Ein neuer Veranstaltungsort in Saarbrücken. Spannend! Hier hat sich nämlich ein Künstlerkollektiv namens „Sektor Heimat e.V.“ niedergelassen, um den Osthafen als Kulturzentrum neu zu beleben. Und wer passt besser als Gast in die freie Kulturszene als Jupiter Jones? Die Band um Nici Müller und Sven Eigner ist momentan als Trio unterwegs. Man hat sich für eine unplugged-Tour entschieden und nahm als Dritte im Bunde die neue Keyboarderin Nina Müller mit. Wie Nici direkt klarstellt: weder verwandt, noch verschwägert.
Sektor Heimat funktioniert momentan vor allem als Techno-Club. Das lässt sich zumindest aus der Deko schließen. Aber es ist auch ein gemütlicher Konzertraum für knapp 300 Zuschauer. Natürlich ausverkauft – und trotzdem genügend Parkplätze im Umfeld zu finden. Jupiter Jones hatte es sich auf der Bühne gemütlich gemacht und mit Stehlampen und schummrigem Licht quasi ein Wohnzimmer aufgebaut.
Den Anfang machte Keyboarderin Nina unter ihrem Künstlernamen WIM. Eine halbe Stunde lang präsentierte sie allein an den Tasten einfühlsamen und ruhigen Deutschpop. Melancholische Melodien am Klavier, mitunter mit elektronischen Klängen ein wenig aufgepeppt. So präsentierte WIM die Songs ihres Debütalbums „Boxer“. Der Titelsong handelt von den schwierigen Zeiten im Moment, vor allem wenn man doch lieber schmusen will statt mit erhobenen Fäusten durchs Leben zu gehen. Nach vielen eingängigen Songs gab es kräftigen Applaus und Nina konnte im Prinzip gleich auf der Bühne bleiben.
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Jupiter Jones starteten nämlich nach kurzer Pause um 20.45 Uhr mit einem Intro, das die Stimmung des Abends gut wiedergab: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Und „Das Jahr in dem ich schlief“ gehört schon zu den großen Songs der Band. Tiefgründig und voll Melancholie. So ging es dann auch weiter. „Überall waren Schatten“ sowie „Und dann warten“ haben Texte mit philosophischer Gangart. Manchmal kryptisch – und Nici gibt selbst zu, dass er nicht mehr unbedingt weiß, was er sich damals beim Schreiben gedacht hat.
„Atmen“ ist seiner Tochter gewidmet, doch an diesem Abend bekam die 10jährige Zuschauerin Emily ihre Bühne, die die Karte zum Konzert zum Geburtstag bekam und ihr erstes Konzert besuchte. Schöne Momente, in denen auch die Band sichtlich gerührt war. Nina war eine echte Bereicherung fürs Bandgefüge, da sie neben den Keys auch stimmlich mit dabei war und den Sänger im Duett begleitete. Sehr harmonisch klang das – und Nico konnte sich bei „Nordpol/Südpol“ nicht verkneifen, an den denkwürdigen MTV-Auftritt mit Jana Palaske zu erinnern, als diese den Song zum Desaster werden ließ. Davon konnte in Saarbrücken keine Rede sein.
Nach „Rennen und stolpern“ gefolgt von „Mein viel und dein vielleicht“ gab es mit „Immerfürimmer“ den ersten wirklich schnellen Song des Abends. Passte auch, aber die Stimmung ging einfach Richtung Melancholie. So wurden für „Still“ wieder die Handys gezückt, wobei Nici aber darum bat, ihn nicht zu filmen sondern jemanden anzurufen und per Videocall am Song teilhaben zu lassen. So könne man die Zuschauerzahl verdoppeln. Und viele folgten der schönen Idee, wie man anhand der erstaunten Bildschirmgesichter erkennen konnte.
Nach dem stillen, fast gehauchten „Der Nagel“ und „Versickern versanden“ gab es Unruhe in den hinteren Reihen. Jemand war zusammengeklappt. Nici zeigte sofort seine Empathie und Besorgnis, unterbrach das Konzert, ließ die Lichter einschalten, damit der medizinische Notfall in Ruhe behandelt werden konnte. Dafür gab es dicken Applaus, denn in unserer egoistischen Wegschau-Gesellschaft ist das keineswegs mehr selbstverständlich. „Oh hätt ich dich verloren“ war dann irgendwie auch passend.
Natürlich kein JJ-Konzert ohne verbalen Kamp gegen AFD, Nazis und Faschismus. Klar hat man auf einem solchen Event alle Anwesenden auf seiner Seite. Trotzdem ist es wichtig, die Hymne zu skandieren: „Kopf hoch und Arsch in den Sattel“. Das einzige, was hilft. Als letzten Titel gab es die etwas launische Hommage an diese seltsame Stadt „Berlin“, in der sich der Eifeler Junge nie so richtig wohl fühlt, aber er lebt ja zum Glück in Münster.
Nach 90 Minuten gab es die einzige Zugabe: „Auf das Leben“ ist der gern zum Schluss gespielte, optimistische Aufruf, sich nicht unterkriegen zu lassen. Es war der erste Song von Jupiter Jones – und bleibt bis heute ihr Motto. Nach dem wundervollen Konzertabend entließ der Sektor Heimat uns in die kalte Luft des Kulturhafens Ost. Ein grandioser Gig mal wieder. Jupiter Jones? Immer gerne!
Setlist – Jupiter Jones am 14.1.2024 in Saarbrücken
Mit „Die Sonne ist ein Zwergstern“ haben sich Jupiter Jones zum Jahreswechsel endlich in alter Form zurück gemeldet. Das war schon ein Paukenschlag, als Nicholas Müller und Sascha Eigner ihre überfällige Versöhnung verkündeten, die Band neu starteten und erste neue Songs auf den Markt brachten. Das aktuelle Album ist das erste seit fast sieben Jahren. Es hat Tiefgang, ist nicht so sarkastisch wie die ersten Alben der Band und beschäftigt sich mit zum Teil düsteren und melancholischen Themen. Den Sprung zu poppigeren Klängen hatte es schon auf „Brüllende Fahnen“ gegeben, dem Album ohne Nici. Diesen Stilwechsel machen Jupiter Jones nicht komplett rückgängig. Im Studio gibt es ein Stück weniger Punk, dafür mehr Indie-Rock. Live aber lebt die Band alle Qualitäten der Gegenwart und der Vergangenheit. Das macht wie immer großen Spaß.
Im Vorprogramm gab es die Band Das blühende Leben – mir bislang völlig unbekannt. Das Trio aus Mannheim wurde 2019 ins Leben gerufen und bietet eine Mischung aus fetzigem Deutschrock und NDW. Für das Publikum in der Garage Saarbrücken waren sie ein willkommener Aufheizer und boten eingängige Nummern wie „Instagram“ und „Normal“.
Pünktlich um 21 Uhr kamen dann Jupiter Jones zum Zug. Oder besser: Ihr Tourfotograf, der die Gitarrenriffs von „Rock You Like A Hurricane“ gelernt hatte und diese nun jeden Abend als Opener zu Gehör bringen muss. Dann startete der Topact mit „Immer für immer“ und „Ja sicher“. Auch bei diesem Stück vom aktuellen Album war das Publikum textsicher, was den Frontmann sichtlich freute. So konnte er mit Klassikern wie „Rennen und Stolpern“ sowie „Wir sind ja schließlich nicht Metallica“ in die Vollen gehen.
Der Abend bot einen erzählfreudigen Nicholas Müller mit teils launischen Ansagen, die perfekt zu seiner schnoddrigen Art passten – inklusive Mittelfinger für Hetzer und Populisten. So kennt man den Eifeler Sänger. Schön, dass er wieder zurück ist. Mit Anekdoten über Konzerte in Saarbrücken und dem Neuanfang in der Corona-Zeit. „Überall waren Schatten“ passte perfekt zu dieser dunklen Zeit, auch wenn es kein expliziter Corona-Song ist.
Die Band war spielfreudig am Start, konnte sich aber auch für „Mein Viel und dein vielleicht“ akustisch zurück nehmen. Nach „Das Jahr in dem ich schlief“ und „Melatonin“ gab es zum Ende des 70minütigen Hauptsets noch den Überhit „Still“, der wie immer eine kollektive Gänsehaut erzeugte.
Klar war das Konzert noch nicht zu Ende und es gab einen ausgiebigen Zugabenblock. Das Saarbrücker Publikum und die Band zeigten sich voneinander angetan. Es war ein großes Konzerterlebnis in der nicht ganz ausverkauften Garage. Jupiter Jones haben wieder zu alter Form zurück gefunden – so kann es noch lange weiter gehen. Auf die nächsten 21 Jahre!
Etwa 300 Konzerte an ca. 35 Locations – das ist ein Wagnis, das zu Zeiten dieser schon so lange andauernden Pandemie kaum einer anzugehen wagt. Abgesehen von den Machern des Reeperbahn Festivals in Hamburg. Schon im Jahr 2020 waren sie die letzte Bastion im weitgehend konzert- und ansonsten absolut festivalfreien Deutschland. Doch natürlich musste man Abstriche machen (und muss es noch). Wo sich normalerweise um die 50.000 Fans in St. Pauli tummeln, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 8.000 – in Clubs und überdachten Freiluftarenen, überall mit Sitzplätzen. HIER unser Bericht vom vergangenen Jahr.
2021 sieht es schon anders aus. Von „heile Welt“ will ich aber nicht reden. 20.000 Besucher sind zugelassen. Die Veranstalter hätten sich für die in Hamburg mögliche 2G-Regelung entscheiden und alle Spielstätten wie in alten Zeiten füllen können, doch die Entscheidung des Senats ist mitten in die zu Ende gehenden Planungen reingegrätscht. Da hatte man sich schon längst für das 3G-Konzept entschieden und wollte den Karteninhabern entsprechende Planungssicherheit geben. Heißt im Klartext: Schon bevor man das Festivalbändchen in Empfang nehmen kann, führt der erste Weg zum Covid-Check: Wer geimpft, genesen oder frisch getestet ist, bekommt ein entsprechendes Bändchen als Nachweis. Das war für die folgenden Konzertbesuche die beste Lösung, bedeutete aber auch ein erstes Warten in einer schier endlosen Schlange.
An die Warteschlangen allüberall sollte man sich gewöhnen müssen. Und ich kann nur die Geduld aller Beteiligten loben: Security, Einlasspersonal und vor allem wartende Menschen. Es gab kaum Unmutsäußerungen, auch wenn Besucher berichteten, an drei Clubs angestanden zu haben um letztlich kein Konzert zu sehen. Das wurde vor allem in beliebten Clubs wie dem Gruenspan oder dem Mojo zu harter Realität. Auch wer es rein geschafft hatte, durfte nicht machen, was er wollte. Wo es keine Sitzplätze gab, waren Stehplatz-Punkte auf den Boden geklebt. In stetiger Fleißarbeit bekam jeder vom Personal einen Platz zugewiesen. Maskenpflicht blieb natürlich bestehen – es ist schon Wahnsinn, woran wir uns in den vergangenen 18 Monaten alles gewöhnt haben.
Lässige Konzerterlebnisse gab es vor allem auf den Open-Air-Bühnen am Spielbudenplatz und am Heiligengeistfeld, wo das Festival Village aufgebaut war. Angesagte Künstler wie Jeremias, Antje Schomaker und Jupiter Jones auf der ARTE Concert Stage – das waren echte Highlights wie zu alten Zeiten. Es wurde gejubelt und gefeiert, allerdings „ohne Tanzen und ausschweifende Bewegungen“, wie die Festivalstimme vom Band am Anfang jedes Gigs vermeldete.
In den kleinen Locations wie dem UWE konnte man neue Acts entdecken und lieb gewinnen. Im Umfeld der Fritz Bühne wurde es immer wieder gemütlich und heimelig, da man von überall einen guten Blick auf die hohe zweistöckige Bühne hatte und zu guter und lebhafter Musik chillen konnte. Und dann waren da natürlich die wirklich ungewöhnlichen Konzertstätten: Das Imperial Theater, wo die Bands in der Kulisse eines Edgar-Wallace-Stücks auftraten, die St. Michaelis-Kirche mit ihrem wundervollen Ambiente und natürlich die Elbphilharmonie, die endlich wieder mit im Programm vertreten war.
Man konnte sich bestimmte Konzerte als Priorität setzen, pünktlich am Einlass stehen und mit etwas Glück einen Platz bekommen, oder aber man ließ sich treiben und stromerte dahin, wo gerade nicht so viel los war, wo spannende Musik zu hören war, wo das Publikum gerade lauthals jubelte. Hamburg wurde mit musikalischem Leben erfüllt – und es war fast wie früher.
Konzerthighlights
Herausheben möchte ich für den ersten Tag die spielfreudige Kölner Indie-Pop-Band Fortuna Ehrenfeld. Im GRUENSPAN heizten Martin Bechler, Jenny Thiele und Jannis Knüpfer dem Publikum ordentlich ein und sorgten für ausgelassene Stimmung. Was für ein Start ins Festival! Sehr soulig wurde es dann mit Joy Denalane im STAGE Operettenhaus. Bei einem umjubelten Auftritt präsentierte sie vor allem ihre aktuellen Songs im Motown-Sound und wurde dabei von einer kraftvollen Band mit zwei Background-Sängerinnen unterstützt. Ein grandioses Konzert voller stimmlicher Eleganz.
Am Donnerstag konnte ich Annie Chops bei einem Solo-Showcase ihrer Plattenfirma bewundern. Eigentlich gehörte sie gar nicht zum Festival-LineUp, doch da sie als Gitarristin von Antje Schomaker mit am Start war, nutzte sie die Gelegenheit für einen Auftritt vor dem Maa‘ Deyo und zeigte, wie sie ganz allein mit ihrem R’n’B, Hip Hop und Pop bestehen kann. Hilfreich war dabei eine Loop Station, garniert von einer unverschämt souligen Stimme, deren rauer Charme direkt unter die Haut ging.
Danach ging es zu OSKA in den Nochtspeicher. Sie war nominiert für den ANCHOR Award als Nachwuchstalent und trat hier vor der Jury auf (die mit Namen wie Emeli Sandé, Tom Odell und Yvonne Catterfeld aufwartete. Etwas nervös am Anfang führte sie das Publikum durch ein melancholisches Set voller ruhiger Songs. Mit traumhafter Stimme und verklärt-verspielten Ansagen. Tags darauf hat sie uns vom Auftritt berichtet – das Interview könnt ihr HIER nachlesen. Wenig später gab es JEREMIAS auf der ARTE Concert Stage. Die Indie-Pop-Band aus Hannover brachte das Publikum trotz aller Auflagen zum Tanzen und verwandelte das Heiligengeistfeld in einen atmosphärischen, bisweilen mystischen Ort. Pures Konzertfeeling wie in alten Zeiten!
Freitags gab es neben einigen kleineren Konzerten den gefeierten Auftritt von JUPITER JONES auf der ARTE Concert Stage. Ein erzählfreudiger Nicholas Müller mit teils launischen Ansagen, die perfekt zu seiner schnoddrigen Art passten – inklusive Mittelfinger für Hetzer und Populisten. So kennt man den Eifeler Sänger – schön, dass er wieder zurück ist. Und als dann sein Hit „Still“ erklang (wie immer der verstorbenen Mutter gewidmet), hatte die Gänsehaut alle ergriffen.
Auf der Spielbude XL wurde Tim Freitag zum Überraschungshit! Der Indie-Rocker aus Zürich kämpfte sich durch alle Tonlagen, sprang vom Boxenturm und stand am Ende selig und halbnackt im Schein der beeindruckenden Lightshow. Mit seiner Bühnenpräsenz war er sicher eine Entdeckung des Festivals! Skurril dann auch der Auftritt von Katy J Pearson im Imperial Theater, da die Band dort in der Kulisse eines Edgar Wallace Theaterstücks auftrat. Die Sängerin mit prägnanter Stimme und fantastischen Instrumentalisten konnte das Wohnzimmer jedenfalls problemlos mit ihrer Musik füllen.
Der Samstag führte nach einigen kleineren Shows auf der FRITZ Bühne wieder zur ARTE Concert Stage, wo Antje Schomaker in ihrer Heimatstadt vielleicht den Auftritt ihres Lebens hinlegte. Übersprudelnd vor Freude haute sie einen Deutschrock-Hit nach dem anderen raus und fütterte das Publikum mit Lebensweisheiten aus ihrem Alltag („Wenn’s nicht passt, dann trennt euch“). Sie wird einfach von Album zu Album stärker.
Und dann zwei abschließende Highlights zum Schwärmen: In der St. Michaelis Kirche (dem Hamburger Michel) glänzte die Songwriter-Band Die höchste Eisenbahn mit einem Akustikset, der durch alle Phasen der Karriere führte und das Publikum zu stehenden Ovationen brachte. Der Sound war überragend und die Band ließ sich davon tragen. Konnte man das noch toppen? Ja, mit Niklas Paschburg in der Elbphilharmonie. Der Hamburger Elektronik-Künstler füllte die hohe Konzerthalle mit wundervollen Klängen aus Flügel, Keyboard und Akkordeon, die er mit einer Loop-Station live zur atmosphärischen Soundkulisse arrangierte. Der glasklare und warme Sound der Philharmonie tat sein Übriges dazu, dieses Konzert zum Abschluss-Highlight werden zu lassen. Das konnte man nicht mehr steigern!
Fazit
Da will ich zunächst mal Frehn Hawel von der Festivalleitung zu Wort kommen lassen: „Als Superstar Sting erzählte, dass er vor seinem Auftritt bei der Eröffnung des Reeperbahn Festivals nervös gewesen sei, da dies seine erste Liveshow seit 18 Monaten war, brachte er damit die aktuelle Situation für die meisten seiner Kolleg*innen auf den Punkt. Die Freude über das Erleben von unmittelbarer Intensität und direktem Austausch, sowohl zwischen Künstler*innen und Publikum, aber auch branchenintern, gepaart mit dem Wiederaufleben der internationalen Aktivitäten des Musikgeschäfts zeichneten die diesjährige Ausgabe des Reeperbahn Festivals aus. Wie groß die Sehnsucht nach Konzerterlebnissen in Musikclubs ist, zeigte sich leider auch in den teils sehr langen Schlangen vor den Spielstätten, die durch die 3G-Umsetzung des Reeperbahn Festivals auch in diesem Jahr stark eingeschränkte Kapazitäten aufwiesen.“
Die Entscheidungen, die getroffen werden mussten, waren nicht leicht und sorgten durch die geringen Kapazitäten auch zu Unmut (nicht unbedingt vor Ort, aber in Kommentaren bei den sozialen Medien). Trotzdem waren sie richtig – und letztlich konnte sich jeder sein Festival bei Traumwetter selbst gestalten. Wer die langen Schlangen vor den Clubs meiden wollte, hatte vor den großen Open-Air-Bühnen Spielbude XL und ARTE Concert Stage genügend Freiraum. Der Reeperbus sorgte mit 15minütigen Kurzauftritten für große Vielfalt in kürzester Frequenz. Und wer es gemütlich haben wollte, konnte weitläufig um die hoch aufgebaute FRITZ Bühne chillen.
Das Experiment ist auch im zweiten Corona-Jahr gelungen und hat die Normalität ein Stück weiter zurück gebracht. Bleibt zu hoffen, dass es im nächsten Jahr mit wieder 50.000 Besuchern und ohne Auflagen weitergeht. Der Termin steht schon: 21. bis 24. September 2022. Early-Bird-Tickets sind ab heute erhältlich!
Die Veranstalter von Popp Concerts hatten sich dieses Wochenende in Losheim wahrlich verdient: Echte Spätsommerabende mit fantastischem Wetter und grandioser Stimmung rund um dieses wunderschöne Konzertgelände.
Popp hatten sich trotz aller Pandemie-Widrigkeiten nicht ins Bockshorn jagen lassen und wie schon im Sommer 2020 auch in 2021 einiges aufgefahren, um der Region von Trier bis ins Saarland einige an die Normalität heranreichende Konzerterlebnisse zu bieten. Ich nenne mal die unzähligen Open Airs mit namhaften Künstlern vor der Arena Trier und die Singer/Songwriter-Shows im Brunnenhof.
Jetzt war endlich wieder das idyllisch gelegene Gelände am Losheimer Strandbad zu bespielen. Es gab in der letzten Woche schon ein heimeliges Gastspiel von Alvaro Soler, das (vermutlich angestachelt durch seine Tätigkeit bei The Voice Kids) unzählige Familien mit Kindern anlockte, die das Konzert zur großen Party machten. Und auch das DJ-Spektakel „Lucky Lake“ konnte stattfinden, wobei es natürlich schwierig ist, auf Picknickdecken und mit großem Abstand in tänzerische Ekstase zu geraten.
An diesem Wochenende war das Who-is-who der Deutschrock/Deutschpop-Szene am Start: Altmeister Jan Delay, die wiederauferstandenen Jupiter Jones und Lea mit ihren melodischen Songwriter-Stücken gaben sich die Ehre.
Jan Delay – 2.9.2021
Jan Delay ging direkt in die Vollen und ließ es vom ersten Song an nicht zu, dass das Publikum auf den Decken saß. „Alle aufstehen! Das ist Disco No. 1 – hier wird nicht gechillt!“ Damit waren die Fronten geklärt und die Party konnte mit Stücken wie „Klar“, „Spaß“ und „Large“ starten.
Der Meister aus St. Pauli war sehr gesprächig auf der Bühne und sinnierte zunächst über diesen Sommer, in dem es schon viele Seltsamkeiten gab: „Strandkörbe, Stühle mit ganz viel Abstand – aber Picknickdecken hatten wir noch nicht.“ Der Feierstimmung tat das keinen Abbruch, schließlich heißt das neue Album „Earth, Wind & Feiern“. Von dem gab es dann auch ganz viel Material zu hören. Mit Blechbläsern und weiblichem Backgroundgesang war Einiges aufgefahren. Die formidable Lightshow tat ihr Übriges.
Jan schwelgte in Erinnerungen. Vor 20 Jahren war er am gleichen Ort bei „Rock am See“. Viele Zuschauer konnten sich erinnern. Auch 2003 mit den Beginnern war er vor Ort. Da konnte er sich die Anekdote auch nicht verkneifen, wie Thomas D auf Solotour mit dabei war und auf der Flucht vor der Polizei (weil Nacktbaden nun mal verboten war) nackt durch den ganzen See schwamm.
„Sie hatten alle noch nie Spaß“ widmete er der AFD und ähnlichen Gestalten – ohne damit aber deren Wirken entschuldigen zu wollen. Was stattdessen? „Wir brauchen Bass, Bass“, wie es in „Türlich, Türlich“ heißt. Das könnte helfen.
Den üblichen Dreikampf von Stopptanz (Freeze), Aus-der-Hocke-hochspringen und Wedeln mit Weste oder T-Shirt meisterte er gemeinsam mit dem Publikum. Nach 90 Minuten führte dies zum ersten Finale mit „Oh Johnny“.
„Lasst uns die Picknickdecken Richtung Erdkern treten“ hieß es zum Zugabenblock. Da gab es „Alexa“, „Eule“ und das unverwüstliche „St. Pauli“. Jan Delay und Disco No. 1 boten ein zweistündiges Konzerterlebnis vom Feinsten. Als die Lightshow ihre Wirkung entfaltete und alle am Tanzen waren, wirkte es fast wie früher. Bis auf die Tatsache, dass die ca. 1000 Zuschauer einfach massig Platz um sich rum hatten.
Jupiter Jones – 4.9.2021 / Support: Herr Marie
Support für die Eifeler Jungs war die noch sehr junge Band Herr Marie, die zum Teil aus dem Saarland stammt und in der Region Losheim probt. Gute Sache, den Debütanten diese Bühne zu bieten, denn es war wahrhaftig ihr erster Gig als Band. Dafür fuhren sie ganz groß auf, hatten drei Bläser als Verstärkung mit dabei (von denen einer mal in Losheim beheimatet war und entsprechend gefeiert wurde) und boten einen wirklich fetten Sound mit fetzigem Deutschrock. Vor allem wenn Sänger Yannick Meisberger und Gitarristin Nina Behr im Duett loslegten, waren es formidable mitreißende Songs.
Die Band wurde 2020 gegründet und konnte zu Beginn nur digital proben und eigene Songs schreiben. Als Statement zu Corona gab es einen Konjunktiv-Song nach dem Motto „Was wäre wenn“ und ganz zum Schluss erklang nach 30 kurzweiligen Minuten der Abschluss „Das Leben nach Glück“. Ich bin guter Hoffnung, dass wir von Herr Marie noch mehr hören werden, und freue mich auf das erste Album. Die ersten Songs sind im Kasten, eine Single soll noch im Herbst erscheinen und eine EP im Winter. Wir halten euch auf dem Laufenden!
Jupiter Jones waren auf der ersten großen Tour nach der Wiedervereinigung von Nicholas „Nicki“ Müller mit Sascha Eigner. Bei Konzertbeginn um 21 Uhr zog schon eine ordentliche Kühle vom See hoch, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Mit der ersten Single nach dem Neustart „Überall waren Schatten“ ging es melodisch los. Nicki und Sascha besinnen sich wieder auf die alten Stärken von JJ: atmosphärisch dichte Songs mit intelligenten Texten zum Nachdenken.
Weiter ging es mit dem älteren Titel „Das Jahr in dem ich schlief“, als hätte man den schon im Vorgriff zur Coronazeit geschrieben. „Zuckerwasser“ wurde der Eifel gewidmet, die im Saarland ja nicht so weit entfernt ist. Jupiter Jones haben in der Region auch über Ländergrenzen hinweg immer ein Heimspiel – das war deutlich spürbar.
„Stück vom Weg“ stammt ebenfalls von der nächsten Platte, die vermutlich 2022 erscheinen wird und die man über Startnext mitfinanzieren kann. Und auch „Atmen“ ist ein ganz neuer Song für die vielen guten Menschen, die Standhaften, die den Populisten und Querdenkern entgegen treten.
Danach ging es in die Vergangenheit – zur prägenden Krankheit und zum Tod von Nickis Mutter, der in seiner Musik häufig mitschwingt. So entstammt „Kopf hoch & Arsch in den Sattel“ dem Zitat einer ebenfalls krebskranken Frau, die er während der Behandlung seiner Mutter kennenlernen durfte. Und zu „Still“ braucht man vermutlich nicht viele Worte zu verlieren. Es ist und bleibt der Übersong von Jupiter Jones, der stets aufs Neue zu Herzen geht.
Auch „Der wichtigste Finger einer Faust“ gehört zu den neuen Stücken. Er ist Nickis Tochter gewidmet und soll in seiner Aussage dazu führen, „dass nicht Arschlöcher Arschlöcher großziehen“. Dem kann man sich nur anschließen. Als erstes Finale gab es dann noch „Unter uns Darwinfinken“ und „Berlin“.
Der Zugabenblock begann nach 75 starken Konzertminuten. Die Malocher-Hymne „Jupp“ interpretierte Nicholas Müller allein an der Gitarre. Danach gab es mit „Auf das Leben!“ den allerersten Song aus der Karriere von Jupiter Jones, der immer noch aktuell ist „trotz Kabul, Flut und Faschisten“. Es war ein wundervoller Spätsommerabend mit den ganz großen Hymnen und beschaulichen Balladen. „ImmerFürImmer“ entließ schließlich ein Publikum in die Nacht, das sich viel von diesem Abend mit nach Hause nehmen konnte.
Lea – 5.9.2021 / Support: Luna
Lea konnte gleich zwei Slots füllen, die mit jeweils gut 1000 Zuschauern ausverkauft waren. Neben der großem Show am Abend gab es auch ein Nachmittagskonzert um 15 Uhr bei strahlendem Sonnenschein.
Den Anfang machte Sängerin LUNA, erst 18 Jahre alt und aus Vilshofen. Sie passte sehr gut zum musikalischen Konzept von LEA, bot sie doch ebenfalls schöne Pianostücke, wirkte aber auch cool und rockig, wenn die Band einsetzte. Das Stück „Tränenmeer“, das sie für eine verstorbene Freundin geschrieben hat, ließ das Publikum sehr andächtig werden. Ein magischer Moment. Überhaupt bot LUNA am Klavier meist überaus persönliche Stücke, bevor es dann im Wechsel mit der Band wieder lauter zuging. 2022 wird sie auf ihre erste eigene Tour gehen und auch am 8.2. in Saarbrücken und am 9.2. in Luxemburg Station machen. Termine, die man sich vormerken sollte!
Nach 25 Minuten Support begann der schnelle Umbau und LEA konnte starten. Auch sie saß fürs Intro allein am Piano, doch dann startete der große Bandsound und es gab einen Hitreigen mit „Drei Uhr nachts“ und „Leiser“. Sie packte direkt ihre größten Hits aus und brachte das Publikum zum Aufstehen und Tanzen. Es war eine zu weiten Teilen junge Hörerschaft mit vielen Kindern, die zu den bekannten Melodien wibbelten und sprangen. Schön, dass es diesen Nachmittagstermin gab und auch die Kleinen mit dabei sein konnten.
Lea zelebrierte ein Bad in der Menge – mit Nähe zu den Fans und doch mit Abstand zwischen den Picknickplätzen. Das ging sehr gut. Sie freute sich über zweimal 1000 Zuschauer an einem Tag (natürlich ausverkauft) und erinnerte sich an ein Konzert in Saarbrücken, 2017 im Kleinen Club der Garage, zu dem nur 4 (in Worten: vier) Leute kamen.
Überhaupt erzählte Lea viel – beispielsweise zum Hit „Sieben Stunden“. Ein Fan wollte per Mail wissen: Meinst du jetzt sieben Stunden hin und zurück oder jeweils sieben? Wären 14 Stunden nicht zuviel für eine nur einstündige Begegnung oder fehlt dem nachdenklichen Fan die nötige Romantik? Über was man sich Gedanken machen kann… Doch Lea löste auf: Es waren tatsächlich insgesamt 14 Stunden – und für diese Person würde sie das jederzeit wieder tun. Da passte doch auch ein Song wie „Wunderkerzenmenschen“.
Obwohl oft der große Bandsound von der Bühne kam, zelebrierte Lea doch viele melancholische Stücke zu sanften Keyboardklängen oder akustischer Gitarre. „Wenn du mich lässt“ war ein ganz neues Lied vom kommenden Album „Fluss“, das am 5. November erscheinen wird.
„Heimweh nach wir“ bot wunderschöne Momente – wieder allein am Piano. „110“ (ursprünglich mit Capital Bra und Samra interpretiert) wirkte auch in Leas Soloversion absolut stark. Ebenso „Schwarz“ als Feature mit Casper, eingeleitet von dem tiefgreifenden Satz „Ich trag‘ Schwarz, bis es was Dunkleres gibt“.
„Beifahrersitz“ gab es im Duett mit LUNA, dann das emotionale „Zu dir“ und schließlich mit Treppenhaus“ und „Okay“ zwei prägnante Songs vom aktuellen Album. Im Zugabenblock bot Lea noch den Song vom Igel und vom Stachelschwein, den sie mit 17 geschrieben und der es noch auf kein Album geschafft hat. Dass er trotzdem vor allem Kinderherzen erfreut, zeigte sich am Merchstand: Dort gab es gar Kindershirts mit den genannten Figuren.
80 Minuten Konzert waren zwar nicht abendfüllend, das sei aber entschuldigt: Immerhin war es erst Nachmittag – und es stand noch ein zweites Konzert im Nachgang an. Lea hatte auf jeden Fall mit einem kurzweiligen Set bewiesen, warum sie an der Spitze deutschsprachiger Songwriterinnen steht und sowohl die Rapszene als auch Superstar Mark Forster sich um Features mit ihr reißen. Es war ein fantastisches Konzerterlebnis zum Abschluss der Picknick Konzerte.
Picknick Konzerte waren bereits 2020 ein Riesen-Erfolg: Mehr als 30.000 Besucher*innen bei 42 Konzerten in Berlin, Dresden, Köln, Leipzig und Münster, die ausgelassen gefeiert und trotzdem zu keinem Zeitpunkt die geltenden Auflagen aus den Augen verloren haben. Shows im Freien und im Grünen, in hyper-gemütlicher Sunset-Atmosphäre. Mit top-leiblicher Verpflegung, denn Snacks und Getränke können von zuhause mitgebracht werden. 2021 ist auch das Strandbad in Losheim am See mit dabei – seit Jahren bekannt als schönste Konzertlocation im Saarland!
Die ersten Acts sind bestätigt und der Vorverkauf ist gestartet:
STAHLZEIT am 20. August (ACHTUNG – Terminverlegung):
RAMMSTEIN hat mit brachialem Sound, rauer Attitüde und dem Spiel mit dem Feuer ein weltweit einzigartiges Genre geschaffen. Die Shows sind explosive Inszenierungen und fulminante Gesamterlebnisse. RAMMSTEIN hat mit den aktuellen Stadion-Shows alle Rekorde gebrochen. Die Band ist aktueller denn je. Nun darf man sich durchaus die Frage stellen, ob sich solch ein gigantisches Konzept auch jenseits der Stadien umsetzen lässt, ohne dass es zu einem RAMMSTEIN-Abklatsch auf kleiner Flamme verkommt. Die Antwort ist: STAHLZEIT kann das! Mit enorm großem Aufwand kreiert die Band seit fast 15 Jahren Shows der Superlative. Ein Team aus rund 30 Personen reist mit 2 Nightlinern und mehreren Trucks durch Europa. STAHLZEIT leben und atmen im Takt des musikalischen Brachial-Herzschlags. Durch ihre Adern fließt der unstillbare Drang auf der Bühne neue Dimensionen zu kreieren, die mit den Grenzen des Vorstellbaren kokettieren.
Die Pyroshow wird so kompromisslos und spektakulär umgesetzt, dass man bei STAHLZEIT die Hitze bis zu den entferntesten Plätzen spüren kann. Schweiß, Feuer und diese einzigartige Energie fährt den Besuchern während der rund zweieinhalbstündigen Show durch Mark und Bein. Nirgendwo anders lässt sich der Spirit von RAMMSTEIN so hautnah erleben. STAHLZEIT ist ein Phänomen und für die Fans sind die Konzerte in den jeweiligen Regionen mittlerweile zum jährlichen Jour-Fixe geworden. Wer sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen möchte, der sollte sich frühzeitig um Tickets kümmern. Denn wie beim Original heißt es auch bei STAHLZEIT inzwischen ganz oft: LEIDER AUSVERKAUFT!
MILKY CHANCE am 21. August:
Es war ein hessisches Märchen: Die Geschichte, wie aus Milky Chance, dem Do-it-Yourself-Projekt zweier Kassler Abiturienten, Stück für Stück ein globales Pop-Phänomen wurde, ist nicht nur für den deutschen Pop beispiellos. Monatelang tourten Rehbein und Dausch durch die USA, standen auf Festivalbühnen in Australien und Südafrika, sie spielten in der legendären Freilichtbühne Red Rocks oder auf der Hauptbühne des Coachella Festivals, waren bei Late-Night-Talker Jimmy Kimmel zu Gast, wurden daheim mit einem „Echo“ ausgezeichnet und mit Gold für ihr Album-Debüt „Sadnecessary“. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern wie Kanada, Australien und Frankreich.
DEINE FREUNDE am 22. August:
Wenn Deine Freunde in ihren Helikopter steigen, dann ist das kein Zeichen von Größenwahn sondern Teil ihres ausgeprägten Klammeraffen-Syndroms. Flo, Lukas und Pauli können nämlich nicht besonders gut loslassen. Am liebsten würden sie für immer über ihren Fans kreisen und diese ein Leben lang mit Songs versorgen. Doch ganz so einfach ist das nicht, vor allem wenn irgendwann die Pubertät ihrer Hörer zwischen die Rotorblätter kommt. Da diese bei den drei Bandmitgliedern aber schon weit zurück liegt, haben sie eine sehr erwachsene Entscheidung gefasst: Wir machen das für immer. Und so überrascht es nicht, dass im achten Bandjahr ihr fünftes Studioalbum ganz ohne Kerosin in die Kinderzimmer segelt.
Die BROILERS am 23. und 24. August: Broilers Social Club: Live – Akustik – Open Air
Die Broilers stehen gerade auf dem Zenit ihres bisherigen Schaffens: Mit dem neuen Longplayer „Puro Amor“ gelang ihnen zum dritten Mal in Folge der Einstieg auf Platz 1 der deutschen Charts, es ist die bislang erfolgreichste Album-Veröffentlichung des Jahres 2021. Die Ticketverkäufe für ihre große Open Air–Tour 2022 eilen von einem Rekord zum nächsten: Zuletzt meldete auch die Waldbühne Berlin mit 22.000 Zuschauern „Ausverkauft!“, so dass aufgrund der ungebrochenen Nachfrage dort bereits ein Zusatzkonzert angesetzt wurde. Die Band könnte es also in diesem Sommer ruhig angehen lassen, aber die Broilers wären nicht die Broilers, wenn sie sich in besonderen Zeiten nicht etwas Besonderes für die Fans einfallen lassen würden:
Um ihrer Anhängerschaft wenigstens ein bisschen Linderung der Konzertentzugserscheinungen zu verschaffen, eröffnen die fünf Musiker im August den „Broilers Social Club“. Unter freiem Himmel in kleinen, sommerlichen Locations möchte die Band so mit den Fans zusammenkommen, um gemeinsam ein paar beschwingte Stunden mit gekühlten Getränken und einem speziell für diese Anlässe geschaffenen, ebenso wohltemperierten, akustischen Musikprogramm verbringen zu können. Die Band freut sich: „Alte und neue Broilers–Songs in besonderen Versionen, schmutzige Geschichten zwischen den Songs und vor allem endlich mal wieder Broilers live!!! Wir finden, das ist ein guter Kompromiss in den Zeiten, in denen Broilers Live & Loud in gewohnter Weise nicht möglich ist. Schüttelt Eure Picknick–Decken aus, singt Euch warm, freut Euch auf den »Broilers Social Club«!“
Alvaro Soler am 26. August:
Was Alvaro in den Jahren 2015 bis 2019 mit seiner Musik erlebt hat, kann man getrost eine Sensation nennen. Quasi direkt von der Uni katapultierten seine Songs den spanisch-deutschen Musiker in die Charts in ganz Europa, Lateinamerika und auf Bühnen in aller Welt. In vier Jahren verzeichnete der heute 30-Jährige, der sieben Jahre in Tokio gelebt hat und sechs Sprachen spricht, Erfolge für die andere Jahrzehnte brauchen: Mehr als 80 Gold- und Platinauszeichnungen weltweit, zwei Millionen verkaufte Alben, insgesamt über 2,5 Milliarden Audiostreams und 1,5 Milliarden Streams für seine Videos.
Jan Delay am 2. September:
Es gibt in der deutschen Poplandschaft nur wenige Musiker, die eine ähnlich überraschungsreiche Karriere vorweisen können wie Jan Delay. Er schöpft aus fünf Jahrzehnten (schwarzer) Popgeschichte, aber spielt just im Hier und Jetzt. In ihm stecken Daft Punk und Drake, Burna Boy und Stefflon Don, Sly & Robbie und Meek Mill. Jan Delay und seine grandiose Band Disko No.1 spielen mit Disco, Trap, Funk, Afrobeats, Ska, Arenatechno, Reggea, Rock und Soul, wie es nur Freigeister tun können.
Jan Delay war immer Popschwein aus Überzeugung. Die großen Melodien und Momente hat er nie gescheut, sie eher umarmt und zelebriert und in seinen eigenen Kosmos geholt. Nur das Offensichtliche hat ihn nie interessiert. Im Gegenteil: Es sind gerade die kleinen Brüche und scheinbaren Widersprüche in seiner Musik und Künstlerpersönlichkeit, die ihm erlaubt haben, über drei (!) Jahrzehnte hinweg relevant zu bleiben, eine nicht nur für HipHop-Verhältnisse unfassbare Zeitspanne: von der Roten Flora über “Grün Weiße Liebe” bis hin zu Features mit Hafti und Tretti. Das Politische nimmt er auch knapp 30 Jahre nach “K.E.I.N.E” noch persönlich. Dass er immer wieder damit durchkommt, liegt aber nicht nur an seiner treffsicheren Reimkunst und seinen feinen Sinn für knackige Slogans, und auch nicht am Trademark seiner einzigartigen Gesangsstimme sondern vor allem an einer hart erspielten Tatsache: Es gibt hierzulande schlichtweg keine bessere Live-Band als Disko No. 1 und ihren stylischen MC Jan Delay.
GIANT ROOKS am 3. September:
2015 gründen Sänger Frederik Rabe, Gitarrist Finn Schwieters, Bassist Luca Göttner, Keyboarder Jonathan Wischniowski und Drummer Finn Thomas Giant Rooks. Seitdem hat die Band sich mit riesigen Schritten weiterentwickelt und ist nicht nur aus der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Ganz egal ob London, Berlin oder Mailand – die Menschen vor der Bühne teilen ein Gefühl, ein Mind-Set, gehen auf im Moment. Die Haltung der Giant Rooks ist kosmopolitisch, genau wie ihr Sound. Die fünf Neu-Berliner Anfang 20 schreiben strahlende, euphorische Popsongs mit genau dem richtigen Hauch an wissender Melancholie.
JUPITER JONES am 4. September:
Wir sind zurück. Viel zurücker, als ihr vielleicht ahnt! Wir haben ein Album geschrieben, haben es – stets allen Corona-Unwegsamkeiten trotzend – in liebevoller Kleinstarbeit arrangiert und gerade jetzt sind wir dabei, es zu produzieren. Nicht immer im selben Raum, you know the deal, aber mit demselben Ziel: Eine Platte herauszubringen, die so klingt, wie Jupiter Jones 2021 klingt. Immer auch ein bisschen wie früher, aber am meisten so wie heute!
Lea am 5. September (mit Zusatzkonzert um 15 Uhr):
Mit Hits wie „Leiser“, „Immer wenn wir uns sehn“, „110 (Prolog)“ und „Treppenhaus“ gehört LEA zu den erfolgreichsten Künstlerinnen Deutschlands. Ihre Lieder erzählen wie vertonte Tagebucheinträge aus ihrem Leben: persönlich, verletzlich, stark und immer authentisch. So auch auf ihrem aktuellen Album „Treppenhaus“, auf das nun eine ergänzte Deluxe-Edition folgt. LEAs Texte und ihre Stimme, die zart-zerbrechlich, aber auch kraftvoll und fast rau klingen kann, sind ihre Markenzeichen. LEA möchte als Künstlerin gehört werden, mit ihrer Musik und ihren Texten Menschen erreichen und berühren. Dieses Gefühl entsteht bei der gebürtigen Kasslerin schon früh. Mit 6 Jahren setzt sie sich das erste Mal an das Klavier ihres Vaters und belegt im Alter von 11 Jahren tagelang das Wohnzimmer, um erste eigene Songs zu komponieren. Mit 16 schreibt sie ihren ersten Hit und landet mit dem Song „Wohin willst du?“ einen YouTube-Erfolg. Der Song wurde mehr als 3,2 Millionen Mal angeklickt, erreicht 2017 als Remix mit dem DJ-Duo „Gestört aber GeiL“ Platz 11 der deutschen Charts und wird mit Platin ausgezeichnet.
Und so funktioniert’s:
Speisen und Getränke dürfen selbst mitgebracht werden.
Bei der Bestellung beachten: Für die Picknick Konzerte in Losheim am See bieten die Veranstalter Plätze (Picknick-Decken) für 2, 3 und 4 Personen an. Pro Picknick-Decke sind Personen aus maximal zwei unterschiedlichen Haushalten erlaubt. Die Picknick-Decken müsst ihr selbst mitbringen
Nach derzeitigen Bestimmungen ist beim Einlass und beim Bewegen auf dem Festivalgelände (außerhalb der Picknick-Decke) das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes erforderlich. Es gelten die allgemeinen Abstands- und Hygiene-Regeln.
Popp Concerts haben die gesetzlichen Auflagen permanent im Blick und werden diese entsprechend verantwortungsvoll umsetzen! Sollten (einzelne) Konzerte wider Erwarten doch nicht stattfinden können, bekommt ihr 100% des Kaufpreises vom Ticketingpartner rückerstattet (inkl. aller Gebühren).
Zum Thema Jugendschutz:
Kindern unter 3 Jahren ist der Zutritt zu Veranstaltungen auch in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person untersagt.
3 – bis 13-Jährige dürfen ein Konzert NUR in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person besuchen.
Für Personen von 14 bis 16 Jahren ist ein Besuch möglich, wenn Sie eine erziehungsberechtigte Person oder eine von dieser bestimmte volljährige Begleitung dabei haben, der die Erziehungsberechtigung übertragen wurde (Erziehungsbeauftragte*r) und sie diese Übertragung schriftlich mitführen (Muttizettel).
Ab 16 Jahren gelten keine weiteren Beschränkungen.
Das Label Four Music wurde vor zwanzig Jahren von den Fanta 4 gegründet. Zunächst lief nur der Vertrieb über Sony BMG, später wurde Four Music eine Tochtergesellschaft des Majorlabels. Ziel war es, Bands zu fördern, die sich von den etablierten Popgrößen abheben.
Das brachte Werke unter anderem von Afrob, Freundeskreis, Gentleman und Blumentopf. Im neuen Jahrtausend kamen Clueso, Jupiter Jones und Hurts hinzu, Marsimoto, Marteria und Casper. Ganz aktuell sind Joris und Mark Forster als Dauerbrenner zu nennen.
So viel schöne Musik – da gibt es auch viele Geschichten zu erzählen. Zum Jubiläum hat man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Ein Hardcoverbuch im LP-Format, das die Geschichte des Labels Revue passieren lässt. Auf knapp 150 Seiten findet man darin Gespräche zwischen Max Herre und Marteria, Joy Denalane und Balbina, den Fantastischen Vier oder den vier Four Music-Chefs Fitz Braum, Mark Löscher, Volker Mietke und Michael Stockum.
Die Aufmachung ist wirklich toll. Großformatige Fotos, die eine sympathische Stimmung rüber kommen lassen. Aus jedem Jahr wird ein Album näher beleuchtet. So entsteht eine schöne Chronik. Die Texte stammen aus der Feder des Journalisten Jan Wehn.
Und das ist noch nicht alles: Begleitend gibt es die Liedsammlung „Four Elements – 20 Jahre Four Music“ mit 20 Songs auf 2 LPs. Wieder ein Titel pro Labeljahr, beginnend mit „A-N-N-A“ von Freundeskreis bis hin zu Mark Forsters „Wir sind groß“.
In dieser Jubiläums-Veröffentlichung steckt viel Herzblut und sie ist rundum gelungen. Schön, wenn man zwanzig Jahre Arbeit so glanzvoll feiern und auf jede Menge Erfolge zurück blicken kann.
Es war nicht einfach für die Band aus der Eifel, ohne ihren Frontmann und ihr (sagen wir es ruhig) „Aushängeschild“ Nicholas Müller weiter zu machen. Doch aufgeben kam für beide Seiten nicht in Frage. Der Aussteiger musste mit seiner Krankheit fertig werden, die Übriggebliebenen die Band neu formieren – immerhin galt es das damals gerade erschienene Album zu promoten. Und Sven Lauer als neuer Vokalist war echt ein Glücksgriff. Das konnte man bei den ersten Konzerten in dieser Besetzung beobachten – beispielsweise in der Markthalle Prüm.
Dabei ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Sven ist da extrovertiert, wo Nicholas eher introvertiert war. Er sprintet über die Bühne, klettert diverse Gerätschaften hoch, gleitet mit Surfbrett über die Köpfe der Zuschauer und steht überhaupt in ständigem Kontakt zum Publikum. Sven war ein alter Bekannter der Band und hing schon seit Kindertagen mit ihnen ab. Vom Kumpel zum Fan zum Sänger – so irgendwie. Der Sound wurde schon live um einiges lauter und rockiger. Auch ein Stück weit straighter. Nicholas‘ markige Stimme fehlt, aber das macht Sven durch seine Agilität wett.
Jetzt also die Bewährungsprobe im Studio. Das Album trägt den Titel „Brüllende Fahnen“ und der Titelsong und Opener ist kein einfaches Stück. „Wir können mit vollgerotzten Taschentüchern untergehen / um dann mit brüllenden Fahnen wieder aufzustehen.“ Dann los. Nichts ist eingängig an diesem Song. Alles ist erdiger und klingt mehr nach alternativem Deutschrock als nach Punk.
Doch schon „Ein bisschen Paranoia“ lässt aufhorchen und geht ins Ohr wie ein Gegen-Hit aus den 80ern. So kann es gerne weitergehn. „Jede Viertel Sekunde“ regt zum Nachdenken übers Zeitgeschehen an, „70 Siegel“ und „Herzen schlagen sich“ sind recht ungewöhnliche Beziehungssongs. Auch politische Momente werden nicht ausgespart: „Alle Türken heißen Ali“ bezieht gekonnt Stellung. Und dann knallen Titel wie „Intrigen, Intrigen“ und „Lauf, Forrest, lauf“ als künftige Festivalhymnen ordentlich rein.
Lasst uns ehrlich sein: Jupiter Jones klingen wie eine neue Band. Aber ist das schlimm? Ich finde nicht, denn es ist eine gute neue Band. Mit Deutschrock- und NDW-Attitüde, einem hervorragenden Sänger und eingespielter Instrumentalfraktion. Was hinzu kommt: Das JJ-Erbe wird aufrecht erhalten. Denn Nicholas wird mit Von Brücken nach eigener Aussage sicher keine Songs der Stammband spielen. Also Daumen hoch – Jupiter Jones leben weiter.