kurzzeitige Auflösung der Band SIMPLY RED war nicht von langer Dauer. 2010 ging man auf „Farewell“-Tour, vier Jahre später wurde die Reunion zum 30jährigen Bestehen angekündigt. In der Zwischenzeit war Namensgeber, Sänger und Gründungsmitglied Mick Hucknall nicht untätig und hatte mit „American Soul“ ein furioses Coveralbum voller Blues-, Jazz- und Soultitel vorgelegt. Das funktionierte hervorragend, gehört er doch anerkannterweise zu den besten britischen Sängern und hat immer noch eine Stimme, die Gänsehaut erzeugen kann.
Die SIMPLY RED Story ging also 2015 mit „Big Love“ weiter – der großen Liebe zur Soulmusik garniert mit etwas Zuckerguss in Form von Streichereinsätzen. Nicht der ganz große Wurf, aber ein solides Comebackalbum. Wenig später erschien das fantastische „Blue Eyed Soul“ (2019). Mittlerweile ist Mick 63 Jahre alt. Einerseits abgeklärt und ohne Anspruch auf die permanente Nummer 1. Andererseits aber ambitioniert genug, um faszinierende neue Alben auf den Markt zu werfen und seine stimmliche Stärke einmal mehr auszuspielen.
„Time“ enthält zwölf abwechslungsreiche und lebensbejahende Tracks, die in London mit dem langjährigen Produzenten Andy Wright aufgenommen wurden. Wieder einmal beweist Hucknall ein untrügliches Gespür für Songs, die Emotionen und Fantasie anregen. Dabei gibt es ganz persönliche Momente und der Songwriter erzählt viel von sich selbst.
Nehmen wir den Opener „Better With You“. Da geht es um einen prägenden Moment im Leben: „Ich denke zurück an die erste Phase der Beziehung mit meiner Frau, als wir uns in Mailand kennenlernten. Damals war ich Single und ließ keine Party aus, wo immer ich gerade war. Als ich jetzt noch mal über diese Zeit nachdachte, wurde mir klar, dass ich nicht wirklich einen Plan davon hatte, was ich tat. Ich bin einfach mit dem Flow gegangen und hatte eine gute Zeit. Die Dinge haben sich einfach so ergeben.“
„Just Like You“ bietet einen groovigen Bass und ordentlich Power. „Let Your Hair Down“ hat soulige und laszive Momente. „It Wouldn’t Be Me“ erinnert an die emotionale Sanftheit der Anfangstage – absolut berührend. „Never Be Gone“ klingt zeitloser und wird orchestral umspielt. Das spaßige „Too Long At The Fair“ hat dann neben einer prägnanten Mundharmonika auch Backgroundchöre zu bieten. Und mit „Butterflies“ zeigen Simply Red, dass sie immer noch in den großen Swing-Sound übergehen können.
So zieht sich das Album durch fast 40 großartige, facettenreiche und bisweilen nostalgische Minuten. Simply Red sind immer noch ganz weit vorne im Soul – und ein Ende ist nicht abzusehen.