Das Album „Venom“ ließ im Jahr 2015 Bullet For My Valentine wieder in alter Härte erstrahlen – und mit „Gravity“ setzen sie ihren Triumphzug fort. Die alten Fans sind längst zurück gewonnen. Da darf das Metalcore-Brett auch mal wieder mit einigen Balladen aufwarten. Für die vier Musiker geht die neue Labelheimat mit einer kreativen Öffnung zusammen. Ohne ihren Trademark-Sound zu verwässern kommen auf „Gravity“ auch vermehrt Synthies und Score-Electronica zum Einsatz.
Hardcore-Puristen schreien vermutlich an manchen Stellen entrüstet auf, doch mir gefällt es ganz gut, dass die Songs bisweilen etwas ruhiger ausfallen, dass die Wutausbrüche weniger werden und es auch mal Ausflüge in eine Welt gibt, die man blasphemisch als „Pop“ bezeichnen könnte. Aber ehrlich: Das sind so kurze Schlaglichter in Form von Synthesizer-Sequenzen, dass diese deutlich als künstlerische Freiheit durchgehen.
Die starke Performance von Sänger Matt Tuck, die bissigen Riffs von Michael „Padge“ Paget und das Drumming-Sperrfeuer des Neulings Jason Bowld sorgen für alte Metaller-Tugenden. „Don’t need you“, „Piece of me“ und „Letting you go“ fahren den Härtegrad jedenfalls ordentlich nach oben. Auf Solo-Eskapaden einzelner Instrumentalisten muss man diesmal allerdings verzichten.
„Leap Of Faith“ hingegen lehnt sich stilistisch an Linkin Park an, was nun auch kein Verbrechen ist. Der Stilwechsel, den zurzeit einige Stammbands des Metalcore anstreben, ist Bullet For My Valentine in meinen Augen gut gelungen. Das wird nicht jedem Fan gefallen, aber live werden sie sicherlich die Alten bleiben. Lassen wir uns auf der Tour im Herbst überzeugen.