An einem sehr, nennen wir es launischen Sonntag macht man sich auf den Weg in die Chemiestadt Leverkusen. Der Heimat der Werkself, niemals enden wollenden Wegen und natürlich von Aspirin. Angekommen im schönen Vizekusen beginnt der Marathon zum Gelände. Sagt einem das Navi nach zwei Kilometern endlich „Sie haben ihr Ziel erreicht“, hat es leider nicht berücksichtigt, dass man nun nochmal zwei km durch den Neulandpark laufen muss. Vorbei an hippen Kunstgebilden und malerischen Spielplätzen, um es in Bauer sucht Frau Manier zu halten.
Endlich ist man da. Und wundert sich nach den Festivals in Köln und Dortmund nun doch ein wenig über das kleine Areal. Angekommen gönnt man sich erst mal eine leckere, halbfertig gebackene halbierte Tiefkühlpizza für lächerliche fünf Euro. Das Prinzip aus ganz wenig ganz viel Geld zu machen wird hier optimal umgesetzt. Keinen Meter lecker; na das hat sich doch gelohnt. Erst mal eine kalte Cola holen und sich an die Grüntonstage setzen. Hier ist es zwar recht leer und die Bühne gleicht eher einem VW Bully, jedoch ist die Stimmung ausgezeichnet und die zahlreich erschienenen Raver erfreuen sich bester Tanzlaune.
Das Wetter ist unberechenbar: Sitzt man im einen Moment noch schwitzend unter der brütend heißen Atomsonne Leverkusens, wird man keine 3 Minuten später der Kälte des himmlischen Windes ausgesetzt. Wolken in Massenproduktion sowie Rekordgeschwindigkeiten. So rappelt man sich auf, die ufernahe Bühne zu verlassen, um ins Epizentrum des Raves zu marschieren. Die Mainstage ist gut gefüllt und wird mit einem Liveset von Matador beglückt. Die Meute ist bestens gelaunt und entzückt den DJ mit vielen geschwungenen Tanzbeinen.
Die Stimmung ist sehr locker, viele sind einfach nur mit Decken gekommen und lassen es sich mit ein paar Freunden gut gehen. Die Bierbuden sind ebenfalls nicht zu knapp besucht. Schattenplätze sind besetzt, die muss man bei dem Wetter aber auch nicht zwangsläufig aufsuchen.
Abam Beyer im b2b mit Ida Engberg überzeugen ebenfalls und zeigen der Technoversammlung nochmal, dass Leverkusen nicht nur für Medikamente und zweite Tabellenplätze taugt. Temporeiche 4/4tel Takte geleiten den motivierten Raver zum Highlight des Abends: Der Meister persönlich betritt die Bühne und holt das letzte bisschen aufgestauter Energie aus den Feiernden. Ritchie Hawtin schmeißt sich an die Plattenteller und serviert vom allerfeinsten. So hat man eine Menge selten auf Techno abgehen sehen. 1 ½ Stunden lang tischt Hawtin sein selbstkreiertes fünf Sterne Technomenü auf, bevor es für 2015 heißt: Das war’s mit den Pollerwiesen für dieses Jahr. Zumindest Outdoor. Ein Boot gibt es nämlich noch. Und alle die hier noch nicht genug bekommen haben, schmeißen sich jetzt eine Aspirin und tingeln vom Dorf zurück in die schöne Domstadt, um bei der offiziellen Afterhour im Bootshaus die restlichen Fetzen Füße wegzutanzen.