Das mittelalterliche Gedicht „Stabat Mater“ entstand vermutlich im 13. Jahrhundert und es behandelt den Schmerz von Maria über ihren gekreuzigten Sohn Jesu. In Anbetracht vieler Mütter, die um ihre im Krieg gefallenen Söhne weinen, ist es gerade in der heutigen Zeit ein tragisches Zeugnis.
Antonio Vivaldi vertonte die Zeilen vermutlich im Jahr 1727. Seine schmerzvolle Streichermusik erweckt die lateinischen Textzeilen zum Leben und gibt der Idee eines tragischen Solisten viel Raum. In einer Doppelveröffentlichung zu Ostern 2022 spielt der Countertenor Jakub Józef Orliński mit den Instrumentalisten der Capella Cracoviensis und dem Dirigenten Jan Tomasz Adamus Vivaldis „Stabat Mater“ sowohl auf CD als auch auf DVD ein.
Das in neun Strophen aufgeteilte Stück dauert nur knapp 18 Minuten. Man muss sich also auf einen kurzen musikalischen Genuss einstellen. Der ist aber um so intensiver, da Orliński eine wundervolle und beeindruckende Interpretation abliefert. Seine Countertenor-Stimme ist wirklich ein Hochgenuss.
Daneben gibt es eine DVD zur Aufnahme. Das kurze Feature-Video der Arbeit wurde vom preisgekrönten Regisseur Sebastian Pańczyk konzipiert. Durch kraftvolle, gewalttätige und manchmal sehr verstörende Bilder liefert es eine neue und zum Nachdenken anregende Interpretation des „Stabat Mater“.
Während das lateinische Gedicht das Leiden Mariens am Kreuz reflektiert, gehen Orliński und Pańczyk dem Thema Empathie und der gegenseitigen Abhängigkeit von Mensch und Natur nach. Leider sehr passend in der heutigen Zeit.