Seit dem deutschen Vorentscheid zum Eurovision Songcontest ist Malik Harris als dem bayrischen Landsberg nicht mehr nur Eingeweihten ein Begriff. Inzwischen bedeutet es ja einen großen und schwierigen Schritt, diesen Weg zum ESC zu gehen und sich einem europäischen Publikum zu präsentieren, das konsequent die deutschen Beiträge ignoriert und auf dem letzten Platz versauern lässt. Dabei ist „Rockstars“ eine großartige Hymne, die es verdient hätte, international mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zudem ist Malik ein sehr sympathischer Mensch und Performer.
Okay – die Nervosität bei der Liveshow war ihm anzumerken und es gab auch kleine Hänger, aber das war bestimmt nicht der Grund für sein schlechtes Abschneiden. Die ungeschriebenen Gesetze der Veranstaltung sehen halt seit einigen Jahrzehnten vor, dass Deutschland (im Normalfall) untergeht. Eine Ausnahme wie Wirbelwind Lena bestätigt die Regel.
Sei’s drum. Maliks Album „Anonymous Colonist“ ist ja vielmehr als eine verwässerte Longversion von „Rockstars“. Es erschien bereits im Jahr 2021 und liegt jetzt in einer „Rockstars Edition“ neu vor. Und schon auf seinem Debüt versprüht er den Optimismus, der ihn als Persönlichkeit auszeichnet.
Malik Harris ist ein Künstler, der für Positivität steht. Für ein lautes Ja zum Leben. Live tritt er gern mit einer Loop-Station auf und kann damit seine Ideen ganz allein und nach eigenen Vorstellungen verwirklichen. So gibt es tanzbaren, mitreißenden Pop, Elektro-Einflüsse, Rap und smarte Vocals. Dabei geht Malik auch schwierige Themen an wie bei „Home“, das von einer schmerzlichen Trennung handelt, und bei „Crawling“, das von demselben Mädchen berichtet und der toxischen Beziehung, in der es nun steckt.
Das Album hat vor allem hymnische Tracks zu bieten wie „Say The Name“ und „Faith“. Zwischendurch wird mit „Bangin‘ On My Drum“ und „Dance“ die Tanzbarkeit betont. Eingängig vermittelt „Time For Wonder“ die Radiotauglichkeit im Wechsel mit Autotunes und einem modernen Rappart. Ganz stark kommt Maliks Stimme aber in „Welcome to the Rumble“ durch.
Wenn man bedenkt, dass Malik die ersten Songs des Albums bereits 2018 veröffentlicht hat, ist es doch recht homogen gehalten Malik Harris beschränkt sich vorerst auf seine Stärken als Multiinstrumentalist und smarter Performer. So sind vor allem Mainstream-Hymnen für den gegenwärtigen Musikgeschmack zu finden. Aber was soll’s? Das Debakel beim ESC hat ihn kaum ausgebremst. Zeit für Experimente ist dann beim zweiten Album des jungen Künstlers.