Bekannt wurden Eyevory vor allem durch den Einsatz von zwei Sängerinnen und die exzessive Verwendung der Querflöte als Melodie-Instrument. Damit konnten sie die Progger beim renommierten „Night of the Prog“ auf dem Loreley-Felsen im Jahr 2017 auf Anhieb für sich gewinnen und wurden vom Geheimtipp zur festen Szenegröße.
Auch das aktuelle Werk „Aurora“ bietet die Grundzutaten: Harmoniegesang aus weiblichen Kehlen, viel Folkrock und progressive Ausschweifungen. Allein die Querflöte ist zugunsten härterer Rockklänge etwas in den Hintergrund geraten – das macht man aber spätestens im Longtrack „Carry On“ mehr als wett.
Jana Franck und Kaja Fischer sind fantastisch an den Vocals und spielen dazu ihre Instrumente (Flöte und Bass). Auf Gastmusiker hat man diesmal verzichtet, sodass das Quartett ganz für sich stehen und bestehen kann. Die Nordlichter aus Bremen legen hier ein einzigartiges Album vor.
„Aurora“ steht für das Polarlicht, aber auch für Einzigartigkeit und Neuanfang. Das wird in den Songs des Albums auffallend oft thematisiert. Neu ist auf jeden Fall die musikalische Vielfalt: Als Opener explodiert „Unrest“ sehr rockig. „Roses“ spricht von der weiblichen Urgewalt. „Forever Endeavour“ ist dagegen ein klassischer Folksong und „Caught Between The Fires“ bietet sehr hypnotische Klänge.
Den Endpunkt setzt schließlich „Carry On“ mit feinstem Prog, wie ihn die Fans lieben. Allerdings wird der Song nach 11 Minuten ausgeblendet, was ich etwas seltsam finde. Wenn man solch fantastische Musik schreibt, sollte man sich auch die Mühe machen, einen ordentlichen Schluss zu finden.
„Aurora“ ist eindeutig das beste der drei Eyevory-Alben und zeigt ihr ganze komplexe Stärke – im Songwriting als auch in der Umsetzung. Mit diesem Album dürften sie ein guter Kandidat für das nächste Fest auf dem Loreleyfelsen sein.
