Archive machen es anders. Sie haben sich für ihr Konzert in Köln keine Musiker eingeladen, sondern nehmen das Anheizen der Menge gleich selbst in die Hand. Sie zeigen ihren Konzeptfilm „Axiom“, der die Grundlage ihres letzten Albums war. Die Fans erwartet also eine ganze Menge Archive heute Abend.
Schwere Kost sind sie schon, das muss man schon am Anfang klarstellen. Wie viele Musiker gerade zu Archive gehören, ist nicht so ganz klar. Wie viele da heute auf der Bühne sind, wer da oben der Chef oder überhaupt „der Sänger“ ist, auch das das ändert sich ständig. Das ist aber auch gar nicht so wichtig, denn hier ist ganz klar: Archive sind ein Kollektiv. Die Bühne ist so gut wie immer dunkel, im Spot ist immer der- oder diejenige, die gerade etwas Spannendes zu tun hat. Mal Gesang, mal Schlagzeug, wer auch immer. Am linken Bühnenrand stampft jemand derweil den Takt, oder schmeißt die Arme in die Luft, er dirigiert das Schauspiel.
Meine Begleitung ist ganz klar für die langsamen Stücke an diesem Abend: „Black and Blue“, „Sleep“, „End of our days“. Letzteres vom neuen Album hat es auch mir angetan. Ich mag es aber auch, wenn alles dröhnt und kracht oder minutenlang niemand ans Mikro tritt. „Violently“ ist toll. Der Sound erfüllt die Halle, kriecht unter uns hindurch und hebt uns hoch in die Schwebe.
Archive verlangen volle Aufmerksamkeit. Das ist kein Konzert, sie spielen ein Stück. Nicht mitmachen, zugucken. Sie unterhalten nicht, sie fordern. Das ist mitunter anstrengend, aber auf die gute Art. Man schaut und hört und bewegt sich ein bisschen. Aber eigentlich zieht man sich in seinen eigenen Kopf zurück.
Einige der Zuschauer halten das keine zwei Stunden durch. Die Guten gehen mal kurz vor die Tür und gönnen ihrem Kopf eine Pause, die Schlechten unterhalten sich laut über Grippeviren und Tarifverträge. Auch ich bin richtig müde nach dem Konzert.
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